Duisburg. Ohne Vorwarnung hat ein Duisburger einen 43-Jährigen in dessen Büro mit einer Eisenstange verprügelt. Die Männer kannten sich aus der Schule.

Ein 43 Jahre alter Duisburger hatte am 27. Juni geglaubt, es stehe eine Reinigungskraft vor seinem Büro an der Bismarckstraße in Neudorf. Er winkte den Mann herein und widmete sich wieder eine Video-Konferenz.

Im nächsten Moment bekam er eine Eisenstange auf den Kopf. Ein ebenfalls 43-Jähriger steht deshalb nun vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz. Ihm droht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Der Angegriffene hatte den Täter entwaffnen können. Es kam zu einem Gerangel, in das schließlich zwei Kollegen hilfreich eingriffen. Der Angegriffene erlitt eine Platzwunde am Kopf. Auch der Angreifer wurde verletzt. Erst als die Polizei schon da war und sich die Situation beruhigt hatte, erkannte der 43-Jährige wer ihn da attackiert hatte: ein ehemaliger Klassenkamerad, den er seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen hatte.

Duisburger hatte Wahnvorstellungen über Mafia-Entführung

Gemeinsam hatten die beiden am Mercator-Gymnasium die Schulbank gedrückt. „Er gehörte zur Clique“, berichtete das Opfer. „Er hat damals gerne Streiche gemacht, sonst gab es nichts Auffälliges.“ Die Probleme des Angeklagten begannen erst sehr viel später. Nachdem er psychisch erkrankte und über Jahre Amphetamin konsumierte.

Im Duisburger Landgericht sahen sich die ehemaligen Mercator-Schüler zum zweiten Mal wieder.
Im Duisburger Landgericht sahen sich die ehemaligen Mercator-Schüler zum zweiten Mal wieder. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Ich habe geglaubt, dass ich 1991 von der Mafia entführt worden bin“, gab der 43-Jährige Einblicke in seine Wahnzustände. Er glaubte, dass Schulkollegen und deren Väter in die Sache verwickelt gewesen seien. „Heute weiß ich nicht mehr, was wahr ist und was nicht.“ Jedenfalls habe er dem ehemaligen Klassenkameraden am Tattag einen Denkzettel verpassen wollen.

43-Jähriger „Er hat geschrien, er wolle uns alle umbringen.“

„Ich wollte ihn aber nicht töten oder verletzen“, beteuert der Angreifer. Deshalb habe er die Stange auch mit Alu-Folie und Klebeband umwickelt. Sein alter Mitschüler erinnert sich jedoch an Drohungen, die der Angreifer während der Tat ausstieß. „Er schrie, er wolle uns alle umbringen, weil wir damals über ihn gelacht hätten, als er entführt worden sei. Für mich war das nur wirres Zeug.“

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Die 1. Große Strafkammer muss nun über den Antrag der Staatsanwaltschaft entscheiden, den Beschuldigten zum Schutz der Allgemeinheit dauerhaft in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen. Ein wesentlicher Faktor bei der Beurteilung wird das abschließende Gutachten eines psychiatrischen Sachverständigen sein. Bis Mitte Dezember soll es noch zwei Verhandlungstage geben.