Duisburg. Immer mehr Duisburger sind auf Lebensmittel-Spenden oder ein warmes Essen angewiesen. Eine Karte zeigt nun, wo es welche Hilfsangebote gibt.
Die Zahl der Duisburger in Notlagen, die auf Lebensmittelspenden oder andere Hilfen angewiesen sind, steigt kontinuierlich. Sie werden aufgefangen von zahlreichen Organisationen und ehrenamtlichen Initiativen, die beispielsweise warmes Essen rund um die Innenstadt verteilen.
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Um das Engagement und die Angebote für Hilfebedürftige sichtbar zu machen, hat sich der Neudorfer Daniel Frejno vor einiger Zeit die Mühe gemacht und eine sogenannte „Limo-Karte“ erstellt. Für Betroffene ist übersichtlich notiert, an welchen Tagen und Orten beispielsweise Essensausgaben stattfinden. Außerdem erfahren sie, wo sie ihre Kleidung waschen können, medizinische Hilfe bekommen oder wo es Beratung gibt.
Die Idee ist entstanden von den Macherinnen und Machern des Limo-Baums. Dieser wurde 2020 von Lina Wirth und einigen Mitstreitern von der Freien Evangelischen Gemeinde „gepflanzt“, um Obdachlose in Krisenzeiten zu unterstützen. Zunächst stellten sie einen Korb auf, wo Menschen, die mehr haben, ihre Pfandflaschen spenden konnten. Bedürftige konnten diese herausnehmen, wegbringen und so ein bisschen Geld verdienen. An einer Wäscheleine baumelte zudem Nützliches wie Zahnbürsten samt Paste, Klopapier, eine Konserve oder ein Paket Nudeln.
Duisburger Initiatorin Lina Wirth: „Wir retten vielleicht nicht die Welt, aber es zählt die Geste“
Mittlerweile ist das Konzept etwas verändert. Unbekannte hatten die Sammelstelle angezündet. Nun dient eine ausrangierte Telefonzelle als Baum, die ebenso mit gespendeten Habseligkeiten, gefüllt wird. Ein Team achtet darauf, dass diese nicht vermüllt und wirklich nur Sinnvolles abgelegt wird. „Die Idee mit der Karte kam, um den Menschen, die vielleicht nichts in dem Limo-Baum finden, zu zeigen, wo sie noch Hilfe bekommen können“, erklärt Daniel Frejno. Lina Wirth ergänzt: „Wir retten vielleicht nicht die Welt, aber es geht um die Geste und darum, die Not der Menschen sichtbar zu machen.“
Wer sich am Limo-Baum bedient, kommt nicht nur aus Neudorf. „Wenn man hier mal eine halbe Stunde auf dem Ludgeriplatz verbringt, sieht man, wie viele in die Telefonzelle schauen“, weiß Lina Wirth. Auch Frank Schlackmann von „Help for Homeless“ kennt die Not vieler Duisburger. „Jetzt ist es noch relativ am Anfang des Monats, aber bald haben wir am Ende unserer Essensausgabe keine Portion mehr übrig.“ Die Ehrenamtlichen kochen mit Lebensmitteln aus Foodsharing-Stellen, manchmal stecken sie aber auch privates Geld in ihre Arbeit. Auch die Tafel Duisburg ist darauf angewiesen, Grundnahrungsmittel zuzukaufen – die Warensituation in den Supermärkten ist schwierig, es wird weniger gespendet.
Ehrenamtlicher hatte den Einfall für den sozialen Stadtplan
Inzwischen wird der soziale Stadtplan von sämtlichen Initiativen an Betroffene verteilt – und ist schon in einer dritten Fassung erschienen. „Es ändern sich leider immer wieder ein paar Infos“, weiß Frejno, der trotz Erfolg mit der Karte hadert: „Manchmal frage ich mich, ob das wirklich etwas bringt. Dadurch ändert sich ja nichts.“ Auch Arne Buschmann, Pfarrer bei der Freien Evangelischen Gemeinde in der City, die etwa eine Gedenkfeier für verstorbene Obdachlose unterstützt, sagt: „Die Karte zeigt ganz schön, dass es viele gibt, die sich kümmern. Aber strukturell müsste etwas passieren.“
Diese Forderung hat auch Manuela Bexte vom Verein „Herzenswärme“ in Richtung Stadt formuliert. Sie forderte, dass die Stadt die Koordination der verschiedenen Hilfen übernehmen solle. Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass es zwar viele Angebote gibt, aber nicht alle Ehrenamtliche Kontakt zueinander haben – aus den unterschiedlichsten Gründen. Zudem fehlt vielen die Vernetzung zu den hauptamtlichen Hilfsorganisationen wie den Streetworkern. Auf seinem Stadtplan macht Daniel Frejno allerdings keine Unterschiede – die „Zentrale Anlauf-, Beratungs- und Vermittlungsstelle“ (ZABV) ist ebenso verzeichnet wie die Anlaufstelle der Tafel oder „Gemeinsam gegen Kälte.“
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt ein Stadtsprecher: „Das städtische Hilfesystem, mit dem Ziel Menschen aus der Obdachlosigkeit zu holen, wurde bereits einigen Vereinen vorgestellt. Wichtig ist uns, durch die Vereine einen niederschwelligen Zugang zum Hilfesystem zu ermöglichen.“ Als eine der neuen Maßnahmen im „neuen Kommunalen Handlungskonzept Wohnen“ solle voraussichtlich auch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen aufgenommen werden.
