Duisburg. Die Haushaltsdebatte im Bundestag hat Nachwirkungen. Darf ein Abgeordneter auf Zwischenrufe der Opposition mit „Ganz ruhig, Brauner!“ reagieren?

„Ganz ruhig, Brauner!“, diese Worte hat Duisburgs Bundestagsabgeordneter Felix Banaszak (Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Rede vor dem Bundestag mit beschwichtigender Geste in seine Ausführungen eingeflochten und damit die AfD in Rage gebracht.

Im Sitzungsprotokoll der Haushaltsdebatte ist der Verlauf dokumentiert. Banaszak bezeichnete die Äußerungen der AfD zuvor als „Rede der Niedertracht, der Demagogie und des Hasses“. Dabei wurde er immer wieder von Abgeordneten der AfD mit Zwischenrufen unterbrochen.

Haushaltsdebatte: „Ganz ruhig, Brauner!“ als Reaktion auf die Zwischenrufe der Opposition

„Sie brauchen die Menschen, die nach Europa fliehen, damit Sie mit ‘Mauern an den Grenzen!’ werben können“, sagte Banaszak. „Sie brauchen die Destabilisierung unserer internationalen Gemeinschaft, damit Sie Ihr Spiel weitertreiben können.“ Norbert Kleinwächter (AfD) rief „Corona-Krise! Klimakrise! Sie produzieren doch die Krisen und destabilisieren die Republik!“

Daraufhin setzte Banaszak mit seinem nächsten Satz an und ergänzte: „Ganz ruhig, Brauner! Was wir hier in der Entwicklungszusammenarbeit machen, ist nicht das Verteilen von Almosen. Es ist nicht Entwicklungshilfe. Es ist globale Partnerschaft, die auch im ureigenen Interesse Deutschlands und der Europäischen Union ist“.

Zitat aus dem Ring der Nibelungen

Weil die AfD und ihre Fans sauer sind, äußert sich Banaszak jetzt in einem Video in den sozialen Netzwerken. Hier verweist er darauf, dass die Formulierung aus dem Ring der Nibelungen stamme. Der Opernzyklus stammt von Richard Wagner, der auch antisemitische Texte produzierte „und viele, viele Fans bei den Faschisten, bei den Nationalsozialisten hatte“.

In der Szene, in der der Ausruf fällt, gehen zwei Pferde aufeinander los, erklärt der Duisburger Grüne. Eine Walküre sagt daraufhin: „Ruhig, Brauner, brich den Frieden nicht!“

Banaszak merkt süffisant an, dass er einem AfD’ler mit Richard Wagner geantwortet habe „und dann ist es auch schon wieder nicht in Ordnung“. Wohl eher rhetorisch fragt er noch: „Wie soll man mit dieser Partei reden?“

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Politiker bekamen für den Spruch schon Ordnungsrufe

Er ist nicht der erste Bundestagspolitiker, der mit dieser Äußerung auffällt. Sein grüner Amtskollege Julian Pahlke rief im August einem AfD-Mann zu: „Ruhig, Brauner!“, dieser forderte erzürnt, das zu Protokoll zu nehmen.

Eine Linken-Abgeordnete kassierte für ihren Zuruf 2021 noch einen Ordnungsruf des Bundestagspräsidiums. Gleichlautende Zwischenrufe der SPD im selben Jahr sowie 2022 blieben laut Sitzungsprotokoll ungeahndet.

Sprachlexika betonen, dass sich die Redensart heutzutage nicht nur auf Pferde bezieht, sondern als politische Anspielung verstanden wird. Braun steht in diesem Kontext für Rechtsextremismus bzw. Nationalsozialismus.

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