Duisburg. Die Sana-Kliniken schreiben rote Zahlen, nicht nur die Gebäude sind sanierungsbedürftig. Warum in der Belegschaft die Verunsicherung wächst.
Die Duisburger Sana Kliniken stecken in der Krise. In der Belegschaft wächst die Sorge, sie fühlt sich über die Konsequenzen eines möglichen Verkaufs der Anteilsmehrheit an Duisburgs bekanntester Klinik an die Johanniter (siehe unten: weitere Berichte zum Thema) nicht ausreichend informiert und mitgenommen. „Es wird Veränderungen geben, aber man möchte beteiligt werden“, sagt der langjährige Vorsitzende des Betriebsrats, Helmut Böckeler.
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Sana-Kliniken Duisburg: Sieben Jahren in Folge steigende Defizite
Auch die Beschäftigten kennen die roten Zahlen, die das Haus schreibt, seit der Sana-Konzern im Jahr 2015 den 50-Prozent-Anteil von der Stadt übernahm (seit 1999 ist Sana mit 49 Prozent beteiligt, ein Prozent hält weiterhin die Stadt).
Nur für das erste der vergangenen acht Jahre, 2015, weist die Bilanz einen Überschuss aus (783.000 Euro), in allen weiteren Jahren schrieb das Haus Verluste, die sich bis 2022 auf rund 57,5 Millionen Euro belaufen. Das laufende Jahr, so heißt es, werde mit einem Fehlbetrag von 18 Millionen Euro enden.
Richtig ist: Auch vor 2015 verdiente das Haus schon kein Geld, mit dem der riesige Renovierungsstau zu beseitigen gewesen wäre. Obwohl Sana selbst durch die mit der Übernahme eingegangenen Investitionsverpflichtungen rund 87 Millionen Euro investierte (hauptsächlich in Brandschutz, Modernisierung von Stationen und Medizintechnik), bleibt der Gebäudekomplex eine Baustelle: Netze schützen Passanten vor herabfallenden Gebäudeteilen; bis eine neue Löschanlage installiert ist, müssen weiterhin Brandwachen aufgestellt werden.
Betriebsrat: Hängepartie erschwert die schwierige Personalsuche
Antworten habe es auch auf der Betriebsversammlung vor zwei Wochen nicht gegeben, bedauert Böckeler. „Wenn der Vertrag unterschrieben ist, haben wir keinen Einfluss mehr“, sagt der Betriebsratschef. Die anhaltende Hängepartie tue dem Haus nicht gut, sie erschwere die ohnehin schwierige Suche nach Personal: „Niemand muss Angst um seinen Job haben. Aber die Frage ist: Wie weit gehen die Kolleginnen und Kollegen freiwillig mit?“
Zwischen 120 und 140 Millionen Euro sind wohl erforderlich, um das Haus auf Vordermann zu bringen, auch für die von Sana zwar angekündigten, aber nie umgesetzten Investitionen, etwa in ein neues Ärztehaus. Zwar bescheinigt Sana selbst dem Haus in den Geschäftsberichten seit 2018 immer wieder „medizinstrategische Entwicklungsoptionen durch Neu- und Sanierungsbauten, die das operative Ergebnis der Sana Kliniken Duisburg nachhaltig verbessern werden“ – allerdings gibt es bislang weder die Bauten noch die Strategie.
Auch Johanniter rutschen in Rheinhausen 2019 in die roten Zahlen
Was die Johanniter veranlassen könnte, viel Geld mitzubringen für die Modernisierung, fragt man sich nicht nur am Kalkweg. Zwar verweist der Orden auf die Bedeutung seines Krankenhauses in Rheinhausen für die Versorgung der Bevölkerung.
Ob es aber fortan mit einem Basisangebot wirtschaftlich zu betreiben ist, erscheint ebenso zweifelhaft wie die Vermutung, eine Allianz mit Sana werde die Lage beider Häuser nachhaltig verbessern. Denn seit 2019 ist die zuvor profitable Klinik in Rheinhausen, zunächst durch einen Brand, dann durch die Pandemie, ebenfalls in die Verlustzone gerutscht.
Auch aus dem Leistungsangebot beider Häuser erschließen sich für den Betriebsrat keine Gründe für eine Allianz: „Da wäre eine Zusammenarbeit mit dem Bethesda aus unserer Sicht vielleicht sinnvoller gewesen.“ Angesichts der Stärken der Nachbarhäuser müssten nun sowohl Sana als auch die Johanniter fürchten, dass sie bestimmte Leistungen, etwa in der Kardiologie, nach Vollzug der Klinikreform nicht mehr anbieten können.
>> NOCH EINFLUSS? STADT VERWEIST AUF VERTRAULICHKEIT
- Die Verhandlungen wolle man „in Bälde zu einem erfolgreichen Abschluss bringen“, sagen Sana und Johanniter.
- Mit am Tisch sitzt die Stadt Duisburg, die seit 2015 noch über eine Beteiligung von einem Prozent am einstigen städtischen Klinikum am Kalkweg hält.
- Welchen Einfluss kann sie damit noch nehmen auf die Entscheidungen der beiden Träger? Auf diese Frage gibt’s keine Antwort. Stadtsprecher Jörn Esser verweist auf die Vertraulichkeit der Verträge, die seinerzeit mit Sana beim Anteilsverkauf vereinbart wurde.
- Vertraulich seien auch die Inhalte der laufenden Verhandlungen, so der Sprecher weiter: „Höchste Priorität hat für die Stadt Duisburg im Rahmen ihrer Einwirkungsmöglichkeiten daher eine optimale Krankenhausversorgung der Duisburger Bevölkerung.“ Klar sei, dass Sana „ein starker Partner“ sei, „dessen Eigentümer zudem private Krankenversicherer sind“.