Duisburg. Das Derby MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen ist ein Hochrisikospiel. Sollten Eltern ihre Kinder am Samstag besser nicht mit ins Stadion nehmen?
Es ist kein „normales“ Spiel: Wenn der MSV Duisburg am Samstag auf den Revierrivalen Rot-Weiss Essen trifft, dann kann von Liga-Alltag keine Rede sein. Denn die Fan-Lager der beiden Clubs sind verfeindet. Bei den letzten Aufeinandertreffen kam es regelmäßig zu Ausschreitungen. Die Polizei stuft das Derby deswegen – und wegen der teils dramatischen Szenen, die sich beim letzten Spiel in Essen ereigneten – als Hochrisikospiel ein.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Für Stadionbesucher, egal ob Heim- oder Auswärtsfan, bedeutet das: Es besteht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Besorgte Eltern stellen sich nun die Frage: Soll der Nachwuchs bei diesem Derby der Rivalen besser zu Hause bleiben? Oder ist es nicht gerade spannend, den kleinen Fans auch mal eine „volle Hütte“ und Derby-Emotionen zeigen zu können?
In der Diskussion unter einem Facebook-Posting der Redaktion sind die antwortenden Nutzerinnen und Nutzer zwiegespalten: „Alleine die Bezeichnung ,Hochrisikospiel’ hält mich persönlich schon länger davon ab, zum Fußball zu gehen“, schreibt etwa Andrea Hölters. Es gebe viele gute Alternativen, bei denen es um sportliche Leistung und nicht um Krawall gehe.
Auch Janine Yildirim kommentiert, sie würde ihre Kinder nicht mitnehmen. Es bestehe eine zu hohe Gefahr, dass die Kids „in Sachen zwischengeraten, mit denen sie eigentlich nichts zu tun haben, oder Dinge sehen, die sie in ihrem Alter nicht sehen brauchen“.
Wieso solle man den Nachwuchs nicht mitnehmen, wundert sich hingegen Marcel Steinberg: „Ein Derby vor ausverkaufter Hütte – Ihr könnt euch nicht im Ansatz vorstellen, wie elektrisiert mein Sohnemann letztes Jahr war.“ Auch jetzt sei der Sohn wieder dabei und könne es kaum erwarten.
„ZebraKids“-Kinder sind heiß aufs Spiel
Für Detlev Gottschlich ist ebenfalls klar: „Seine“ 150 Kinder dürfen das Derby nicht verpassen. „Vor allem die Älteren wissen, was das Spiel bedeutet, und sind wirklich heiß“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Vereins „ZebraKids“. „Außerdem sitzen wir fast alle in Block K, also weit weg von den Gästefans.“ Gottschlich geht deswegen nicht davon aus, dass eine konkrete Gefahr bestehen könnte.
Seit 2006 ermöglicht er mit seiner Initiative Kindern und Jugendlichen aus Duisburger Kinderheimen, aber auch aus Projekten wie dem „Blauen Haus“ in Hochfeld, einen Stadionbesuch. „Und es ist auch noch nie etwas passiert, auch nicht außerhalb des Stadions.“
„Hochrisikospiel wie jedes andere Hochrisikospiel auch“
Tatsächlich ist es auch aus psychologischer Sicht nicht sinnvoll, kleine MSV-Fans am Samstag aus Angst zu Hause zu lassen: Kinder von Dingen fernhalten zu wollen, die es nun mal gebe in dieser Welt, das sei eine schlechte Idee, erklärt der Duisburger Kinderpsychologe Markus Wolters: „Früher oder später sehen sie so etwas ja eh.“
Wichtig sei, das Geschehen im und am Stadion „pädagogisch einzuordnen“, findet Wolters, der an der Fuldastraße eine Praxis betreibt. „Eltern sollten ihren Kindern zum Beispiel erklären, dass Fußball eine spezielle Szene oder Welt ist.“ Und in dieser Welt könnten eben andere Regeln gelten als sonst. „Diese Ambivalenz müssen Kinder auch aushalten lernen“, erklärt der Psychologe.
MSV Duisburg: Weitere Artikel über die Fan-Szene
- Teures Bier beim MSV Duisburg – Sportschau nimmt Protest auf
- MSV gegen RWE: Erste Provokation um Duisburger Arena
- MSV Duisburg: Bier im Stadion ist teurer als in Dortmund
- MSV Duisburg: Stau an Bierbuden – das sagt der Catering-Chef
Auch MSV-Sprecher Martin Haltermann beruhigt: Das Spiel gegen RWE sei aus seiner Sicht „ein Hochrisikospiel wie jedes andere Hochrisikospiel auch, ob gegen Essen oder früher gegen Düsseldorf, Köln oder Schalke“. Sein grundsätzlicher Appell an die Fans: Sie sollen es bei sportlicher Rivalität belassen.
>> MSV gegen RWE: Polizei kündigt Großaufgebot an
- Fest steht: Beim Drittliga-Duell in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena ist das Konfliktpotenzial abseits des Spielfeldes wohl noch größer als vor den vergangenen Partien.
- Beim Auswärtsspiel in Essen fühlten sich die MSV-Anhänger im proppevollen Gästeblock von den Ordnern schlecht behandelt. Viele verließen das Essener Stadion deshalb noch vor der Halbzeit.
- Die Duisburger Fans zündelten im Gästebereich über 90 Minuten mit Pyrotechnik. Ein Mann feuerte sogar einen Böller auf RWE-Fans ab. Vier Personen waren dadurch nach Polizeiangaben verletzt worden.
- Die Polizei wird das Spiel am Samstag daher mit einem Großaufgebot begleiten. Die Anreise der Gästefans wird über den S-Bahnhof Schlenk erfolgen.
- Auf den Straßen wird mit einem hohen Verkehrsaufkommen gerechnet. Der MSV Duisburg und auch die Sicherheitsbehörden empfehlen deswegen eine frühzeitige Anreise.