Duisburg. Mit der „Strategie 20-30“ stellt Thyssenkrupp Steel seine Stahlproduktion für die Zukunft auf. Diese vier Großprojekte starten jetzt in Duisburg.

Bei Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) beginnt die Modernisierung von vier großen Anlagenkomplexen am Standort Hamborn/Beeckerwerth. Am Montag wurde der Grundstein gelegt für ein neues Brammenlager, den Ausbau der Gießwalzanlage zum Warmbandwerk 4, den Um- und Neubau von zwei Stranggießanlagen und den Bau von zwei Hubbalkenöfen. In das größte Paket im Zuge der „Strategie 20-30“ investiert TKSE nach eigenen Angaben rund 800 Millionen Euro.

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Mit der Erneuerung stärkt der Stahlkonzern seine Position im europäischen Wettbewerb und baut seine Technologie- und Qualitätsführerschaft aus. Von einem „starken Signal an unsere Kunden“ spricht Dr. Heike Denecke-Arnold, Produktionsvorständin bei Thyssenkrupp Steel: „Der Neu- und Umbau unserer Anlagen versetzt uns in die Lage, den sich wandelnden Bedürfnissen des Marktes, zum Beispiel der Nachfrage nach geringeren Toleranzen sowie höheren Festigkeiten und optimierten Oberflächen, optimal gerecht zu werden.“

Duisburger Anlagenpark: Flexibler und höhere Kapazität

Ein zentraler Fokus der Strategie 20-30 liegt auf hochwertigen Stahlgüten, die für effiziente Lösungen im Bereich E-Mobilität, Automobilbau und Industrie-Anwendungen benötigt werden. TKSE produziert hier Spezialstähle, die für den automobilen Leichtbau und Crash-relevante Komponenten benötigt werden. Mit den Investitionen erweitert und flexibilisiert der Stahlkonzern seinen Anlagenpark und steigert dessen Produktionskapazitäten.

„Thyssenkrupp setzt in schwierigen Zeiten ein eindrucksvolles Zeichen für unser Industrieland“, lobt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), auch SPD-Chef Lars Klingbeil machte auf seiner NRW-Tour Station beim symbolischen Baustart. „Neue Produkte für die Energiewende und insbesondere Elektromobilität mit höchster Qualität made in NRW schaffen nicht nur einen globalen Wettbewerbsvorteil, sondern stärken auch unseren Standort und sichern gute Arbeitsplätze“, betont Neubaur.

Voll automatisiertes Lager für 1,7 Millionen Tonnen Stahlbrammen pro Jahr

Bereits seit Monaten laufen die Vorbereitungen für den Bau des voll automatisierten Brammenlagers in Zusammenarbeit mit dem italienischen Anlagenbauer Danieli. In Echtzeit-Synchronisation soll es bereits ab Mitte 2024 per „intelligenter“ Steuerung die Logistik von 1,7 Millionen Tonnen Stahlbrammen übernehmen.

Unter anderem SPD-Chef Lars Klingbeil (3. v. l.) sowie NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne, 2. v. r.).
Unter anderem SPD-Chef Lars Klingbeil (3. v. l.) sowie NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne, 2. v. r.). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zwei neue, baugleiche Hubbalkenöfen führen die Brammen künftig durch Anheben besonders materialschonend durch die Öfen und erhitzen sie auf 1250 Grad. Das ist die Voraussetzung für Stahl in höchster Oberflächenqualität im nachfolgenden Warmbandwerk. Ein weiterer neuen Ofen ging bereits vor einem Jahr im Warmbandwerk Beeckerwerth in Betrieb.

Bis 2025 wird die Gießwalzanlage in eine Stranggießanlage mit nachgelagertem Warmbandwerk umgebaut. Das erhöht die Gieß- und Walzkapazitäten und ermöglicht die Produktion höherfester Stähle und Premium-Oberflächen.

Eine Neubau der Stranggießanlage 1 ist 2025 geplant. Das werde „metallurgische Vorteile bieten, die sich in gesteigerter Produktivität und besseren Oberflächenqualitäten niederschlagen werden“, erklärt TKSE.

>>STRATEGIE 20-30: REAKTION AUF ANFORDERUNGEN DER KUNDEN

  • Mit der „Strategie 20-30“ fährt Thyssenkrupp Steel einen auf zehn Jahre angelegten Modernisierungsprozess mit Investitionen in die Produktionsanlagen, einer Effizienz-Steigerung, dem Einstieg in die klimaneutrale Stahlherstellung und die digitale Transformation.
  • Die jetzt begonnenen Projekte im Duisburger Norden sind erforderlich, um den Anforderungen der Automobil-Industrie an Premium-Güten gerecht zu werden. Dazu habe die bestehende, 25 Jahre alte Gießwalzanlage „perspektivisch nicht mehr ausgereicht“, hieß es am Montag.
  • Die Umwandlung in eine Stranggießanlage mit nachgeschaltetem Warmbandwerk soll künftig auch die Weiterverarbeitung am TKSE-Standort Bochum ermöglichen. Den Kunden verspricht der Stahlkonzern durch größere Flexibilität „eine höhere Liefer- und Terminsicherheit“.