Duisburg. Die Sammlung Haniel bot den Philharmonikern in der Küppersmühle einen besonderen Rahmen. In einem Punkt geriet der Abend aber außer Kontrolle.
Vor einer derart vielfältigen und bunten Kulisse musizierten die Duisburger Philharmoniker im Museum Kuppersmühle bisher noch nie wie jetzt mit ihrem fünften Beitrag zur Konzert-Reihe „Im Dialog mit Bild und Raum“. Die aktuelle Wechselausstellung mit der Sammlung Haniel bot den Musikern Vorlagen unterschiedlichster Stile und Formen, so dass Ludger Engel, der Kurator des beliebten Formats, den Abend unter den Titel „informell“ stellte. Denn festgefügte Formen gab es weder zu sehen noch zu hören.
In diesem Umfeld bot sich eine Erweiterung des Programms über reine Musikstücke hinaus an. So setzten die Komponisten und Performance-Künstler Gerhard Stäbler und Kunsu Shim mit originellen Performances szenische Akzente: Stäbler vorwiegend mit älteren, auf Mimik und Gestik ausgerichteten Arbeiten und Kunsu Shim mit introvertierten „Duetten“ für zwei Akteure. Unter anderem mit der Aktion „ziehen“ aus dem Zyklus „Mutter-Vater“, in dem Stäbler und Kunsu Shim ein mit Umweltmüll behangenes Band bis zum Zerreißen dehnen.
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Konzert der Philharmoniker erschließt neue Bereiche der Küppersmühle
Neu war auch die Ausweitung des Wandelkonzerts in Räume der zweiten Etage mit ihren Bildern von Markus Lüpertz, A. R. Penck, Anselm Kiefer und weiteren Künstlern aus dem hochwertigen Präsenzbestand. Bereits der Aufgang vorbei am beeindruckenden Stahlsilo sorgte für eine spezifische Stimmung, die durch die musikalischen Beiträge noch vertieft wurde.
Was sich besonders nachdrücklich in Improvisationen niederschlug. Etwa in den kurzen Solo-Breaks der Flötistin Veronika Vitazkova, die zusätzlich noch zu exotischen Blasinstrumenten wie der slowenischen Fujara und dem armenischen Duduk griff.
Kreative Interaktionen mit den Bildern erlauben fest notierte Kompositionen natürlich weit weniger. Inwieweit die Bilder den Höreindruck beeinflussen, dürfte jeder Besucher unterschiedlich empfunden haben. Aber Otto Oromszegis „Zehn moderne Etüden“ für Fagott und Schlagzeug wirken vor Sonderborgs großformatigem Bild „Composition“ schon anders als in einem abstrakten Konzertsaal.
Auch das ebenso expressive wie nach innen gekehrte Solo-Stück „De profundis“ für Knopf-Akkordeon der tief religiösen Komponistin Sofia Gubaidulina, einer der eindrucksvollsten und kompositorisch besten Beiträge des Abends, erhielt vor den detailreich figurierten Bildern Anselm Kiefers eine zusätzliche Dimension.
Ein wenig außer Kontrolle ist der zeitliche Ablauf geraten. 110 Minuten ziehen sich trotz der abwechslungsreichen, aber sehr anspruchsvollen Werkfolge doch arg in die Länge. Was die Qualität der Vorträge nicht mindert. Stellvertretend seien hier der Cellist Filbert Slenczka, der Geiger Tonio Schibel und der Akkordeonist Andreas Borregaard genannt.