Duisburg. Um den Besuch von Alice Weidel in Duisburg wird mit großem Protest gegen die AfD gerechnet. Polizei kann gewaltsame Aktionen nicht ausschließen.

Der Neujahrsempfang des Duisburger AfD-Kreisverbandes am Samstag birgt Sprengstoff. Denn die Nachricht über den prominenten Besuch von der Bundessprecherin und Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, mischt sich mit Berichten überein Geheimtreffen in Berlin, bei dem laut Correctiv-Recherchen Politiker ihrer Partei gemeinsam mit Neonazis und Unternehmern über millionenfache Abschiebung und Vertreibung gesprochen haben sollen.

Aufrufe aus der linken Szene kursieren in sozialen Netzwerken

Und so formiert sich rund um den Weidel-Besuch in Duisburg abermals Protest gegen die rechtsradikale bis rechtsextreme AfD. Die Polizei rechnet um die Homberger Glückauf-Halle, die die Partei für den Empfang angemietet hat, auch mit Aktionen „aus der linken Szene“. In sozialen Netzwerken kursieren zahlreiche Aufrufe – auch der Antifa. Laut Polizei seien auch gewaltsame Aktionen nicht auszuschließen.

Auch in der Stadtgesellschaft organisiert sich Protest. Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ruft die Duisburger dazu auf, „gegen eine Politik von Ausgrenzung, Hass und Hetze zu demonstrieren“. Die Demonstration soll am Samstag um 12.30 Uhr am Hochheider Markt beginnen, nur wenige hundert Meter entfernt von der Glückaufhalle.

Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage: AfD ist Gefahr für die Demokratie

Das Bündnis ist ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen und Einrichtungen aus Duisburg. Sprecher ist der ehemalige Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff, Schirmherr OB Sören Link. Der Initiative haben sich der DGB, die Kirchen, Sozialverbände und die demokratischen Parteien angeschlossen.

„Wollen wir auch morgen noch in einer offenen und demokratischen Gesellschaft leben, müssen wir uns heute gegen alle Angriffe wehren, die diese Gesellschaft abschaffen wollen“, heißt es im Aufruf des Bündnisses. „Es geht um nicht weniger als den Erhalt von Menschenwürde und Freiheit, so wie diese in unserem Grundgesetz geschützt sind.“

Demokratiekreis Duisburg: Lärm mit Pfeifen, Töpfen und Deckeln

Der AfD gehe es um eine Politik „gegen unsere demokratischen Werte und damit gegen uns alle. Menschen, die die AfD wählen wollen, würden am stärksten unter der AfD-Politik leiden“, betonen die Organisatoren. Lebendige Politik erlaube Protest und Widerspruch, nicht aber Hass und Hetze: „Die AfD ist eine Gefahr für die Demokratie, das haben Verfassungsschutzbehörden mehrfach öffentlich festgestellt.“

Auch das Aktionsbündnis „Demokratiekreis Duisburg“ lädt zu einem Protestzug unter dem Motto „Wir sagen ja zu Demokratie und Menschenrechen“ ein. Der soll um 12.45 Uhr an der Ecke Dr.-Kolb-Straße/Luisenstraße starten und dann bis zur Glückauf-Halle führen. Teilnehmer sollen laut Aufruf als Erkennungsmerkmal ein Kleidungsstück in Pink tragen. Außerdem soll es laut werden. Die Demonstranten werden gebeten, Trillerpfeifen, Kochtöpfe und - deckel mitzubringen. „Laut wollen wir sein“, heißt es in der Mitteilung des Demokratiekreises.

Bei der Polizei angemeldet ist nach Angaben von Donnerstag bislang nur eine Demonstration. Eine Privatperson möchte mit 150 Unterstützern gegen den Neujahrsempfang der AfD demonstrieren. Die Demo soll vom Bürgermeister-Bongartz-Platz zum Veranstaltungsort führen.

AfD Kreisverband Duisburg: Einlass nur für geladene Gäste

Dort beginnt ab 13 Uhr der Einlass – allerdings nur für geladene Gäste. Alice Weidel soll dann um 17 Uhr ans Rednerpult treten. Vor ihr sollen ab 14 Uhr unter anderem der Bundestagsabgeordnete Martin Renner und Stefan Keuter, stellv. Fraktionsvorsitzender und Sprecher des Kreisverbands Essen, sowie AfD-Landessprecher Martin Vincentz sprechen.

An der Halle möchte die Polizei Demonstranten und AfD-Mitglieder mit Absperrgittern trennen. Vor Ort werden auch Kräfte einer Hundertschaft im Einsatz sein.

Der Neujahrsempfang der Partei sorgt bereits seit Tagen für Diskussionen. Der Vermieter der Halle, die Stadttochter Duisburg Kontor, konnte die Anmietung nicht verhindern. Das hatte sie bereits im vergangenen Jahr geprüft und war da auf das verfassungsrechtliche Parteiprivileg gestoßen. Demnach sind alle Parteien, solange sie nicht verboten sind, gleichzubehandeln.

>> LAMYA KADDOR (MdB) BESORGT - AUCH JUSOS RUFEN ZUM PROTEST AUF

  • Die Duisburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin ihrer Partei, zeigte sich besorgt, „dass solche Veranstaltungen in Duisburg stattfinden und als Plattform für Persönlichkeiten dienen, die in verfassungsfeindlichen Netzwerken organisiert sind.“
  • Unter dem Motto „Kein Duisburger Empfang für Hass und Hetze - Der AfD entgegen“ riefen auch die Jusos bereits Anfang der Woche zum Widerstand gegen die AfD-Veranstaltung auf. Die Jugendorganisation schließt sich nun dem später erfolgten Aufruf des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage an.