Duisburg. Der Verkehr auf der Umleitungsstrecke ist am ersten Tag der Karl-Lehr-Brückensperrung kollabiert. Wie geht es in den kommenden Wochen weiter?

Kilometerlanger Stau, hupende Lkw- und genervte Autofahrer: Der erste Werktag mit gesperrtem Karl-Lehr-Brückenzug war für Duisburg ein echter Stresstest. An vielen Orten ging es gut. Aber: Auf der Umleitungsstrecke durch Meiderich kollabierte der morgendliche Berufsverkehr komplett.

7.30 Uhr am Montagmorgen auf der Aakerfährbrücke: An der Kreuzung zum Ruhrdeich beginnt der lange Stau auf der Umleitungsstrecke U 61 in Richtung Innenstadt. Er zieht sich weit über die Emmericher Straße über die Brücke am Rhein-Herne-Kanal, vorbei an der Ratingsee-Siedlung und der Kreuzung Westender Straße bis zum Kreisverkehr an der Jet-Tankstelle in Obermeiderich. Auffällig viele Laster schleichen in der Blechlawine mit.

Die Aakerfährbrücke in Duisburg wurde im Berufsverkehr zum Nadelöhr.
Die Aakerfährbrücke in Duisburg wurde im Berufsverkehr zum Nadelöhr. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Für die gut drei Kilometer lange Strecke brauchen die Autofahrer nach eigenen Angaben um diese Uhrzeit über 45 Minuten. Viele schütteln hinter dem Lenkrad den Kopf, einige fluchen laut. „Wo soll man in Duisburg denn noch fahren?“, ruft eine Peugeot-Fahrerin aus ihrem Seitenfenster. Zumindest größere Unfälle blieben nach Polizeiinformationen trotz des dichten Verkehrs am Montag aus.

Karl-Lehr-Brücke gesperrt: Warum die Umleitung nicht über die A 59 führt

Dass die monatelange Sperrung problematisch werden würde, damit rechneten die Verantwortlichen bei der Stadt bereits im Vorfeld. „Wir wissen, dass es eine erhebliche Belastung sein wird“, sagte Planungsdezernent Martin Linne Anfang September im Verkehrsausschuss.

Die Vollsperrung sei nach Einschätzungen aus dem Rathaus allerdings unumgänglich. Denn: An der Großbaustelle Karl-Lehr-Brückenzug müssen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) die neuen Brücken über den Hafenkanal und die Ruhr an das Straßennetz anschließen. Dafür müssen unter anderem die Schienen der Straßenbahnlinie 901 verlegt werden. Zudem wird das alte Brückenbauwerk, das über den bereits vor Jahren verfüllten Kaiserhafen führt, abgebrochen und ein Erdwall aufgeschüttet. Voraussichtlich bis zum 5. November sollen die Arbeiten dauern.

Bis November wird auf dem Karl-Lehr-Brückenzug gearbeitet. Nicht nur die Autofahrer brauchen also weiterhin viel Geduld.
Bis November wird auf dem Karl-Lehr-Brückenzug gearbeitet. Nicht nur die Autofahrer brauchen also weiterhin viel Geduld. © WAZ | Martin Ahlers

Unglücklich: Die ausgeschilderte offizielle Umleitung verläuft nur über innerstädtische Straßen. Der Stadt sind dabei allerdings die Hände gebunden, denn laut Verkehrsrecht darf bei der Sperrung einer kommunalen Straße nicht über eine Autobahn umgeleitet werden. Dabei wäre am Montagmorgen der Weg über die A 59 für viele wohl die bessere Alternative gewesen. Zwar staute es sich dort in Fahrtrichtung Duisburg-Zentrum zwischenzeitlich zwischen der Anschlussstelle Duisburg-Walsum und dem Kreuz Duisburg auf sieben Kilometern Länge, der Zeitverlust betrug dort aber nach Daten des WDR-Verkehrsfunks „nur“ 20 Minuten.

DVG berichtet von längeren Wartezeiten für Fahrgäste

Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) warnte schon vor der Vollsperrung: „Die Ausweichstrecken werden entsprechend voll sein, wodurch längere Staus entstehen können. Dadurch kann es zu Verspätungen auf allen Linien kommen.“ Und selbstverständlich traf die Brückensperrung auch den ÖPNV merklich. Die Linienbusse standen auf der Umleitungsstrecke im Stau, ihr Fahrplan war somit über den Haufen geworfen. Die DVG bestätigt, dass die Sperrungen bei ihren Fahrgästen für lange Wartezeiten gesorgt hätten.

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Die Umleitungs- und Zubringerwege mit Shuttle-Bussen zwischen den beiden Drehkreuz-Haltestellen Friedrichsplatz in Ruhrort und der Haltestelle Meiderich Bahnhof hätten wie geplant funktioniert. Die DVG empfiehlt daher weiterhin, die Bahn-Linien U79 und 903 zu nutzen – und mehr Zeit für die Fahrten einzuplanen.

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Ein ganz anderes Bild gab es zum Wochenstart dort, wo es sonst zu Stoßzeiten auf den Straßen rappelvoll ist: Der Kaßlerfelder Kreisel ist halbseitig gesperrt, die Ruhrorter Straße gegen kurz vor 8 Uhr wie ausgestorben. Autofahrer meiden den Bereich. Aber: Vor allem Fußgänger und Radfahrer stranden hier vor dem Karl-Lehr-Brückenzug und versuchen dann, sich durchzufragen. „Die Information ist wirklich schlecht“, findet Klaus Poethen, der auf seinem Weg nach Beeck ausgebremst wird.

Wie bewerten die Planer der Stadt Tag eins unter erschwerten Bedingungen? Grundsätzlich bräuchten Verkehrsteilnehmer bei einer Umleitung eine gewisse Eingewöhnungszeit, um sich an die neue Verkehrsführung zu gewöhnen, gibt Sprecher Malte Werning ihre Einschätzung weiter.

Interessant: Nach seinem Bericht wurde die Ampelanlage Emmericher Straße/Fährstraße an der Aakerfährbrücke im Vorfeld der Sperrung in das Steuerungsprogramm mit den höchsten Leistungsfähigkeiten geschaltet, um Verkehrsstaus im Umleitungsverkehr so gering wie möglich zu halten. Bedeutet: Die Grünphasen wurden schon verlängert.

Das zuständige Fachamt will die Situation auf den Umleitungsstrecken laufend beobachten. Werning dazu: Nachjustierung behalte die Stadt sich vor, sollte sich in den kommenden Tagen zeigen, dass hier noch Optimierungsbedarf bestehe.

Auch die Schwanentorbrücke ist aktuell für Autofahrer nicht befahrbar.
Auch die Schwanentorbrücke ist aktuell für Autofahrer nicht befahrbar. © WAZ | Martin Schroers

>>Auch Schwanentorbrücke ist gesperrt

  • Auch die Schwanentorbrücke ist nun erstmal in beide Richtungen gesperrt. Dort ist die DVG mit Gleisbauarbeiten beschäftigt.
  • Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann die Schwanentorbrücke allerdings während der Bauarbeiten passieren.
  • Die Arbeiten vor Ort sollen voraussichtlich Ende Oktober beendet sein.