Duisburg. Der Landschaftspark Duisburg wird 30 und feiert eine große Party. Danach wird die Gebläsehalle geschlossen. Neue Ideen für die nächste Dekade.
Das neue Jahr ist ein besonderes für den Landschaftspark Duisburg-Nord. Es gibt eine „dicke Party“, freuen sich Geschäftsführer Frank Jebavy und Pressesprecherin Lena Sieler. Der Landschaftspark wird 30 Jahre alt und feiert das am 1. Juni zünftig bei der Extraschicht, die nach fünf Jahren Pause nach Meiderich zurückkehrt.
Details zum Programm werden erst im April zentral bekannt gegeben, aber das Grinsen der beiden kündet von guter Unterhaltung. Es werde auf jeden Fall „so groß und vielfältig wie 2019“, verspricht Jebavy. Zugleich wird auch das 25-jährige Bestehen der Route der Industriekultur gefeiert.
Sanierungen im Landschaftspark: Gebläsehalle wird ein Jahr lang geschlossen
Gleich danach, am 2. Juni, wird allerdings ein wichtiger Teil des Parks für ein halbes Jahr geschlossen: Die Gebläsehalle wird umfangreich saniert, Betonarbeiten an den Stützpfeilern sind geplant, an der Statik wird geschraubt, die Brandschutzmeldeanlage erneuert, die Elektrik ebenso, zählt Jebavy auf.
Andere nötige Maßnahmen könnten mit der bestehenden Förderpraxis allerdings nicht gelöst werden. Energetische Fenster etwa oder eine neue Dachisolierung geben die Budgets des RVR nicht her, diese sind lediglich für die Instandhaltung gedacht. „Es fehlen Fördermittel für die Modernisierung“, bedauert Jebavy. Die brauche es aber für Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz, auch an anderen Standorten der Industriekultur.
Tatenlos will er nicht bleiben und so hat er in einem ersten Schritt ein Energiekonzept für den ganzen Park beauftragt. Damit soll geklärt werden, wo Energie gewonnen werden könnte, wo sie verbraucht wird und wie sich das bei der künftigen Erschließung sinnvoll mitdenken lässt.
Betonsanierungen werden 2024 außerdem am Möllerbunker laufen, wo der Deutsche Alpenverein klettert. Und schließlich ist die Gichtgasleitung über der Hochofenstraße mit der markanten Ei-Form nun dran. „Die lässt sich nicht mehr flicken, sie wird komplett neu gebaut.“ Die Bauhütte, die für den Erhalt des Parks zuständig ist, habe sie lange retten können, aber jetzt brauche es die tiefgehende Expertise von Metallbauern.
Sommerkino läuft 2024 erstmals über 45 Tage
Die geschlossene Gebläsehalle macht es vor allem der Ruhrtriennale schwer, die mit Veranstaltungen in die Kraftzentrale ausweichen muss. Auch die Mieteinnahmen fehlen dem Park, „aber für solche Maßnahmen gibt es nie einen guten Moment“, so Jebavy.
Das Programm des Landschaftsparks Duisburg-Nord lässt sich dennoch sehen: So wird das Sommerkino dieses Jahr erstmals an 45 Tagen Filmfans in die Gießhalle locken. Los geht es am 5. Juli. Für das Traumzeitfestival sind bereits 40 Prozent der Tickets verkauft. Auch die Photo + Adventure sowie das Klavierfestival Ruhr stehen bereits fest im Terminkalender.
Schon der Januar hat viele Publikums-trächtige Veranstaltungen in petto, gerade erst lockte die Anglermesse, es folgen eine Bau- und eine Hochzeitsmesse. Die Zeit der aktiven Akquise sei lange her, „wir beobachten eine kontinuierlich steigende Nachfrage“, ergänzt Jebavy. Gerade die Kraftzentrale sei wegen ihrer Größe attraktiv für Messeveranstalter.