Die Zahl der Personen, die in Duisburg auf der Straße leben, könne indes von der Stadt nur grob geschätzt werden „und liegt vermutlich im mittleren zweistelligen Bereich.“ Grundsätzlich müsse man unterscheiden: „Als Wohnungsnotfall beschreibt man Personen, die nicht über einen eigenen vertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen. Obdachlose sind Personen, die ohne eine gesicherte Unterkunft auf der Straße leben.“ Auch bei der Erstellung des neuen Kommunalen Handlungskonzepts werde das Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit aktuell thematisiert.
Die Hilfsangebote auf der „Limo-Karte“ in der Übersicht:
Bahnhofsmission, Montag bis Freitag von 7.30 bis 19 Uhr geöffnet. 0203 333967, duisburg@bahnhofsmission.de
Straßenambulanz von Bürger für Bürger, Montag und Donnerstag, am Hauptbahnhof um 13 Uhr. Kuhtor circa um 13.15 Uhr, 0176 45933693, vorstand@bfb-du.de
City-Wärme (Grabenstraße 180-182), Essensausgabe, Montag, Mittwoch und Freitag ab 18 Uhr, Samstag ab 14.30 Uhr, 0157 38335617, citywaerme.e.v@gmail.com, 50 Cent Kostenbeitrag
Drogenberatung (Drobs), Beekstraße 45b, Einrichtung von Postadressen, 0203 71890660, info@suchthilfeverbund-duisburg.de
Freie Küche(Sikhverband), Essenausgabe am letzten oder vorletzten Samstag des Monats am Schäferturm (14 Uhr), 0157 35243360, Duisburg@freiekueche.org
Kälte- und Medizinbus von Gemeinsam gegen Kälte, mobil und auf Anfrage, montags bis mittwochs 9 Uhr Essensausgabe am Schäferturm, 0203 3468084, gemeinsam-gegen-kaelte-duisburg@menschen-hilfe.de
Essensausgabe von Help for Homeless für Obdachlose: montags um 16 Uhr im Kant-Park, 0151 72612713, helpforhomeless@t-online.de
Essensausgabe von Herzenswärme, Dienstag und Freitag am Schäferturm (18 Uhr), 0157 36139519, manuela.bexte@gmx.de
Kant-Park-Engel, Essensausgabe donnerstags um 18 Uhr am Schäferturm, geöffnet Oktober bis April, 0163 6663966, gschuetti@aol.com
Limo-Baum, rund um die Uhr am Ludgeriplatz geöffnet, 0171 4281078, hallo@limobaum.de
Malteser (Münzstraße 15-17), medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung, Termin notwendig, akute Behandlungen auch ohne, 0201 820470, mmm.duisburg@malteser.org
Kleiderkammer im Sozialzentrum St. Peter (Brückenstraße 30), mehrsprachige Beratung, 0203 996978, Liebfrauen.Duisburg-Mitte@bistum-essen.de
Streetwork, ab 12 Uhr täglich in den Parks unterwegs. An der Gutenbergstraße 24: Auch Beratung, Dusche, Toilette und Waschmaschine, 0201 60012120, info@suchthilfeverbund-duisburg.de
Tafel, Lebensmittelausgabe an der Brückenstraße 30 – 1,50 Euro Beitrag pro Tasche, 0203 350180, info@tafel-duisburg.de
Essensausgabe Team Seyyah, samstags 18 Uhr am Hauptbahnhof, 0163 2408170, teamseyyah@gmail.com
ZABV (Beeckstraße 45), Vermittlung von Übernachtungsstellen, 0203 9313 100, zabv@diakoniewerk-duisburg.de
>> Hier ist die „Limo-Karte“ erhältlich
● Erhältlich ist die „Limo-Karte“ bei sämtlichen Organisationen wie „Help for Homeless“, bei den Streetworkern oder der Freien Evangelischen Gemeinde in Neudorf am Ludgeriplatz. Auf der Seite www.limokarte.de kann man sich den Plan auch selbst ausdrucken.
● Wer Verbesserungsvorschläge, Kritik und Anregungen hat, kann sich per Mail an hallo@limokarte.de wenden.