Duisburg. Die Lage an Duisburgs Schulen ist prekär: 244 Lehrer, Dutzende Schulleiter und Stellvertreter fehlen. Vor allem Kinder an Grundschulen leiden.
Leerstellen im System: Im Schuljahr 2023/24 zeigen sich in Duisburg erneut große Lücken in den Lehrerkollegien.
Gesucht werden derzeit 19 Schulleiterinnen und Schulleiter, außerdem 32 Stellvertreter. Und für die Kollegien wurden von 309 ausgeschriebenen Lehrerstellen zum 1. August lediglich 65 besetzt, berichtet eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf.
Wie ist die Lehrerversorgung an Duisburger Grund- und Förderschulen?
Die Situation an den Grund- und Förderschulen ist mit Abstand am schlimmsten. Es gibt 75 Grundschulen, zwölf von ihnen mangelt es an einer Schulleitung, 26 haben keine Stellvertretung. An den 13 Förderschulen fehlt insgesamt je eine Schulleitung und eine Stellvertretung.
Auch in den Kollegien klaffen große Löcher: Von 112 ausgeschriebenen Stellen an Grundschulen konnten zum 2. August lediglich 22 besetzt werden. An den Förderschulen sind lediglich zwei von 74 offenen Stellen mit einer Lehrkraft besetzt worden.
Das Schulministerium hatte angekündigt, mit abgeordneten Lehrkräften aus anderen Schulbezirken die größte Not zu lindern. Wie viele Lehrerinnen und Lehrer an Duisburger Schulen entsandt werden und aus welchen Städten sie kommen, kann die Bezirksregierung nicht sagen. „Das Verfahren zur Erfassung der Daten wird voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein“, erklärt die Sprecherin. Danach sollen die Daten landesweit vorgestellt werden.
Grundschulen: „Das ist kein Zustand mehr, so voll ist das“
Jens-Uwe Hoffmann, Schulformsprecher der Grundschulen, wundern die Zahlen kein bisschen. „Solange die Politik sich nicht entscheidet, Stellen zuzuweisen statt schulscharf auszuschreiben, wird sich für Städte wie Duisburg gar nichts ändern.“ Abordnungen und Alltagshelfer entlasten, aber langfristig sei das auch keine Lösung. Zumal die Klassen sehr groß seien, mittendrin Kinder nebst ihrer Integrationshelferinnen und -helfer.
„Das ist kein Zustand mehr, so voll ist das“, bedauert Hoffmann. Er selbst hat an der Fährmannschule in Beeck zwei erste Klassen mit je 28 Kindern im Gemeinsamen Lernen plus Integrationshelfer. „Da bleibt kaum Platz, das ist auch ein Problem für den Unterricht.“ Der Lehrerberuf verliere dadurch an Attraktivität.
In den Förderschulen fehlen überall Hände
Torsten Marienfeld, Schulformsprecher für die Förderschulen, kann über die prekäre Lage an den Schulen nur den Kopf schütteln. „Es sind überall zu wenig Hände da. Duisburg, der Duisburger Norden insbesondere, braucht die besten Lehrer, weil wir so schwierige Verhältnisse haben.“ Die Universitäten müssten einfacher, schneller und effektiver ausbilden.
„Wir stolpern in ganz gruselige 20er Jahre, wir entlassen Kinder, die zu wenig pädagogisch begleitet wurden.“ Marienfeld wäre es am liebsten, wenn sich alle Beteiligten ehrlich machen, nichts mehr kleinreden und sagen, was wann geht. „Alles ist besser, als ständig vertröstet zu werden.“
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Gesamtschulen: Bewerberlage dünnt immer mehr aus
Bernd Beckmann startet sorgenvoll ins neue Schuljahr. Für seine eigene Schule, die Gesamtschule Meiderich, sei er zwar zufrieden, weil ihm Lehrkräfte zugewiesen wurden. Insgesamt beobachtet der Schulformsprecher für die Gesamtschulen jedoch, dass sich die Bewerberlage immer mehr ausdünnt. „Die Stellen laufen leer!“
Befand er sich vor einem Jahr noch auf dünnem Eis, so haben sich inzwischen deutliche Löcher aufgetan, vor allem im Markt für die Sekundarstufe 1. Regelmäßig ist er Prüfungsvorsitzender bei Staatsexamen. Pro Durchgang bekam er bislang fünf bis sechs Einladungen, für September liegt ihm nur eine vor, „das lässt nichts Gutes ahnen“.
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Gymnasien sind gut aufgestellt
Dr. Stefan Zeyen vom Mannesmann-Gymnasium kann dagegen entspannt verkünden: „Der Unterricht wird voll umfänglich erteilt, mit Lehrern sind wir gut aufgestellt.“ An der Schulform wurden zwei Stellen ausgeschrieben und sind auch besetzt worden. Es habe auch für Gymnasien schon bessere Zeiten gegeben, aber aktuell seien Grund- und Förderschulen deutlich mehr in Not.
Unruhig wird er allerdings mit Blick auf 2026, wenn durch den Wechsel von G8 auf G9 zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen und somit allein an seiner Schule 140 Schüler zusätzlich versorgt werden müssen.