Duisburg. In Duisburg gibt es Wochenmärkte an 28 Standorten. Doch für ihr Überleben gibt es erhebliche Risiken, warnt Uwe Kluge von Duisburg Kontor.

Die Zahl der Duisburger Wochenmärkte kann sich sehen lassen: 55 pro Woche an 28 Standorten. „Als Großstadt sind wir in der Versorgung relativ weit vorn“, sagt Uwe Kluge. Den Chef der städtischen Vermarktungstochter Duisburg Kontor treibt dennoch die Sorge um die Zukunft der Märkte um. Auf vielen Marktplätzen wird es leerer, weil erst die Kunden und dann die Händler ausbleiben; die Konkurrenz der Discounter und Supermärkte bedroht den traditionellen Wochenmarkt.

Duisburg Kontor: Seit 2011 stadtweit zwei Marktstandorte aufgegeben

„Wir können uns tot werben, die Entwicklung des Einkaufsverhaltens werden wir schwerlich beeinflussen“, so Kluge im Wirtschaftsausschuss des Stadtrates. Dass die Zahl der Märkte stark rückläufig ist, sei nicht richtig, betont er: Seit 2011 wurden stadtweit zwei Standorte aufgegeben, die Zahl der Veranstaltungen sank von 60 auf 55.

Stärker änderten sich Markttage und Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 8 bis 13 Uhr sind die Kernzeiten, einzige Ausnahme ist der Duisserner Nachmittagsmarkt (14-17.30 Uhr) und der Bauernmarkt in der City (Di. und Do. 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 16 Uhr). „Der Montag ist nicht mehr marktgängig“, so der Kontor-Geschäftsführer.

Uwe Kluge, hier auf dem Hochfelder Marktplatz, unterstützt als Geschäftsführer von Duisburg Kontor und als Veranstalter die Duisburger Wochenmärkte.
Uwe Kluge, hier auf dem Hochfelder Marktplatz, unterstützt als Geschäftsführer von Duisburg Kontor und als Veranstalter die Duisburger Wochenmärkte. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Neue Märkte an neuen Orte zu etablieren ist kaum möglich

Neue Märkte an neuen Orten oder nach Feierabend zu etablieren, das sei schwierig bis unmöglich. „Es funktioniert nur an einem zentralen und ohnehin gut frequentierte Marktplatz, wenn der Verzehr vor Ort im Vordergrund steht und es Programm gibt“, sagt Kluge. So scheiterten Versuche, Wochenmärkte am Dellplatz und am Innenhafen, in Neudorf-Süd und in Hochemmerich zu etablieren.

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Weil sich keine Händler fanden, kam es gar nicht zur Umsetzung von Feierabendmärkten in Walsum, Buchholz und Ruhrort. „Die Händler müssen vom Umsatz leben können, das ist das Kernproblem neuer Marktveranstaltungen“, erklärt der Kontor-Chef. Er erinnert an die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, die schon dem Tante-Emma-Laden den Tod brachte: Viele wünschen sich den kleinen Laden um die Ecke, doch sie kaufen dort nicht ein.

Konkurrenz durch den Lebensmittel-Einzelhandel wiegt schwer

Auch für die Wochenmärkte sei der Lebensmittel-Einzelhandel, dominiert von wenigen großen Discountern und Ketten, eine schwere Konkurrenz: mit einem größeren Angebot an Frische-Produkten, einer besseren Infrastruktur und die Einkauftüte kann der Kunde im Wagen bis zum Parkplatz vor der Tür schieben. Kluges Beispiel: „Seit es in Ruhrort Kaufland gibt, hat es ein Wochenmarkt auf dem Neumarkt schwer.“ Als Veranstalter versuche Duisburg Kontor zu unterstützen, mit Stromversorgung und WC, Marketing und Händler-Akquise.

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„Der Markthändler-Beruf ist nicht mehr attraktiv“, nennt Uwe Kluge ein weiteres Zukunftsrisiko, „wer aufhört, findet keinen Nachfolger mehr in der eigenen Familie.“ Immer öfter höre er den Satz: „Meine Kinder sollen nicht mehr auf den Markt.“

Die kleinen Märkte tun sich schwer, neue Händler zu finden. In Laar hält Nevruz Fida mit ihrem Stand für Obst und Gemüse die Stellung.
Die kleinen Märkte tun sich schwer, neue Händler zu finden. In Laar hält Nevruz Fida mit ihrem Stand für Obst und Gemüse die Stellung. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wer sich einen Wochenmarkt wünscht, muss dort einkaufen

Längst sei unter den Marktstandorten ein „riesiger Wettbewerb“ entbrannt, die Städte versuchten gegenseitig, sich die Händler abzuwerben. Duisburg habe mit schwacher Kaufkraft keine gute Position. Letztlich, betont Uwe Kluge, liege das Überleben der Märkte aber vor allem in der Hand der Kunden: „Sie steuern mit ihrer Einkaufsmacht und ihrem Verhalten das Angebot. Wenn wir also möchten, dass die Wochenmärkte erhalten bleiben, müssen wir dort einkaufen.“

>> KONTOR-CHEF: MÄRKTE UND EINZELHANDEL MÜSSEN ZUSAMMENWIRKEN

  • Zur Sicherung ihres Überlebens müssten stationärer Einzelhandel, Wochenmärkte und Sonderveranstaltungen besser zeitlich aufeinander abgestimmt werden, wünscht sich Uwe Kluge.
  • „Wenn beim Kürbisfest um 11.15 Uhr die Innenstadt voll ist, aber Karstadt erst um 13 Uhr aufmacht, ist das schwierig“, so der Kontor-Geschäftsführer im Wirtschaftsausschuss.
  • Eine wichtige Rolle können die Märkte beim Absatz regionaler Produkte spielen, glaubt er. Dazu bedürfe es auch gezielter Ernährungsbildung für eine gesunde, regionale und saisonale Ernährung sowie Werbung für den lokalen Einkauf bei den Bürgern.