Duisburg. 30 Künstler haben in Duisburg drei Jahre lang gesprüht – zum Beispiel am Innenhafen. Diese Geschichten stecken hinter den „Heimat-Graffiti“.

Es gibt sie in groß und in klein. Mal verstreut an den Brücken der A 59 oder aber auch alle zusammen am Parkplatz der Küppersmühle im Innenhafen. Und bei allen Graffitis spielt der nebenstehende QR-Code eine ganz entscheidende Rolle.

Was die Künstler und Projektentwickler sich bei dem jüngst fertiggestellten Mammutprojekt „Heimat-Graffiti“ gedacht haben, erklärt Jörg Löbe, Vorsitzender der Duisburger Bürgerstiftung: „Wir haben vor drei Jahren angefangen, Duisburger Bürger nach ihren Ideen zum Thema Heimat zu befragen. Die Antworten haben wir zusammengefasst, einzelne Menschen gebeten, eine kleine Videosequenz zu ihrem Thema zu drehen und die haben wir dann ganz unterschiedlichen Künstlern zur Interpretation gegeben.“

Das Ergebnis ist nun sowohl in XL an unterschiedlichen Brücken zu bestaunen, als auch in etwas kleiner am hinteren Parkplatz der Küppersmühle. Der Themenwelt waren hierbei keine Grenzen gesetzt. Sowohl Karneval, Arbeit, Religion, Flucht und Vertreibung als auch Currywurst wurden akustisch und bildlich umgesetzt. „Ich fand das total super, dass ich zwei Minuten lang über mein Lieblingsprodukt Currywurst reden durfte“, sagt Marco Peters begeistert.

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Viele kennen ihn, seinen Foodtruck und seine legendäre Currywurst schon seit Jahren und haben ihm großmütig sogar die Soßenvariante mit den Erdbeeren verziehen.

„Heimat-Graffiti“ in Duisburg: Über 30 Künstler waren am Werk

Heimat ist eben das, was man kennt und was einem vertraut ist. Dazu gehört natürlich auch das Ruhrdeutsch. Hierzu hat die Bürgerstiftung Hotte Schibulski mit ins Boot geholt und ihm als einzigem auch tatsächlich ein Porträt gewidmet. Normalerweise bekommen die Künstler nur die Videos und haben die Sprecher nicht kennengelernt. „Ich war total perplex, als ich mich dort auf dem Pfeiler gesehen hab, das ist schon cool“, freut sich Stephan Haas. Mit seinen „Hotte Schibulski erklärt dich dat Ruhrdeutsch“-Videos bei Youtube hat er sich in viele Herzen des Ruhrgebietes geschummelt. Nun gibt’s ihn also auch mit passendem QR-Code.

Nach drei Jahren steht das Projekt vor dem Abschluss. Künstlerin Tina Tscherdova aus Georgien arbeitet noch an den Feinheiten.
Nach drei Jahren steht das Projekt vor dem Abschluss. Künstlerin Tina Tscherdova aus Georgien arbeitet noch an den Feinheiten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Insgesamt 120.000 Euro hat die Bürgerstiftung stemmen müssen, um diese Idee umsetzen zu können. „Wir haben viele Förderanträge gestellt und schließlich Gelder vom Heimatministerium bekommen. Frau Scharrenbach war zwischendurch selbst hier und hat geschaut, was da so alles gesprayt wird“, sagt Wolfgang Trefzger, Vorstandsmitglied der Duisburger Bürgerstiftung.

Das Interpretationsspektrum ist tatsächlich vielfältig. Von abstrakt bis realistisch hat jeder der 30 internationalen Künstler seine Formensprache auf die Säule gebracht. „Wir haben hier Künstler von Gladbach bis Georgien, die alle ganz wunderbar harmonieren“, erklärt Jörg Löbe.

Eine von ihnen ist Ilona Krist. Die junge Frau kommt eigentlich aus Mönchengladbach, hat aber viele Künstlerkontakte nach Duisburg und wurde dementsprechend irgendwann gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, ein Graffiti zum Thema Flucht und Vertreibung zu machen. „Das Thema war für mich spannend, da auch ich nicht in Deutschland geboren bin, da hab ich gern mitgemacht“, sagt sie und erklärt ihr Bild: Ein Schiff vor dunkler Industriekulisse, das sich mit seinem Anker im deutschen Gesetzbuch verfängt.

Ilona Krist vor ihrem Graffito am Duisburger Innenhafen.
Ilona Krist vor ihrem Graffito am Duisburger Innenhafen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wer die Bilder in Gänze verstehen will, der sollte sich tatsächlich die Mühe machen, den QR-Code zu scannen und sich die Geschichten dazu anzuhören. Das kann man auch mit Kindern bei einem schönen Herbstspaziergang im Innenhafen. Einfach nur bis ganz hinten zur Brücke durchlaufen und schon kann´s losgehen.