Duisburg. In Duisburg sperrt die Taskforce Schrottimmobilien. Und was dann? Nachgefragt bei einem Hausbesitzer. Was er kritisiert und die Stadt antwortet.
Vor sechs Monaten erkannte die Task Force der Stadt Duisburg bei einem Mehrfamilienhaus Gefahr im Verzug und sperrte die Schrottimmobilie. Acht Mietparteien mit zwölf kleinen Kindern, insgesamt 24 Menschen verloren ihr Zuhause und mussten Hals über Kopf ihre Habseligkeiten packen. Was ist seither passiert?
Von außen betrachtet: nichts. Die Siegel des Ordnungsamtes versperren weiterhin die beiden Haustüren.
Schrottimmobilie: Sanierungsplan entsteht nur mit Verzögerung
Nachgefragt bei Hausbesitzer Marwan Saado. Was haben Sie mit der Immobilie vor? Renovieren, sagt er. Aber das dauert. Der erste Architekt, den er einschaltete, habe nicht geliefert, der zweite sei krank geworden. Jetzt arbeite seit zwei Monaten eine Architektin an einem Sanierungsplan.
Verzögernd habe auch gewirkt, dass er nach der Sperrung neun Wochen auf Post von der Stadt gewartet habe. Als nichts kam, habe er einen Anwalt eingeschaltet. Erst nach insgesamt zwölf Wochen sei ein Brief von der Task Force gekommen, der die Mängel im Haus auflistet.
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Den Vorwurf spielt die Pressestelle der Stadt Duisburg allerdings zurück. Stadtsprecher Sebastian Hiedels betont, dass schon die mündliche Nutzungsuntersagung aufgrund der Gefahr für Leib und Leben bindend sei. Eigentümer könnten daraufhin in Absprache mit der Task Force jederzeit Architekten oder Brandschutzexperten beauftragen, das Haus zu inspizieren und Mängel zu identifizieren, um einen Plan für deren Beseitigung zu erstellen.
„Grundsätzlich gilt: Eigentümer sind zu jeder Zeit zivilrechtlich dazu verpflichtet, ihr vermietetes Eigentum in einem ordnungsgemäßen Zustand und ohne Gefährdung für Bewohnerinnen und Bewohner zur Verfügung zu stellen. Die Nutzung für die Mieter ist erst wieder möglich, wenn der Eigentümer die Mängel beseitigt hat“, schreibt Hiedels.
Für über 100 Häuser wurde in den vergangenen sieben Jahren von der Stadt Duisburg eine Nutzungsuntersagung ausgesprochen, nur jedes fünfte daraufhin saniert.
Zugemauerter Fluchtweg, ungesicherte Elektrik
Für Saado ist die Sperrung kostspielig, die Finanzierung läuft weiter und „mir fehlen jeden Monat 3500 Euro Gewinn“, sagt er. Der Mieter des Imbisses, der unten im Haus fast eröffnungsreif war, habe im Januar zwar ein Gewerbe angemeldet, könne aber nicht arbeiten. Bis der Hauseigentümer mit den Baumaßnahmen anfangen kann, werde es weitere Monate dauern. Sein Sanierungskonzept muss genehmigt werden, und dann „brauche ich ja genehmigte Bauanträge“.
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Angesichts der Vielzahl von Mängeln im Haus – der Task Force-Bericht rügt unzureichenden Brandschutz, zugemauerte Fluchtwege, ungesicherte Elektrik und abgebrochene tragende Wände – wie konnte er darin Menschen wohnen lassen?
„Ich habe Schuld“, bekennt Saado. Er sei erdrückt worden vom Stress mit der Familie, vom Stress mit der eigenen Baufirma, die er schließlich abgab, „da habe ich viel vernachlässigt“. Als Miethai möchte er sich dennoch nicht bezeichnen lassen. Er kaufe Häuser zwar günstig bei Zwangsversteigerungen, stecke dann aber viel rein. In einer dieser Immobilien wohne er auch selbst mit drei Kindern.
Bekommt der Vermieter durch seinen Familiennamen mehr Aufmerksamkeit?
Seine ehemaligen Mieter habe er unterstützt, ihnen Kautionszahlungen vorgestreckt, Wohnungen gesucht. Dabei sei er in Hochfeld in Häuser gekommen, „die waren in viel schlimmerem Zustand“. An einem Haus sei sogar ein Stück Fassade auf das Auto eines Mieters gefallen.
Die Stadt selbst erklärt, dass der Vermieter nur zwei Bewohner unterbringen konnte. Das Wohnungsamt hatte allen Betroffenen Ersatzunterkünfte angeboten, eine sechsköpfige Familie nutzte das Angebot und wohnte kurzfristig in einer städtischen Notunterkunft, zog dann aber weg aus Duisburg.
Saado glaubt, dass der Task Force-Einsatz mit seinem Nachnamen zu tun habe. „Einige meiner Familien-Angehörigen sind in den Streit auf dem Altmarkt in Hamborn verwickelt. Ich hatte damit nie was zu tun und überlege jetzt, meinen Nachnamen zu ändern.“ Er meint die bundesweit Aufsehen erregende Schießerei zwischenMännern aus dem Clan- und Rockermilieu.
Hiedels entgegnet allerdings, dass die Task Force ihre unangekündigten Kontrollen nach Hinweisen von Nachbarn, Ordnungsamtsmitarbeitern oder der Polizei durchführe, „objektiv und unabhängig von persönlichen Merkmalen wie beispielsweise einem Nachnamen“.
Allem Ärger zum Trotz findet Saado die Einsätze grundsätzlich gut. „Aber es wäre besser, wenn sie früher eingreifen, den Vermietern helfen und konkret sagen, was zu tun ist. Jetzt steht die Immobilie leer und verkommt weiter.“
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- Wenn von der Task Force gesperrte Schrottimmobilien auf den Immobilienmarkt kommen, gibt es seitens der Stadt keine festen Mechanismen.
- Potenzielle Käufer werden auf Nachfrage informiert, dass der vorherige Eigentümer bereits eine schriftliche Nutzungsuntersagung erhalten hat und die Immobilie nur wieder als Wohnraum genutzt werden kann, wenn ein von der Stadt genehmigtes Sanierungskonzept umgesetzt und anschließend abgenommen wird, schreibt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
- „Für die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen ist der Käufer selbst verantwortlich und sollte dies idealerweise mit einem Architekten oder Brandschutzexperten klären.“