Duisburg. 20 Jahre wurde die Duisburger Stadtmauer immer wieder saniert und ausgebessert. Die Experten berichten jetzt von „sensationellen Funden“.
Die Stadtmauer ist das größte historische Denkmal, das Duisburg zu bieten hat. 2,5 Kilometer ziehen sich durch die Stadt – ein Kilometer davon verläuft oberirdisch. Um die Standsicherheit zu gewährleisten und die Mauer für die kommenden Jahrzehnte zu konservieren, waren Mitarbeiter der Stadt, des Landschaftsverband Rheinland (LVR) und von externen Firmen über 20 Jahre damit beschäftigt, das Bauwerk zu sanieren.
Zuletzt wurde ein etwa 100 Meter langes Teilstück entlang der Unterstraße restauriert. Über die Jahre wurden insgesamt 2,4 Millionen Euro in das Gemäuer investiert – Bund, Land und Stadt haben sich die Kosten geteilt.
Teile der Duisburger Stadtmauer stammen aus dem 12. und 14. Jahrhundert
„Die Funde sind sensationell und führen dazu, dass sich ein ganz neues Bild von der Stadt ergibt“, freut sich Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz. „An dieser Mauer kann man die Geschichte der Stadt ablesen wie in einem offenen Buch.“
Die Stadtmauer an der Unterstraße wurde bis spätestens Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet. Stellenweise stecken aber noch ältere, vielleicht aus dem 12. Jahrhundert entstammende, Teile aus Tuffstein in der Ziegelmauer. Ursprünglich hatte sie eine Stärke von 80 Zentimetern bis zu einem Meter. Auf der zur Straße sichtbaren Seite waren ihr in regelmäßigen Abständen Pfeile vorgelagert, die auf gotischen Spitzbögen den Wehrgang trugen.
Der heute sichtbare Teil zeigt nicht nur den mittelalterlichen Bestand, sondern auch Reste von An- und Aufbauten. Im Mittelalter wurde der Wehrcharakter mit einem Wall-Grabensystem verstärkt.
Nach Aufschüttung der Gräben in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der Ansiedlung von Gewerbetreibenden, diente die Mauer noch einem anderen Zweck. „An dieser Stelle wurde die Mauer früher als Rückwand für Häuser genutzt“, erklärt Iris Rapp von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt.
Das zuletzt in den 1990er Jahren sanierte Denkmal sei in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Die Mauerkronen waren teilweise zerrüttet, einzelne Steine lose und es war nicht auszuschließen, dass diese vielleicht herunterfallen könnten.
An vielen Stellen wucherten kleine Pflänzchen oder Efeu. Durch eine fehlerhafte Entwässerung der Dächer der unmittelbar an der Mauer stehenden Hallen waren die Ziegel feucht. Dies hatte bereits zu Frostschäden geführt.
Bei den Arbeiten wurden viele kleinere Firmen aus Duisburg und dem Umfeld eingebunden
Diplom-Restaurator Christoph Schaab vom LVR, beschreibt die Arbeiten ganz praktisch: „An einer Stelle ist uns die Mauer fast entgegengekommen. Als wir dann die Steine entfernt haben und darunter schauten, haben wir ein Fenster aus dem 19. Jahrhundert gefunden.“
Bei früheren Restaurierungsarbeiten sei der Rahmen einfach eingemauert worden. Nun haben sich die Fachleute entschieden, diesen sichtbar zu lassen. Damit dieser nicht rostet, wurde eine Lösung aufgetragen. Um die Mauer zu stützen, wurden Betonbalken davor gesetzt und mit Ziegeln aufgemauert. „Das ist fake. Da haben wir den Denkmalschutz ausgereizt“, verrät Schaab.
Aber mit den Behörden der Stadt und den ausführenden Firmen habe es regelmäßig Besprechungen gegeben. So konnten Funde beispielsweise dokumentiert werden, bevor weiter gearbeitet wurde.
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„Bei der Restaurierung haben viele Fachfirmen aus dem Umkreis mitgearbeitet. Wir mussten die Arbeiten in kleinere Abschnitte unterteilen, weil es gar nicht mehr so viele Spezialisten für den Bereich gibt“, sagt Schaab. Die Fugen wurden nach historischem Vorbild mit einem Mörtel auf Basis von sogenanntem natürlichem hydraulischen Kalk erneuert. Fehlende Steine und Partien wurden teils mit historischen Backsteinen aus anderen Abbrucharbeiten ersetzt und mit handelsüblichen Ziegeln ergänzt.
So ganz abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht. Aktuell müssen noch einige Stellen aufgemauert werden. „Die Arbeiten pausieren gerade, weil bei Temperaturen unter fünf Grad nicht gearbeitet werden kann“, erläutert Schaab.
Wunsch: Stadtmauer soll besser in Szene gesetzt werden
Langfristig wünschen sich die Stadtarchäologen und Experten der Unteren Denkmalbehörde, dass die Mauer ein wenig schöner in Szene gesetzt wird. Momentan wird der Grünstreifen vor allem als Hundeklo genutzt. Davor parken Autos. „Es wäre schön, wenn es einen Mauergang gebe wie am Innenhafen, damit die Stadtmauer auch erlebbar wird“, sagt Platz.
Dies sei aber eine Entscheidung der Stadtentwickler. In der Vergangenheit haben diese aber bereits betont, dass sich Duisburg stärker auf seine (mittelalterliche) Stadtgeschichte besinnen soll.