Duisburg. Die A40-Rheinbrücke wird am Montag pünktlich zum Berufsverkehr freigegeben. Warum sich Autofahrer an die Verkehrsführung gewöhnen müssen.

Das erste Brückenbauwerk der neuen Rheinbrücke Neuenkamp, die Südbrücke ist fertig. Ab Montagmorgen kann der Verkehr künftig sechsspurig die Rheinseite wechseln. Zumindest teilweise.

An den neuen Schilderbrücken tropft der Regen ab, die weißen Schrägseile leuchten durch das triste Grau. Die neue Mittelleitplanke: Steht. Lärmschutzwände: Sind eingebaut. Fahrbahnmarkierungen: Strahlen quietschgelb. Alles in allem ein Rekord: Deutschlands längste Schrägseilbrücke steht jetzt in Duisburg: 802 Meter lang, 75 Meter hoch, 68,25 Meter breit.

A40-Rheinbrücke wird Montagmorgen für den Verkehr freigegeben

Während der zehntägigen Vollsperrung beim Endspurt waren zum Teil acht unterschiedliche Unternehmen gleichzeitig mit über 200 Kräften an der Arbeit, berichtet Knut Ewald von der Projektgesellschaft Deges. „Alles was wetterkritisch war, haben wir gut hingekriegt.“ Am Sonntag erfolgte die verkehrsbehördliche Abnahme, während die letzten Schrauben in die Schutzeinrichtungen gedreht und alles besenrein gemacht wurde.

Ab Montagmorgen dürfen Autofahrerinnen und Autofahrer den Rhein über die neue Brücke queren, 80 Stundenkilometer schnell und punktuell auch auf drei Spuren je Fahrtrichtung. Es wird ein Umgewöhnen sein, weil die Fahrbahnen mehrfach verschwenkt werden und man schon genau gucken muss, sagt Ewald. Konzentration bitte:

In Fahrtrichtung Moers wird die Autobahn an der ehemaligen Wiegeanlage Neuenkamp auf die Richtungsfahrbahn Dortmund geführt. Dafür werden die Lkw auf eine Parallelfahrbahn gelotst, Autos fahren nebeneinander auf die Brücke zu. Im weiteren Verlauf wird die Fahrbahn auf der Brücke zweispurig, hier wird die linke Fahrbahn auf die Mittelspur geführt. Schuld ist die Wiegeanlage Homberg, die mitten in der Strecke liegt.

Richtung Essen machen die beiden Autobahnspuren auf Homberger Seite eine S-Kurve: erst geht es links an der Wiegeanlage vorbei und dann ganz nach rechts auf das Brückenbauwerk zu. Über dem Rhein fächert sich die Fahrbahn dann auf drei Spuren aus. An der Auffahrt Homberg regelt eine Ampel den Zufluss.

In Höhe Kaßlerfeld wird die A40 auf die Richtungsfahrbahn Dortmund gelenkt.
In Höhe Kaßlerfeld wird die A40 auf die Richtungsfahrbahn Dortmund gelenkt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ab 2026 ist die A40 zwischen Homberg und der Ausfahrt Häfen je vierspurig

Diese Verkehrsführung wird voraussichtlich bis zum Frühjahr dauern. Solange braucht die Projektgesellschaft, um das Stück Fahrbahn, auf dem sich die Homberger Wiegeanlage breit macht, zu ertüchtigen, mit Abwasserkanälen zu versehen und dann als direkte Strecke an die Brücke anzudocken.

Die neue Südbrücke trägt vorerst sechs Spuren, getrennt von einer massiven, kniehohen Mittelleitplanke. 2026, wenn auch die Nordbrücke fertig ist, haben hier vier Spuren in jede Fahrtrichtung Platz – allerdings nur zwischen Homberg und der Ausfahrt Häfen. Komfortabel ist das vor allem für die Laster, die einen der Logports von Duisport ansteuern. Bei der Planung wurden auf der Strecke für 2030 allerdings auch täglich 126.500 Kraftfahrzeuge prognostiziert.

