Duisburg-Neudorf. Vor einigen Wochen ist das „Marina Fish House & Co.“ ins Tectrum in Duisburg-Neudorf eingezogen. Ist der Start geglückt? So hat‘s geschmeckt.
Im ehemaligen „Baba Su“ an der Bismarckstraße in Neudorf ist das „Marina Fish House & Co.“ eingezogen. Die Räume im Duisburger Tectrum haben eine durchaus bewegte Gastro-Geschichte.
Bisher hat Familie Öztürk ein türkisches Schnellrestaurant auf der Königstraße betrieben, in dem typische Gerichte aufgetischt werden und wo sich in der Ecke ein Döner-Spieß dreht. An der Bismarckstraße ist das Ambiente schicker. Wir besuchen das neue Restaurant an einem Sonntagabend. Einen Tisch für vier Personen gibt es ohne Probleme. Das große Lokal ist leer. Nur zwei weitere Tische sind besetzt.
Atmosphäre
Glaslampen mit verschnörkelten Glühstäben in der Birne hängen von der Decke. Das Restaurant wird in ein stimmungsvoll-schummriges Licht getaucht. Dunkle Holztische, Holzstühle, wenig Deko. Nur ein kleines Teelicht in einem Glas mit Steinchen steht auf dem Tisch, dazu an jedem Platz eine Serviette. Das Kerzenlicht verströmt Gemütlichkeit.
An der Wand ist eine lange dunkle Ledersitzbank mit Tischen davor platziert. Alles frei. Wir wählen einen Tisch an den großen Fenstern, die einen Blick in den Bauch des Tectrums geben. Aus den Lautsprechern erklingt leise Klaviermusik. Es wirkt schick und warm. Am Ende des Raumes steht eine beleuchtete Fischtheke aus Glas - wie man sie aus dem mediterranen Urlaub kennt. Die Fische liegen auf Eis, dabei auch ein Krebs und ein Tintenfisch. Nur der Aschenbecher im Entree stört.
Service
Der Service ist aufmerksam und sehr höflich. Wir haben einen kleinen Esser dabei, der prompt Apfelschorle bestellt. Der nette Kellner verweist aber erstmal auf die Mutter, ob die auch damit einverstanden sei. Das erlebt man nicht allzu oft.
Trotzdem ist er nicht immer im Bilde. Im Fischrestaurant weiß er bei der Fischplatte nicht, was es genau für ein Fisch ist. Er erkundigt sich aber für uns in der Küche. Es war die Makrele.
Auf der Kinder-Karte stehen vier Fischstäbchen und Pommes. Auf dem Teller landen sogar fünf Fischstäbchen.
Angebot
Die Speisekarte ist überraschend vielfältig. Im Fischrestaurant gibt es auch Fleischgerichte mit Hähnchen, Rindersteak oder Lamm und eine vegetarische Gemüsepfanne. Der Fokus liegt, wie man es bei einem Fischrestaurant erwarten kann, bei den Fischen. Darunter sind Rotbarbe, Lachs, Forelle, Sardellen, Wolfsbarsch, Steinbutt, Seezunge und Dorade, aber auch Oktopus oder Garnelen.
Es gibt kalte und warme Vorspeisen, zwei Suppen (Fischsuppe und vegane Linsensuppe), verschiedene Salate und bei den Desserts türkischen Grießkuchen (6 Euro), Reispudding (6,50 Euro) oder den traditionellen Joghurt mit Honig und Walnüssen (5,50 Euro).
Wir nehmen als Vorspeise die Fischsuppe (7 Euro) und Antep Ezme (6,90 Euro), eine scharfe und fruchtige Gemüse-Salsa. Dazu liefert der Kellner leckeres knuspriges, leicht angegrilltes Brot und einen Gruß aus der Küche. Es gibt zusätzlich vom Haus noch einen erfrischenden Schafskäse-Joghurt-Dip. Erstaunlich bei Familie Öztürk: Efes steht auf der Bierkarte, es gibt aber keins - dafür das gute frische KöPi.
Geschmack
Die Fischsuppe (Balik Corbasi) schmeckt frisch und kann mit einer Zitrone individuell noch den gewissen Spritzer bekommen. Sie ist cremig, aber nicht übertrieben sahnig und sehr schmackhaft dank dezenter Einlage.
Die scharfe Gemüse-Salsa ist ein Traum, auch der Schafskäse-Joghurt-Dip passt sehr gut zu dem warmen Brot. Die Pommes sind knusprig und schön salzig. In einem Fischlokal hätten wir aber mit selbstgemachten Fischstäbchen gerechnet. Diese kamen hier aber wohl aus der Tiefkühltruhe. Wahrscheinlich wäre der Aufwand dann doch zu hoch für den Preis von acht Euro. Das Kind kennt‘s, ihm schmeckt‘s.
Als Hauptspeise kommen eine Fischplatte für zwei Personen (47,90 Euro) und ein Teller mit großen Garnelen (32,90 Euro).
Auf der Platte liegen Lachs, Dorade, Rotbarbe, besagte Makrele und zwei Spieße mit kleinen Garnelen. Dazu gibt es buttriges Gemüse, Rosmarinkartoffeln und Zitrone. Die Fische sind gut gegrillt, aber wenig gewürzt.
Die großen Garnelen sind ebenso mit Rosmarinkartoffeln und Gemüse angerichtet. Auf der Karte stehen allerdings Olivenöl, Knoblauch und Chili. Letztere lassen sich aber nicht rausschmecken. Auch sichtbar sind die Scharfmacher nicht. Schade, wenn man gerne pikant isst. Dazu sind die Garnelen sehr fest und etwas zu hart im Biss. Das Gemüse ist auf den Punkt und gut gebuttert: darunter Blumenkohl, Möhre, Zucchini und Brokkoli. Die Kartoffeln sind weich und schmecken frisch. Auf den Tellern findet sich noch ein Schälchen mit Minz-Mayo. Die Minze geht aber unter, da fehlte der Mut.
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Dem Nachwuchs zum Nachtisch bestellen wir noch einen Honig-Joghurt. Damit die Erwachsenen nicht leer ausgehen, gibt es auch hier noch einen schön angerichteten, schmackhaften Teller aus der Küche mit Melone, Sahne, Blaubeeren und herrlich süß-durchtränktem Grießkuchen. Die Melone ist in mundgerechte Stücke geschnitten und bietet das passende Pendant zu den Süßspeisen. Erfrischend! Zum Abschluss gibt es für alle Großen noch einen Raki gratis.
So fällt das Fazit aus:
Im „Marina Fish House & Co.“ ist es erstaunlich ruhig und gemütlich. Der Service ist sehr kinderfreundlich und bis zur Garderobe galant. Das Essen schmeckt solide, ist aber von den Gewürzen ausbaufähig. Dafür ist das Angebot vielfältig, wenngleich etwas überteuert. Auf jeden Fall eine kulinarische Bereicherung für Neudorf - es ist dem Fischermann nach dem beliebten „Baba Su“ eine längere Verweildauer als dem Zwischenspiel „Credo“ zu wünschen.
Bewertung:
Ambiente: 4/5 Punkte
Service: 4/5 Punkte
Geschmack: 3/5 Punkte
Preis-Leistungsverhältnis: 3/5 Punkte
Adresse: Marina Fish House & Co, Bismarckstraße 120, 47057 Duisburg, Tel. 0203 93075704,
Sonntags bis donnerstags ist von 15 bis 23 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 0 Uhr. Die Küche schließt um 22 Uhr.
>> Hinweis
Diese Gastrokritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unserem Test geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen unser Essen selbst.