Sein erstes Jahr als Geschäftsführer kann Jebavy mit Mega-Zahlen abschließen: 780 Belegungstage wurden verzeichnet, ein Rekord. Damit kommt der Park allerdings auch an seine Grenzen. Erneut wurden insgesamt rund 1,2 Millionen Besucher gezählt. Der Umsatz lag bei rund sieben Millionen Euro, wegen der steigenden Personal- und Baukosten leicht über dem Vorjahr. Der Park darf keine Gewinne erwirtschaften, alle Erlöse werden wieder in die Landmarke gesteckt, betont Jebavy. „Wir hoffen, dass die Duisburger den Park weiterhin als ihr Wohnzimmer ansehen und wir für die guten Schlagzeilen der Stadt zuständig sind.“
Landschaftspark Duisburg: Plan für die nächste Dekade
Um den Landschaftspark zukunftsfähig zu machen, denkt das Team um Jebavy daher gerade groß: Die nächste Dekade soll viele Neuerungen bringen, dafür laufen bereits Anträge für Fördermittel. Die Idee: Ein Besucher- und Informationszentrum soll entstehen, und zwar mitten im Park, neben dem Gasometer: Hier wartet ganz in Orange das ehemalige Zentrale Messhaus auf seine neue Bestimmung. Bislang steht es leer und wird nur für gelegentliche Filmdrehs genutzt. Künftig könnten hier Besucher empfangen und informiert sowie touristisch auch auf andere Highlights der Region hingewiesen werden.
Ein zweiter Bereich könnte die Werks- und Sozialgeschichte des Parks beleuchten. Dafür wurden im vergangenen Jahr bereits etliche Zeitzeugen vor die Kamera geholt und interviewt. Ihre Geschichten sollen Teil der Ausstellung werden. Wer mehr Input wünscht, könnte in einem dritten Bereich des Besucherzentrums landen, wo Platz für Schulklassen ist, wo Gästeführer ihre Gruppen auf die Tour einstimmen können und wo wechselnde Ausstellungsthemen die Geschichte des Parks lebendig machen.
„Wir überlassen es bislang noch den Besuchern, die Puzzleteile zusammenzusetzen, wir erzählen uns zu wenig“, beschreibt der Parkchef die Lücke, die in den kommenden Jahren geschlossen werden soll.
Parkflächen erschließen und die Verkehrslenkung digitalisieren
Ein anderes Problemfeld ist der Parkplatz. Er steht unter Denkmalschutz und ist bislang nicht erschlossen. Rund 1500 Autos finden hier Platz, bei Großveranstaltungen können die Reserveflächen an der Hamborner Straße genutzt werden, gelegentlich auch der Ikea-Parkplatz. Für die Ruhr Games und andere Groß-Events reicht das alles nicht.
Eine „echte Revolution“ wäre es, die Verkehrslenkung zu digitalisieren und schon von den Autobahnen aus die Anreise zu steuern, beschreibt Jebavy seine Zukunftsvision. Aber auch darüber hinaus müsse der Park seiner Rolle bei der Verkehrswende gerecht werden und die Infrastruktur verbessern: Eine richtige Radstation mit Pannenhilfe, Aufladestation für E-Bikes und Verleihangebot gehöre hier hin.
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>> DER LANDSCHAFTSPARK ALS DREHORT
Für viele Filme diente der Landschaftspark bereits als Drehort. Weltweit konnte man das alte Stahlwerk kürzlich in den „Tributen von Panem“ sehen. „Hollywood hat aber noch nicht wieder angeklopft“, sagt Lena Sieler. Der Ruf des Parks als Filmstandort habe sich aber weiter verbreitet, nicht nur unter Filmschaffenden, sondern auch unter Fans, die aus Deutschland und ganz Europa anreisen, um die Drehorte in Augenschein zu nehmen. Gedreht werde auch 2024 wieder. Für welche Filme die Kulisse genutzt werden soll, ist allerdings geheim.
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>> PROTEST GEGEN DIE ERWEITERUNG DER A59
Das Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der A59 im Duisburger Norden hat das Team des Landschaftsparks „wochenlang beschäftigt, die Pläne nehmen sehr unsensibel Einfluss auf die Gestaltung des Parks, was denkmalrechtliche, urheberrechtliche und betriebsrechtliche Folgen hätte“, beklagt Parkchef Frank Jebavy. Er sei klar für eine Tunnel-Lösung, weil sie neue Möglichkeiten für den Park mit sich bringe.
Schon die Idee der Planer, die Emscherstraße einfach zu sperren – da fasst er sich an den Kopf: „Ohne Sensibilität für den Standort“ sei da gearbeitet worden. Die Idee, ein Regenrückhaltebecken mitten in die Auenlandschaft des nahen Emstermannshofs zu flanschen, „trieft vor Ignoranz gegenüber dem Park“. Dieser sei inzwischen auch Gartendenkmal, betont Jebavy.
Die Pläne sehen auch vor, Waldflächen für Baustellenplatz platt zu machen sowie eine Brücke, die eigentlich dem Biotopverbund diene und Tieren die Querung der Autobahn ermögliche, ohne adäquaten Ersatz abzureißen, berichtet er. Gegen solche „brutalen Eingriffe“ habe sich das Team auch mit anwaltlicher Hilfe zur Wehr gesetzt.