Duisburg-Ruhrort. Der Tag der Modelleisenbahn zeigt in Duisburg die ganze Bandbreite des Hobbys, von der Lok bis zum Kriegsschiff. Gerade Kinder sind fasziniert.
Das ganze Ruhrgebiet im Miniformat, das präsentieren jetzt Modellbauer, Modellbahner und ihre Vereine im Deutschen Binnenschifffahrtsmuseum. Der „Tag der Modelleisenbahn“, der allerdings übers gesamte Wochenende geht, hat Tradition in der früheren Jugendstil-Badeanstalt. Aber nicht nur der kleine Schienenverkehr lockt die Tüftler und ihren Nachkommen zu einem Besuch nach Duisburg-Ruhrort. Es gibt in den beiden ehemaligen Schwimmhallen alles, was man auch in Originalgröße zwischen Duisburg und Dortmund bestaunen kann.
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Technik von vorgestern, wie man sie heute nur noch in den Maschinenhallen der alten Zechen zu sehen bekommt, haben Rainer Quiram und Hans-Jürgen Collerius auf dem Ausstellungstisch: kleine Warmluft- und Dampfmaschinen, die summend und ratternd Dampf in mechanische Energie umsetzen. Die kann man den vielen kindlichen Zuschauern anschaulich erklären.
Quiram könnte wunderbare Physikstunden geben, wenn er seine Modelle in Schulklassen mitbringen würde. Und Collerius baut noch die Berufsberatung mit ein: „Um solche Modelle zu bauen, muss man in diverse Berufe reinschnuppern, es braucht Fertigkeiten aus dem Bereich der Fräser, Dreher, Elektriker und ein bisschen Holzbearbeitung kann auch nicht schaden.“
Modellbauer erläutern kundig ihre Exponate im Duisburger Binnenschifffahrtsmuseum
Wie eigentlich alle Modellbauer auf der Veranstaltung erläutern die beiden kundig und bereitwillig ihre schönen Maschinen und beantworten geduldig alle Fragen vom Glasöler bis zum Gleitlager. Das kleinste Maschinchen auf dem Tisch des technischen Modellbauers Bernd Schmitz vom Dampfstammtisch Essen ist nicht viel größer als ein Bleistiftanspitzer.
Dagegen wirkt der 156 Zentimeter lange amerikanische Lenkwaffenzerstörer „USS Bainbridge“ riesig, an dem Michael, der seinen Nachnamen für sich behalten möchte, fünf Jahre getüftelt hat. Dem Kriegsschiff liegt kein Modelbausatz zugrunde, Michael hat sich die Maße des Originals besorgt und sie maßstabsgetreu 1 zu 100 verkleinert.
Der ehemalige Marineinfanterist tippt auf die lang Kanone an Bord. „Diese Technik ist inzwischen längst überholt“, sagt er, „heute schießt keiner mehr mit Kanonen auf Flugzeuge.“ Doch er präsentiert nicht nur Kriegsschiffe; von seinen 18 Schiffen zuhause hat er einen wunderschön gealterten Schleppverband mit Raddampfer und ein Holzboot aus den Sechzigerjahren mit Einlegearbeiten aus Mahagoni- und Lindenholz ins Museum mitgebracht.
Moderne Technik – Smartphone steuert Rheinschiff durch Miniatur-Hafenanlage
Von Besuchern umlagert ist dagegen gerade eine Modellbahn mit Hafenanlage. Hier bedient sich Heinrich Hütz moderner Technik. Er steuert auf der 3,40 Meter langen Anlage mit seinem Smartphone ein Rheinschiff, das auf versteckten Omnirädern vorbei an Hafenkähnen, hölzernen Dalben und steinernen Kaimauern läuft. Dabei ist die Rangierillusion beim An- und Ablegen eines großen Schiffes perfekt.
Hütz hat die Strömung und alle Kräfte, die auf ein Schiff wirken, in seine Steuerung eingerechnet. Sein Publikum kann sich gar nicht satt sehen an den Minimanövern. „Aber ich habe einen Notausschalter, den hat ein Schiffsführer nicht, obwohl er sich den manchmal in der Schleuse bestimmt wünscht“, lacht der bewunderte Tüftler. Sein Schiff steht in Ruhrort im Mittelpunkt des Interesses. Wenn er und seine Kollegen ihr Modul bei anderen Ausstellungen in Turnhallen in eine riesige Eisenbahnanlage einfügen, ist der Hafen nur ein kleiner Teil des Ganzen und die Gleisanlage steht dann im Vordergrund. „Die meisten Modellbahnbauer denken halt immer noch im Oval“, sagt er.
Deutscher Modellbauverband sieht steigendes Interesse an dem Hobby – auch bei Mädchen
Rund läuft es auch für Frank Hilverkus aus dem Vorstand des „Modellbahnverbandes in Deutschland“. „Unser Hobby ist wieder im Kommen“, sagt er und schaut sich zufrieden in der Halle voller Schiffe, Gleise, Züge und Industrieanlagen um, „da hat auch Corona was mit zu tun, wo man sich wieder drinnen mit solchen Sachen beschäftigt hat“.
Er sieht mit Freude, dass viele Vereine inzwischen gezielt Jugendarbeit betreiben, um den Modellbau in die nächste Generation zu bringen. Kinder ab acht Jahren können in vielen Vereinen mitbauen und ihre Kenntnisse altersgemäß unter Anleitung erweitern. Frank Hilverkus legt Wert darauf, dass dabei nicht nur die Jungs zum Zuge kommen. „Meine Töchter sind längst erwachsen, aber sie machen noch immer mit und unterstützen mich beim kreativen Landschaftsbau und bei der Elektronik“, sagt er.
Ob nun Motorsegler, LED-Beleuchtungstechnik, Kartonmodelle, Lötvorführungen, Echtdampfmodelle, Spur H0 oder andere Baugrößen – das Wochenende der Modellbauer bietet auf kleiner Fläche einen Ballungsraum voller Herzblut, Sachverstand und Auskunftsfreude, der bei den Besucherinnen und Besuchern keine Wünsche offen lässt. (samera)
>> Tag der Modelleisenbahn läuft noch bis Sonntagabend
● Das sogenannte „Tag der Modelleisenbahn“, der inzwischen zwei Tage lang veranstaltet wird, soll auch am Sonntag, 3. Dezember, alle Liebhaber von Modellbau nach Ruhrort locken. Er schließt auch Schiffsmodelle und anderen Modellbau ein. Es ist die sechste Ausgabe dieser Hobby-Show.
● Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt (Apostelstraße 84) bietet auf drei Etagen selbst eine große Zahl an detailgetreuen Modellen, die aktuell durch schöne Stücke von Vereinen und privaten Modellbauern ergänzt werden. Das Museum ist am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
● Der Eintritt kostet 4,50 Euro und für Kinder 2,50 Euro. Weitere Informationen gibt es auf www.binnenschifffahrtsmuseum.de.