Duisburg-Marxloh. Mit einem Blütenteppich aus Krokussen setzt die Duisburger Naturwerkstatt ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt. Wie die Aktion in Marxloh ankommt.

Wenn alles gut läuft, blühen im nächsten Frühjahr tausende weiße Krokusse auf dem Weg zwischen der Merkez-Moschee und der katholischen Kirche St. Peter in Marxloh. Der Duisburger Verein Naturwerkstatt hat diese Trasse zwischen „Orient und Okzident“ bewusst für den Blütenteppich gewählt.

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„Wir wollen ein Zeichen setzen in einer Zeit, die durch Krieg, Gewalt und Streit geprägt ist“, sagt Vereinsgeschäftsführer Martin Scholz. Und zwar unterstützt von Menschen, die an einem gemeinschaftlichen und friedlichen Zusammenleben interessiert sind.

Aktion gegen Gewalt und Krieg: Für Kinder aus Marxloh steht dennoch das Erleben der Natur im Vordergrund

Insgesamt 230 Kinder der beiden Grundschulen an der Henriettenstraße sowie der Sandstraße und aus dem Familienzentrum Kiebitzmühlenstraße beteiligen sich an der Aktion. Für sie steht weniger das Zeichen gegen Krieg und Gewalt im Vordergrund, sondern das gemeinschaftliche Erleben der Natur.

„Es ist toll, wenn die Kinder in ihrem direkten Umfeld pflanzen können. Sie lernen die Jahreszeiten kennen und entwickeln eine Beziehung zur Umwelt“, sagt Pia Eschenbrücher, Lehrerin an der Katholischen Grundschule Henriettenstraße.

Die Erstklässler scheinen zu wissen, was sie tun. „Wir machen ein Loch und legen da die Zwiebeln rein. Dann wachsen Blumen und die sind gut für die Bienen“, erklärt die sechsjährige Berfin, die wohl alles verstanden hat. „Die Honigbienen brauchen den Pollen als eiweißreiche Nahrung für die Brut“, erklärt Agraringenieur Scholz.

Symbolträchtige Baumreihe zwischen Kirche und Moschee mit Anfangsschwierigkeiten

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich der 15-köpfige Verein als anerkannter Bildungsträger für Krokusse entschieden hat. Vor über zehn Jahren pflanzte die Naturwerkstatt Apfel- und Birnbäume entlang der alten Trasse der Wolfsbahn, finanziert durch Spenden von privaten Förderern und Unternehmen wie Thyssenkrupp. Es sollte eine symbolträchtige Baumreihe zwischen Kirche und Moschee entstehen.

„Doch Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe haben einige Bäume einfach abgeholzt. Es hat schon ein bisschen gedauert, bis sie einsichtig wurden und wieder ein paar neue anpflanzten. Dann schnitten Passanten Triebe ab, um eigene Obstbäume zu veredeln. Das ist halt das pralle Leben hier“, schmunzelt Scholz, der früher bei der Landwirtschaftskammer Münster gearbeitet hat.

Duisburger Naturwerkstatt: Für die Arbeit in Marxloh braucht man ein großes Herz

Also pflanzte der Verein in den folgenden Jahren Narzissen. Die wurden dann gepflückt, um sie zuhause in die Vase zu stellen. Deswegen jetzt die Krokusse: Die blühen früh und auch nur, wenn die Sonne scheint. Dann bleiben sie klein und sind offensichtlich nicht so attraktiv für Blumenvasen. Zudem können die Zwiebeln leicht von Kindern eingesetzt werden. „Für unsere Schülerinnen und Schülern ist das was Besonderes“, bestätigt Serpil Schweda, Betreuungspädagogin an der Grundschule. Das sei viel interessanter, als Kastanien auf dem Pausenhof einzusammeln.

Die Kinder wissen genau, was bei der Pflanzaktion in Marxloh zu tun ist und können außerdem die Zwiebeln der Krokusse leicht einsetzen.
Die Kinder wissen genau, was bei der Pflanzaktion in Marxloh zu tun ist und können außerdem die Zwiebeln der Krokusse leicht einsetzen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Für die Arbeit in Marxloh müsse man ein großes Herz mitbringen und dürfe sich nicht schnell frustrieren lassen, meint Scholz. „Wir passen uns an und laufen Zickzack, um ans Ziel zu kommen.“ Er wünscht sich noch mehr Beteiligung der Schulen vor Ort. „Wir haben alle angesprochen, aber nur einige machen mit.“ Oft liege es am persönlichen Engagement einzelner Lehrerinnen und Lehrer.

Der Verein bietet eigentlich Umweltbildung an der Sechs-Seen-Platte in Wedau an, ist aber seit mehr als zehn Jahren mit dem Projekt in Marxloh aktiv. Mit Erfolg: Nicht nur wegen einer Auszeichnung durch die Unesco im Jahr 2014, sondern auch durch Veränderungen vor Ort. „Heute liegt hier viel weniger Müll rum“, sagt Scholz. Wenn die Obstbäume dann Früchte tragen, werden sie gemeinsam mit Kindern der angrenzenden Schulen gepflückt. Doch vorher sprießen die Krokusse aus dem Boden.