Duisburg-Rheinhausen. Leerstand gibt es beim Bauverein Rheinhausen nicht. Der Verein erklärt, warum seine Wohnungen so beliebt sind und relativ wenig CO2 ausstoßen.

Mit 3298 Wohnungen ist der Bauverein Rheinhausen eG eine eher kleine, aber begehrte Wohnungsgenossenschaft: Leerstand gibt es nicht. Die Bemühungen um die energetische Sanierung des Bestandes zahlen sich aus: Unter 475 Wohnungsunternehmen im Verband Rheinland Westfalen ist der Bauverein die Nummer eins in Bezug auf niedrigen CO₂-Ausstoß.

Der Vorsitzende Marten Thöne und seine Mitarbeiterin, Immobilienkauffrau Maria Salvaguardia, berichten davon, warum der CO₂-Ausstoß so niedrig ist, wie sich die Mietpreise entwickeln und wie der Verein die Gebäude saniert. Unsere Redaktion hat das Gespräch zusammengefasst.

Entwicklung des CO₂-Ausstoßes

Die Entwicklung in Zahlen: 1990 lag der durchschnittliche Energieverbrauch einer Genossenschaftswohnung bei 220,5 kWh pro Quadratmeter und Jahr, 2022 waren es 88,4 kWh/qm. Die Treibhausgas-Emissionen seien in 30 Jahren um 92 Prozent reduziert worden.

Immobilienkauffrau Maria Salvaguardia erklärt, warum die Gebäude des Bauvereins Rheinhausen wenig CO2 ausstoßen. Auch die Mieter hätten ihren Anteil.
Immobilienkauffrau Maria Salvaguardia erklärt, warum die Gebäude des Bauvereins Rheinhausen wenig CO2 ausstoßen. Auch die Mieter hätten ihren Anteil. © Bauverein Rheinhausen | Bauverein Rheinhausen

Die Werte sind mit einem durchschnittlichen Ausstoß von 11,4 Kilogramm CO₂ pro Quadratmeter und Jahr die niedrigsten, die dem Verband Rheinland Westfalen gemeldet wurden. Der Vorstand führt das auf die Wirksamkeit der energetischen Modernisierungen der vergangenen 20 Jahre zurück, die nach seiner Rechnung den durchschnittlichen Energieverbrauch um 60 Prozent gesenkt hätten.

Preisentwicklung

Profitiert haben die Mieter davon während der Energiepreiskrise in der Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, als die Brennstoffkosten sprunghaft in die Höhe schnellten. Neben den energetischen Sanierungen haben die Bauverein-Mieter auch durch eigenes Verbrauchsverhalten zur Senkung ihrer Heizkosten beigetragen.

Mietpreise

Die Mietpreise liegen im unteren Bereich der ortsüblichen Mieten. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag 2023 beim Rheinhauser Bauverein pro Monat bei 5,74 Euro/m2. Damit liegt die Genossenschaft um 60 Cent pro Quadratmeter unter der durchschnittlichen ortsüblichen Vergleichsmiete laut Duisburger Mietspiegel.

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Die Durchschnittsmiete der frei finanzierten Wohnungen der Genossenschaft habe 2023 über 22 Prozent niedriger als die Durchschnittsmiete in Duisburg und 34 Prozent niedriger als in NRW gelegen.

Erfolgsrezept

„Der Bauverein Rheinhausen hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Mieter für eine geringe Miete das beste Wohnen haben, weil er sich für seine Bewohner verantwortlich fühlt“, betont Thöne. Die Genossenschaft müsse keine hohen Dividenden erwirtschaften: „90 Prozent der Mieteinnahmen werden reinvestiert.“

Sanierungsmaßnahmen

Der Bauverein arbeitet auf vielen Feldern: Er investiert in Wärmedämmung von Gebäuden, legt grüne Dächer zur Verbesserung der ökologischen Bilanz an, fördert die Biodiversität und tauscht Heizungen durch effizientere Modelle zur Reduzierung des Energieverbrauchs und CO₂-Minderung aus. Er nimmt Dachdämm-Arbeiten in Angriff und bricht versiegelte Flächen auf, um Blumenwiesen anzulegen.

Wärmepumpen

Die hat der Bauverein nicht eingebaut, weil er sie nicht für eine geeignete Technik hält. Sie seien für die 26 Mehrfamilienhäuser zu kleinteilig. „Der Bauverein denkt ganzheitlich für seine Quartiere und hat verschiedene Bausteine“, erläutert der Vorsitzende.

Über die Gasversorgung zu einem guten Preis gebe es einen langfristigen Vertrag. Außerdem setze der Bauverein auf Anlagen, die zu einem späteren Zeitpunkt auch den Einsatz von Wasserstoff zulassen. Die Nutzung von Fernwärme sei eine weitere Option.

Drei Säulen: Wirtschaftlich, sozial gerecht und nachhaltig

Der Bauverein Rheinhausen handelt in drei Dimensionen: Die ökonomische Säule richte den Fokus auf nachhaltiges Wirtschaften bei der Entwicklung des Wohnungsbestandes.

Die soziale Säule lege Wert auf menschliche und soziale Belange, fördere soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Gemeinschaft und habe unter anderem die Arbeitsbedingungen im Blick.

Die ökologische Säule achte auf umweltbezogene Aspekte und Verantwortung, ziele auf den Erhalt natürlicher Ressourcen, den Schutz von Umwelt und Biodiversität. Außerdem werde Wert auf umweltverträgliche Produktion gelegt und es werde darauf geachtet, dass negative Umweltauswirkungen reduziert würden.

Förderung einer gesunden Umwelt

Konkret heißt das: Beim Bauverein Rheinhausen gibt es ein Projekt zur Förderung einer gesunden Umwelt und zur Unterstützung lokaler Biodiversität. Die Wohnungsgesellschaft erstellt eigenen genossenschaftlichen Honig.

Auf einigen Dächern der Wohnanlagen wurden Bienenvölker angesiedelt. Die werden von einem engagierten örtlichen Imker betreut. Den Honig überreicht die Wohnungsgesellschaft als Willkommensgeschenk an neue Mieter.

Mitarbeitende

Der Bauverein Rheinhausen hat 38 Mitarbeitende und zehn eigene Gärtner, die die Umweltziele der Genossenschaft umsetzen.

Bauverein weist auf Gesetz zur CO2-Abgabe hin

Der Bauverein Rheinhausen macht darauf aufmerksam, dass am 1. Januar 2023 das Gesetz in Kraft getreten ist, das die Aufteilung der Kosten der CO2-Abgabe zwischen Vermietern und Mietern regelt. Es ist gestaffelt über zehn Stufen.

Je nach Emissionhöhe des Gebäudes zahlen Mieter einen Anteil zwischen fünf und 100 Prozent (bei sehr effizienten Gebäuden mit dem Energiestandard EH55) der CO2-Bepreisung für die Wohnung. Der Vermieter muss jeweils den Rest bezahlen. Durch Einsparungen der CO2-Belastung könne somit an diesen Kosten gespart werden, sodass keine Strafzahlungen anfallen.