Duisburg-Rheinhausen. Ein Bürgerantrag spricht sich gegen die Anbindung des linksrheinischen Stadtgebiets mittels einer Straßenbahn aus. So reagiert die Stadt.

Die Pläne der Stadt Duisburg, eine Straßenbahn über die Brücke der Solidarität bis in den Duisburger Westen zu führen, haben im Mai 2023 für Aufsehen gesorgt. Der Stadtrat hat wenig später über die Strategie für die Verkehrsinfrastrukturentwicklung der nächsten Dekade in Duisburg entschieden. Darunter auch die Idee, eine Straßenbahnverbindung von Hochfeld nach Rheinhausen zu entwickeln.

Das alles ist noch Zukunftsmusik. Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne hatte damals auf Anfrage der Redaktion bestätigt, dass realistisch betrachtet vor 2040 keine Straßenbahn in Duisburg über den Rhein fahren wird. Hintergrund ist die anstehende Erneuerung der Brücke Ende der 2030er Jahre.

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Trotzdem regt sich schon jetzt Widerstand gegen das Vorhaben. Die Bezirksvertretung Rheinhausen muss sich mit einem Bürgerantrag beschäftigen, der sich gegen eine Straßenbahn Richtung Rheinhausen ausspricht.

Bürgerantrag spricht sich gegen Anbindung des Straßenbahnnetzes nach Rheinhausen aus

Die Gemeindeordnung für NRW erlaubt es jeder Einwohnerin und jedem Einwohner, sich mit Anregungen und Beschwerden in Angelegenheiten der Gemeinde an den Rat oder die Bezirksvertretung zu wenden. „Der Antragsteller ist über die Stellungnahme zu den Anregungen und Beschwerden zu unterrichten“, heißt es.

Die Straßenbahnen in Duisburg könnten bald über den Rhein von Hochfeld nach Rheinhausen fahren.
Die Straßenbahnen in Duisburg könnten bald über den Rhein von Hochfeld nach Rheinhausen fahren. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In dem Antrag, der für die Öffentlichkeit anonymisiert wurde, kritisiert eine Duisburgerin das Projekt scharf. „Es werden keine Autofahrer auf die Straßenbahn umsteigen, das hat man ja bei dem 49-Euro-Ticket festgestellt“, schreibt sie. „Deshalb bitte ich den Herrn Oberbürgermeister Sören Link, den Plan nicht umzusetzen. Die Brücke würde einen hohen Millionenbetrag kosten.“

Duisburgerin sagt: Geld wird an anderen Stellen dringender benötigt

Die Duisburgerin zählt Themen auf, die in ihren Augen eher im Fokus stehen sollten. „Wir brauchen Kindergärten, weil viele Kinder lange auf einen Platz warten müssen“, schreibt sie. Radwege und Straßen müssten zudem saniert werden. „Ich möchte euch bitten, dieses Geld dafür zu verwenden, anstatt für die Brücke und die Straßenbahn.“ Jetzt liegt eine Stellungnahme vor. Die Bezirksvertreter entscheiden in ihrer kommenden Sitzung im Januar 2024, ob die Stellungnahme der Antragstellerin übersendet wird - und damit als offizielle Rückmeldung gilt.

Ich möchte euch bitten, dieses Geld dafür zu verwenden, anstatt für die Brücke und die Straßenbahn.
Eine Duisburgerin, die sich gegen eine Straßenbahnverbindung über den Rhein ausspricht.

In dem Schreiben argumentiert die Stadtverwaltung, warum sie die Straßenbahnverbindung über den Rhein für sinnvoll hält. „Derzeit wird das gesamtstädtische Mobilitätskonzept erstellt. In diesem Zusammenhang wurden 2022 im Rahmen einer umfangreichen Analyse- und Bewertungsphase bestehende Verkehrs- und Mobilitätsdaten der Stadt Duisburg sowie vorhandene Konzepte und Strategien ausgewertet“, heißt es. Diese rein datenbasierte Analyse habe die Stadt anhand einer Online-Bürgerbefragung verifiziert.

Stadt Duisburg möchte Bürger motivieren, auf den ÖPNV umzusteigen

„Darauf aufbauend wurden erste Handlungsansätze und Ziele erarbeitet, die im Rahmen einer Bürgerdialogveranstaltung zur Diskussion gestellt wurden. Auf dieser Basis wurde ein Zielsystem entwickelt, das der Rat der Stadt Duisburg im Juni 2023 beschlossen und damit den Rahmen für die strategischen Ansätze für die zukünftige Mobilitätsplanung vorgegeben hat“, heißt es weiter. Ziel der Stadt Duisburg sei es demnach, eine „Verkehrsverlagerung“ vom motorisierten Individualverkehr auf den Umweltverbund, also Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV zu bewirken. Das soll Duisburgerinnen und Duisburger motivieren, auf die umweltfreundlicheren Alternativen umzusteigen.

Martin Linne, Stadtentwicklungsdezernent der Stadt Duisburg.
Martin Linne, Stadtentwicklungsdezernent der Stadt Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Hierfür muss als echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr das Mobilitätsangebot des Umweltverbunds attraktiver und komfortabler werden“, argumentiert die Stadt. „Der ÖPNV nimmt dabei eine wesentliche Rolle ein. Hier gilt es in der zukünftigen Planung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und die dafür erforderliche Finanzierung zu sichern“.

Dazu gehöre auch die mögliche Anbindung des Duisburger Westens an das kommunale Schienennetz. „Der absehbar werdende Ersatzneubau der Brücke der Solidarität eröffnet einer Straßenbahn nach Rheinhausen erstmals echte Realisierungschancen“. Jetzt soll eine Machbarkeitsuntersuchung prüfen, ob die Idee der Schienenanbindung realisiert werden kann.

Die Bezirksvertretung Rheinhausen berät über das Antwortschreiben in ihrer kommenden Sitzung am 11. Januar 2024.