Sicherheitsdienst wegen erster Graffiti auf der neuen Rheinbrücke

Ab Montag ist für Autofahrerinnen und Autofahrer schon mal eine deutliche Erleichterung zu spüren: Seit fünf Jahren staute es sich vor dem Rhein beständig. Zwei Wiegeanlagen hatten die Aufgabe, zu schwere Laster aus dem Verkehr zu ziehen und von der Autobahn abzuführen. Nur so konnte die alte Rheinbrücke bis jetzt durchhalten. Mit maximal 40 Stundenkilometer quälte sich der Verkehr durch die schmalen Fahrspuren über die Waagen, oft nur im Stop and Go.

Der Verkehr wird in Duisburg-Homberg in einer starken Kurve auf die neue Rheinbrücke der A40 geleitet.
Der Verkehr wird in Duisburg-Homberg in einer starken Kurve auf die neue Rheinbrücke der A40 geleitet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Fußgänger nutzten die letzten Tage, um noch mal über die alte Brücke zu laufen. Manch einer versuchte noch am Sonntag, samt Kindern auch auf die neue Brücke zu kommen und zeigte nur wenig Verständnis, von der Baustelle verscheucht zu werden. Auch erste Graffitisprayer wollten an den neuen Lärmschutzwänden schon ihre Tags hinterlassen, seither patrouilliert ein Sicherheitsdienst, berichtet Ewald.

Die Erleichterung, das alles geklappt hat, sieht man ihm an. Für die Projektgesellschaft Deges ist die Eröffnung am Montag aber nur ein Meilenstein auf dem Weg zum Ziel. Erst 2026, wenn auch das zweite Brückenbauwerk fertig ist, soll gefeiert werden.

Parallel zum Neubau hat Knut Ewald (Projektleiter Deges) mit den Baufirmen bereits den Abriss der alten A40-Brücke vorbereitet. Damit geht es gleich nach der Verkehrsumleitung los.
Parallel zum Neubau hat Knut Ewald (Projektleiter Deges) mit den Baufirmen bereits den Abriss der alten A40-Brücke vorbereitet. Damit geht es gleich nach der Verkehrsumleitung los. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Abriss der alten Brücke ist eine Herausforderung

Bis dahin stehen noch einige Herausforderungen an: Der Abriss der alten Brücke ist nicht trivial, er wurde monatelang vorbereitet, weil der Verkehr auf dem Rhein nicht beeinträchtigt werden soll, das Bauwerk aber unter Spannung steht.

Von der Mitte aus soll es in beide Richtungen Stück für Stück abgebrochen werden. An der gleichen Stelle wird dann die Nordbrücke gebaut. Wenn sie fertig ist, wird der Verkehr darauf umgeleitet. Die Südbrücke bekommt ihre endgültige, den acht Fahrspuren entsprechende neue Fahrbahn, die Lärmschutzwände ihre endgültige Höhe und die Brücke muss schließlich noch 14 Meter an ihren Zwilling herangeschoben werden – auf ihre endgültige Position. Erst dann geht es ohne Kurven einfach geradeaus über den Rhein.

Die Arbeiten sollen gleich am Montag beginnen, sagt Projektleiter Knut Ewald. Es gelte, zunächst alles abzuräumen, was geht: Geländer und Schilder kommen weg, die Plexiglasscheiben und Schutzeinrichtungen. Keine Atempause. Auch nicht für Autofahrer: Ab Montag ist die A59 zwischen Marxloh und Fahrn in Richtung Dinslaken gesperrt.

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>>RADWEG FÜHRT ÜBER DIE NEUE BRÜCKE

Am Sonntag wurde noch hart gearbeitet, um den Radweg über die neue Brücke fertig zu kriegen. Hier soll im Laufe des Montags die Abnahme durch die Stadt Duisburg erfolgen.

Bis dahin können Radler und Fußgänger noch den Weg über die alte Brücke nutzen.https://www.waz.de/staedte/duisburg/megabaustelle-a40-rheinbruecke-2023-finale-und-abriss-id239142097.html