Duisburg. Wie entstehen gute Tierbilder? Ein Fotograf des Duisburger Zoos gewährt exklusive Einblicke und verrät seine Tricks. Tierpark sucht Fotografen.

Einfach majestätisch, wie Malinka in der Morgensonne posiert. Wie das Licht durch das Fell streicht. Das Foto des Sibirischen Tigers stammt nicht aus der Wildnis, sondern aus dem Zoo Duisburg. Was der Aufnahme aber nicht anzusehen ist. Die Pflanzen, die Wiese, die Erde: Das Bild könnte mit ein wenig Phantasie auch im fernen Sibirien aufgenommen worden sein. Es zeigt den richtigen Ausschnitt und kein Gatter drumherum.

Oder das Katta-Pärchen mit Nachwuchs. Für das Foto hätte Mathias Appel nach Madagaskar reisen müssen, wo die süßen Tiere mit ihrem wuscheligen schwarz-weißen Schwanz eigentlich leben. Die Lemuren sitzen aber hinter Glas am Kaiserberg auf einem Baumstamm und glotzen mit ihren großen gelben Augen in Richtung Objektiv.

Auf Fotosafari im Zoo Duisburg: Ein Paradies für Hobbyfotografen

Was hat der Großkundenbetreuer für Mobilfunkverträge angestellt, um diese Aufnahmen zu bekommen? Wie hat er die Tiere überredet, die im Zoo Tür an Tür leben und so zu Models werden? Ihr Reich ist ein Paradies für Hobbyfotografen, die mit ihren Kameras mal rasch auf Safari gehen wollen.

 Eine Aufnahme von Malinka: Fotograf Mathias Appel begleitet das Tier schon viele Jahre.
 Eine Aufnahme von Malinka: Fotograf Mathias Appel begleitet das Tier schon viele Jahre. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Tipp Nummer eins: Früh aufstehen oder später kommen. Denn viele Tiere sind in der Dämmerung aktiv, also frühmorgens oder vor Sonnenuntergang. Das ist schon das erste Problem. Der Zoo öffnet werktags um acht morgens und schließt um 16 Uhr. Also eignen sich die Wintermonate für Fotos von nachtaktiven Tieren am besten. Dann geht die Sonne später auf und früher wieder unter.

Zoo Duisburg: Mehr Themen aus dem Tierpark

Tipp Nummer zwei: Geduld und Zeit mitbringen. Appel begleitet sein Lieblingstier Malinka seit der Geburt. Er verbringt einen großen Teil seiner Freizeit im Duisburger Zoo. Stundenlang lag er auf der Lauer, bis sich die Sibirische Großkatze kamerawirksam in Szene setzte. Aber auch hier aufgepasst: Wenn es morgens noch frisch ist, beschlägt die Glasscheibe am Gehege. „Dann warte ich, bis die Feuchtigkeit verdunstet ist“, sagt Appel.

Lohn des Ehrenamts: neben der Gratisjahreskarte vor allem das Motiv

Mit seiner Ausdauer hat der Dortmunder sich vor viereinhalb Jahren für das Ehrenamt qualifiziert, einer von drei Fotografen im Duisburger Zoo zu sein. Deren Bilder erscheinen in allen Publikationen des Tierparks, online und gedruckt, im Netz und in den sozialen Medien, in Broschüren und auf Hinweisschildern im Park. „Das macht mich stolz. Es ist toll, wenn meine Fotos veröffentlicht werden“, sagt der Hobbyfotograf.

Sein Lohn: Neben der Gratis-Jahreskarte vor allem das Motiv. Viele Tiere bekommt Appel als erster vor die Linse, zum Beispiel die Seekühe Manfred und Pablo, die vor eineinhalb Jahren vom Zoo im dänischen Odense ins Becken des Duisburger Tropenhauses umgezogen sind.

Die Pfleger haben die riesigen Pflanzenfresser mit Salat nach vorne gelockt. Und Appel sitzt mit seiner Kamera versteckt im Gebüsch, damit sein Körper sich nicht in der Panzerglasscheibe spiegelt. Das Resultat: Seekuh Manfred schaut direkt in die Kamera. Man sieht die kleinen Härchen des riesigen Säugetiers messerscharf.

 Diese Aufnahme ist Mathias Appel in der Tropenhalle Rio Negro im Jahr 2022 gelungen: Damals waren die zwei Seekühe erst kurze Zeit in Duisburg.
 Diese Aufnahme ist Mathias Appel in der Tropenhalle Rio Negro im Jahr 2022 gelungen: Damals waren die zwei Seekühe erst kurze Zeit in Duisburg. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Vollformatkamera mit Teleobjektiv ist dem Smartphone deutlich überlegen

Eine solche Aufnahme ist mit dem Smartphone nicht zu machen. „Im Handy wird der Ausschnitt nachträglich digital erzeugt. Dadurch entsteht eine deutlich schlechtere Bildqualität als bei einem optischen Zoom.“ Appel verwendet zwei Zoomobjektive mit den Brennweiten 70 bis 200 Millimeter (Lichtstärke 2,8) und 200 bis 500 Millimeter (Lichtstärke 5,6). Seine Kamera besitzt einen Vollformatsensor, auf dem deutlich mehr Platz für Bildpunkte ist als auf dem Bildsensor eines Smartphones.

>> Zoo Duisburg sucht ehrenamtliche Fotografen

  • „Qualitativ hochwertige Fotos sind für uns wichtig, weil wir oft mit Bildausschnitten arbeiten“, sagt Zoo-Pressesprecher Christian Schreiner.
  • Für einen angestellten Profi-Fotografen hätte der Tierpark aber kein Geld. Deshalb setzt Schreiner auf Ehrenamtler: „Hier sind wir noch auf der Suche nach einem vierten Ehrenamtler. Er sollte vor allem Tiere in Bewegung gut fotografieren können.“
  • Weitere Tipps gibt es im Buch „Moderne Tierfotografie“ von Pavel Kaplun und Miho Birimisan. Es ist am Eingang des Duisburger Zoos für 49 Euro erhältlich.