Duisburg. Die Wirtschaftsbetriebe haben im Sommer die Vorbereitung der IGA 2027 übernommen. Ein erster Bericht zeigt: Die Zeit wird knapp bis zur Eröffnung.

Als der Rat im Juni die Planung der IGA 2027 von der Stadtverwaltung auf die Wirtschaftsbetriebe (WBD) übertrug, war klar: Es läuft nicht rund bei der Vorbereitung der Internationalen Gartenausstellung, die in gut drei Jahren in Hochfeld starten soll. Ein erster Zwischenbericht zeigt: Der Umbau des Areals ist bis zum Eröffnungstermin Ende März 2027 womöglich nicht zu schaffen. Weil nun zur Geldnot der IGA auch Zeitnot kommt, sind Teilprojekte bereits gestrichen.

„Das ist ein echter Klimmzug. Es wird sportlich, das umzusetzen“, sagt WBD-Geschäftsführer Uwe Linsen. Um im finanziellen Rahmen zu bleiben – für die Umsetzung der Duisburger Beiträge steht eine Festbetrag-Förderung in Höhe von 11 Millionen Euro zur Verfügung – wurde der Rotstift angesetzt. Beim Umbau - insbesondere des Kultushafens – droht Zeitverzug durch Kampfmittel-Sondierung. Das ist der aktuelle Stand:

Das Team:

Der Planungsgruppe um Projektleiterin Claudia Schoch habe es bislang an „Team-Spirit“ gefehlt, stellt der Bericht fest, weil die Mitglieder auf eine Stabsstelle sowie die Ämter für Planung und Umwelt verteilt und letztere neben den IGA-Projekten auch andere Aufgaben betreuten. Nun sind sieben Beschäftigte der Stabsstelle vom Planungsamt zu den WBD gewechselt, fünf weitere neu eingestellt worden, weitere Stellen sind ausgeschrieben.

„Alle sind hoch motiviert und wollen den Erfolg“, sagt Linsen. Das Team, es werde von WBD-Fachingenieuren unterstützt, soll bald einen Standort am IGA-Gelände beziehen. Außerdem sei nun die Gebag als wichtiger Akteur für die Entwicklung Hochfelds „eingebunden“.

IGA-Projektleiterin Claudia Schoch (r.) ist ebenso wie ihre Kollegen Laura Kuhl und Tobias Widmann von der Stadt zu den WBD gewechselt. Bald soll das um weitere Kollegen verstärkte Team Räume am Hochfelder Ausstellungsgelände beziehen.
IGA-Projektleiterin Claudia Schoch (r.) ist ebenso wie ihre Kollegen Laura Kuhl und Tobias Widmann von der Stadt zu den WBD gewechselt. Bald soll das um weitere Kollegen verstärkte Team Räume am Hochfelder Ausstellungsgelände beziehen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Projekte:

Die Überprüfung aller Teilvorhaben auf Finanzierbarkeit und zeitliche Realisierbarkeit bedeutet das Aus für den Bau eines Aussichtsturms am Wasserturm: „Zu teuer und mangels Barrierefreiheit nicht zeitgemäß“, begründet Linsen. Ein Aufzug wäre nötig gewesen, er hätte die Kosten von über vier Millionen Euro weiter in die Höhe getrieben.

Alternativ prüfe man nun den Bau einer Aussichtsplattform auf den alten Beton-Bunkern am Skaterpark. „Die wäre auch nicht viel niedriger, bietet eine gute Übersicht und wäre mit einer Rampe zu erreichen“, so der WBD-Geschäftsführer.

Das bedeutet: Die Skateranlage und ebenso das Ausflugslokal „Ziegenpeter“ sollen entgegen der bisherigen Planung Teil des (eintrittspflichtigen) IGA-Geländes werden. Mit dem Skater-Club gebe es Gespräche, damit er Werbung in eigener Sache mache und mit seinen Angeboten zugleich junge Gäste zur IGA locke, so Linsen.

Weitere Akteure habe das Team in einem Workshop mit ins Boot geholt: Zoo, Stadtsportbund, Nabu, BUND, Jugendring, Bürger- und Kleingartenvereine sollen mit eigenen Beiträgen zum IGA-Thema „Wie wollen wir morgen leben“ die Gartenausstellung bereichern. Akteure aus Hochfeld wie die Gesellschaft „Urbane Zukunft Ruhr“ sollen folgen. Anfang 2024 sollen die Ideen vorgestellt werden.

