Duisburg. Wegen Mordversuchs steht ein 20-Jähriger vor Gericht. Er soll in Hochfeld einen Polizisten angefahren haben. Details zum Vorfall und Verfahren.
Mit überhöhter Geschwindigkeit war ein Seat am 22. Februar dieses Jahres in einer verkehrsberuhigten Zone auf der Brückenstraße in Duisburg-Hochfeld unterwegs. Ein Polizist (60), der das Fahrzeug kontrollieren wollte, erlebte eine böse Überraschung, als der Fahrer Gas gab. Obwohl der Beamte noch auszuweichen versuchte, wurde er angefahren. Wegen versuchten Mordes steht der 20 Jahre alte mutmaßliche Fahrer nun vor der Jugendkammer des Landgerichts am König-Heinrich-Platz.
Das Auto mit Luxemburger Kennzeichen war wenige Tage zuvor an der Kammerstraße in Neudorf gestohlen worden. Die Anklage geht davon aus, dass der 20-Jährige das Fahrzeug aufbrach, um darin nach Beute zu suchen. Er fand einen Zweitschlüssel für das Fahrzeug, von dem die Besitzerin geglaubt hatte, sie habe ihn verloren. Er fuhr mit dem Seat Ibiza davon.
Zeugen sahen kein Bremslicht, keine Ausweichbewegung
Am Nachmittag des 22. Februar soll er am Steuer gesessen haben, als die Polizei auf das Fahrzeug aufmerksam wurde, weil es in einer Zone, in der Schritttempo vorgeschrieben war, mit mehr als 20 Stundenkilometern unterwegs war.
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„Ich habe mich auf die Straße gestellt und Anhaltezeichen gegeben“, erinnerte sich ein 60-jähriger Polizist im Zeugenstand. Stattdessen heulte der Motor auf. „Ich bin nach links gegangen“, so der Zeuge. Mit einer leichten Lenkbewegung hätte der Fahrer vorbei ziehen können. Doch er soll, das berichteten mehrere Beamte übereinstimmend, stur geradeaus auf ihren Kollegen zugefahren sein.
Polizist kam mit Prellungen und Schürfwunden davon
Der Beamte wurde am Oberschenkel getroffen und landete auf der Motorhaube. „Da wollte ich nicht bleiben“, so der 60-Jährige trocken. Er ließ sich von der Motorhaube fallen und stürzte unsanft auf die Straße. Wie durch ein Wunder kam der Polizist mit Prellungen und Schürfwunden davon.
Das Tatfahrzeug wurde kurz darauf in der Antonienstraße gefunden, ein 23-Jähriger in der Nähe festgenommen. Zunächst gingen die Ermittler davon aus, er sei der Fahrer gewesen. Doch bald stellte sich heraus, dass er wohl nur der Beifahrer war. Der 20-Jährige wurde Ende März an seinem Arbeitsplatz in Rheinberg festgenommen, sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Mordmerkmal: Verdeckung einer Straftat
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann den möglichen Tod des Polizisten billigend in Kauf nahm, um seine vorangegangene Straftat, nämlich den Diebstahl des Wagens, zu verdecken. Der Angeklagte schwieg am ersten Verhandlungstag zu den Vorwürfen. Für das Verfahren sind bis Mitte Oktober noch fünf Verhandlungstage geplant.
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