Duisburg. Fernweh und Gletscherschutz: Beim dritten Philharmonischen Konzert in Duisburg ging es um mehr als Musik. Was für einen Schreckmoment sorgte.
Einen ungewöhnlichen Konzertabend mit Rahmenprogramm boten die Duisburger Philharmoniker unter dem Motto „Sinfonische Gipfelbesteigung“ in der Mercatorhalle. Im Rahmen der Nachhaltigkeits-Initiative „Orchester des Wandels“ gab es vor dem Konzert mit der Alpensinfonie von Richard Strauss einen Vortrag zum Thema „Gletscher“.
Im Foyer der Mercatorhalle werden Gemälde mit Berglandschaften aus der Hand von Schülern der Musik- und Kunstschule Duisburg zum Kauf angeboten. Außerdem informiert der ADFC über die Vorteile des Radfahrens, und große Schautafeln stellen die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen dar.
Duisburger Philharmoniker anfangs noch ohne alpine Bezüge
Im großen Saal haben sich schon eine Stunde vor dem Konzert gut 200 Besucher eingefunden, um den Lichtbildvortrag von Dr. Andre Baumeister über Alpengletscher zu erleben, was zeigt, dass hier der Nerv des Publikums getroffen wird. In beeindruckenden Bildern sieht man, welche Macht und Kraft die Eismassen besitzen, aber auch, welche Geröllwüsten nach ihrem Abschmelzen zurückbleiben. Selbst Duisburg wird die Auswirkungen zu spüren bekommen, „denn ohne Gletscher, wird der Rheinpegel soweit sinken, dass die Schifffahrt gefährdet ist“.
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Die ideale musikalische Ergänzung zu der Alpensinfonie wäre die Berg-Sinfonie von Franz Liszt gewesen. Stattdessen wird der Abend mit der Sinfonie Nr. 99 Es-Dur von Joseph Haydn eröffnet, einem Werk, das keinerlei alpine Bezüge besitzt. Unter dem Dirigat von GMD Axel Kober spielen die Duisburger Philharmoniker pointiert und gut gelaunt. Die Eleganz der Streicher wird von der Dramatik der Blechbläser und Pauken kontrastiert.
War die Haydn-Sinfonie von 45 Musikern gespielt worden, so ist die Bühne bei der Alpensinfonie mit 125 Mitwirkenden fast schon überfüllt. Strauss lässt das Orchester groß auftrumpfen und schildert in plastischer und mitreißender Tonsprache einen Tag im Hochgebirge. Der sinfonische Weg führt von den atmosphärisch rauschenden Nachtklängen des Beginns über die Triumphe des Sonnenaufgangs und der Gipfelbesteigung bis zum Abstieg durch Nebel und Gewitter.
Staunen über die orchestralen Künste von Richard Strauss
Eine Schrecksekunde gibt es, als bei den pompösen Klängen des Sonnenaufgangs ein Besucher in der zweiten Reihe die Aufführung durch unverständliche Zwischenrufe stört. Da befürchtet man kurz, der Mann würde sogar die Bühne stürmen. Zum Glück verlässt er erstmal den Saal, um dann aber zum „Eintritt in den Wald“ auf seinen Platz zurückzukehren, ohne weiter aufzufallen.
Wenn Dirigent und Orchester die Alpensinfonie genau kennen und an einem Strang ziehen, kann nichts schiefgehen und so ist es an diesem Abend auch mit Axel Kober und den Duisburger Philharmonikern. Das Publikum erlebt eine werkdienliche und effektvolle Aufführung, bei der man immer wieder über die orchestralen Künste des Komponisten staunt.
Selbst scheinbar banale Szenen mit jodelnden Alpenbewohnern und einer vorbeiziehenden Kuhherde wurden von Strauss in großartige Klänge verpackt. Wenn der Komponist den Gletscher in kalter Majestät erklingen lässt, erinnert man sich an den Vortrag vor dem Konzert und wie vergänglich diese Schönheit ist.
Das Duisburger Publikum zeigt sich von der Aufführung begeistert, spendet nach einem Moment des Durchatmens frenetischen Beifall und feiert besonders die vielen Solisten aus den Reihen der Philharmoniker.
>>DIE INITIATIVE „ORCHESTER DES WANDELS“
In der Initiative „Orchester des Wandels“ engagieren sich deutsche Orchester für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die Duisburger Philharmoniker haben bereits die Konzertprogramme „Wasserwelten“ und „Waldzauber“ aufgeführt.
Am 14. und 15. April 2024 spielt das Orchester im Lehmbruck-Museum das Familienkonzert „Astrein - Instrumente und ihre Bäume“.