Zu teuer und nicht barrierefrei: Der Umbau des Wasserturms zum Aussichtspunkt ist aus Kostengründen gestrichen. Stattdessen könnte auf den Bunkern am Skaterpark eine Aussichtsplattform gebaut werden.
Zu teuer und nicht barrierefrei: Der Umbau des Wasserturms zum Aussichtspunkt ist aus Kostengründen gestrichen. Stattdessen könnte auf den Bunkern am Skaterpark eine Aussichtsplattform gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Umsetzung:

Gesetzt sind ein Umweltlehrpfad, den die WBD errichten, organisieren und überwiegend finanzieren. Das gilt auch für einen Schiffsanleger, der von Duisport geplant, gebaut und bezahlt wird.

Für den Umbau des Kultushafens zu einem „multifunktionalen Freizeit- und Begegnungsraum“ soll das Hafenbecken verkürzt und als terrassenartiger Aufenthaltsbereich gestaltet werden. Für den Umbau, den der Bund mit knapp neun Millionen Euro fördert, sollte eine Spundwand in den Grund des Hafenbeckens getrieben werden.

Um eine ebenso zeitaufwendige wie teure Kampfmittel-Sondierung zu vermeiden, planen die WBD-Ingenieure eine Alternative: Sie wollen eine Bodenplatte auf den Hafengrund setzen und darauf einen Betonverbau befestigen. Ob das die Blindgänger-Suche erübrigt, wird gerade mit der Bezirksregierung abgestimmt.

Unter Zeitdruck: Uwe Linsen, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, die im Sommer die Planung der IGA von der Stadtplanung übernommen haben.
Unter Zeitdruck: Uwe Linsen, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, die im Sommer die Planung der IGA von der Stadtplanung übernommen haben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Flächen:

Im Verzug sind die Verhandlungen über die Verfügbarkeit von benötigten Flächen. Am Kultushafen sei er „zuversichtlich für eine Lösung bis Ende des Jahres“, sagt Uwe Linsen. Der Standort des Eingangspavillon gegenüber des Bonifatiusplatzes gehört dem Berliner Investor DLE, der dort das neue Wohnquartier „Rheinort“ entwickelt. Auf die rechtzeitige Sanierung und Verfügbarkeit dieser Fläche müsse „mit Hochdruck Einfluss genommen werden“, so Linsen.

Eher klein für einen großen Besucherzulauf ist das Areal, das fiel dem WBD-Chef bei einem Besuch der Bundesgartenschau in Mannheim auf. Um Aufenthaltsflächen für Schulklassen und Familien zu schaffen, wird das IGA-Gelände eventuell um den 3. und 4. Bauabschnitt des Rheinparks erweitert. Auch das Spielplatz-Konzept wird überarbeitet – vorgesehen sind ein großer und zwei weitere Spielbereiche.

Projekte außerhalb des IGA-Geländes:

Schwerer als die wasserseitige Erschließung des Geländes fällt der Bau des Radschnellwegs RS1 und eines kommunalen Radwegs von der Düsseldorfer Straße/Sternbuschweg bis zum IGA-Areal, der bis Frühjahr 2027 gebaut werden soll. Die Planung steckt noch in den Kinderschuhen.

Der Förderantrag zum Umbau des Kaiserberg-Parks/Botanischer Garten wurde abgelehnt, er wurde jetzt in abgespeckter Form neu gestellt. Eine Entscheidung könnte im Frühjahr fallen.

Auch der Bau eines „Auen-Erlebnispfades“ an der Emschermündung bekommt keine Förderung und ist deshalb aus dem IGA-Programm gefallen. Er könnte auf anderem Wege gefördert werden, die Umsetzung ist 2027 ist unwahrscheinlich.

Beim Ausbau des „Grünen Rings“ um Hochfeld steht der Nord-Abschnitt vor dem Baubeginn, Verzögerungen gibt es in den Bereichen Mitte und Süd – hier geht’s erst 2025 in die Umsetzung.