Duisburg. Viel zu spät habe sich Duisburg zu Schulneubauten entschlossen, klagt das Schulbau-Bündnis. Warum es Ratsfraktionen kritisiert und was nötig ist.
Rund 170 Containerklassen, proppevolle Jahrgänge, Ausbauten und Sanierungen, die nur schleppend vorankommen – die großen Baustellen bleiben auch zum Start des Schuljahres 2023/24 in Duisburg. „Das war vorhersehbar“, sagen Melanie Maurer (Stadtelternschaft EDUS) und Rüdiger Wüllner (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW).
Sie üben Kritik an den Fraktionen im Rat der Stadt. Da fehle es einigen nicht am guten Willen, aber am Nachdruck bei den Forderungen gegenüber der Verwaltung.
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Bündnis fordert zehn neue Grundschulen für Duisburg
Vor mittlerweile sechs Jahren formierte sich das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ aus Gewerkschaft, Elternschaft und Schulleitern. Es brauche mindestens zehn neue Grundschulen, fünf weiterführende Schulen und zwei Förderschulen, rechnete das Bündnis der Schulverwaltung vor. „Wir rechnen anders“, habe Schulamtsleiter Ralph Kalveram damals entgegnet, erinnert Melanie Maurer, „dabei haben wir mit den gleichen Zahlen gerechnet.“
Später Sinneswandel zugunsten von Neubauten in der Schulverwaltung
Immerhin habe sich, wenn auch spät, ein Sinneswandel beim Amtsleiter vollzogen, stellt die EDUS-Vorsitzende fest. Man müsse „mit Geschwindigkeit neu bauen“, habe auch Kalveram nun geäußert. Bildungsdezernentin Astrid Neese hatte eine Planung für die Grundschulen vorgelegt, die an der Werthauser Straße (Rheinhausen) einen ersten echten Grundschul-Neubau vorsieht. Ein weiterer Standort in Marxloh wird gesucht. Neu gebaut wird auch die Abteischule in Hamborn – zusätzliche Plätze bringt der Ersatz für den Altbau nicht.
Zur Halbzeit der Wahlperiode hat das Bündnis erneut die bildungspolitischen Positionen der Ratsfraktionen abgefragt. Die Antworten schuldig geblieben sei die CDU, trotz mehrfacher Erinnerung, berichtet Wüllner: „Etwas mehr bildungspolitisches Engagement hätten wir schon erwartet.“
GEW-Vorsitzender: SPD-Fraktion stellt sich zu oft hinter die Maßnahmen der Stadt
Das Resümee des Gewerkschafters: „Eine Übereinstimmung mit unseren Forderungen stellen wir am ehesten bei Grünen und Linken fest.“ Mit Einschränkungen gelte das auch für die SPD, die aber nach dem Geschmack des Bündnisses zu oft auf die Maßnahmen und Ankündigungen der Verwaltung verweise. Das gelte etwa für die zahlreichen angekündigten Sanierungen. Wüllner: „Die sind zwar erforderlich, ersetzen aber keine Neubauten, weil sie keine zusätzlichen Schulplätze bringen.“
So werden Klassen immer größer, sie liege selbst in Grundschulen des gemeinsamen Lernens bei 28 Schülern. Den informellen Konsens, die Grenze von 24 nicht zu überschreiten, sei „stillschweigend aufgekündigt worden“, kritisiert das Bündnis die Fraktionen. „Die Stadt könnte als Schulträger einen ‘Klassendeckel’ für die Grundschulen beschließen“, regt Wüllner an.
Das gelte besonders für jene Grundschulen mit einem hohen Sozialindex. Laut Landeserhebung stehen drei von neun Schulen mit dem Höchstwert neun in Duisburg. Den Forderungen des Bündnisses wie angemessenen Räumen, Mittagstisch und durchgängig besetzten Sekretariaten unterstützten die Fraktionen zwar, Taten folgten aber nicht, bedauert Wüllner: „Der Hinweis der SPD, die Verwaltung habe gemacht, was nötig ist und plane den Ausbau des Ganztags reicht nicht aus.“
>> BÜNDNIS: KLASSENCONTAINER KOSTEN DREI MILLIONEN EURO MIETE PRO JAHR
- Die Aufstellkosten für gut 170 Klassencontainer an den Duisburger Schulen beziffert das Bündnis „Gute Schulen neu bauen“ auf mittlerweile zehn Millionen Euro, die Miete auf rund drei Mio Euro pro Jahr.
- Der GEW-Vorsitzende Rüdiger Wüllner, selbst Grundschullehrer, nennt die mobilen Klassen „Blechbüchsen ohne Wasseranschluss, die sich im Sommer aufheizen“.
- Es sei richtig, dass einige Schulleiter die Container ihren maroden Schulbauten vorziehen. „Aber es ist doch ein Unding, das sie dafür dankbar sein müssen“, so Melanie Maurer von der Stadtelternschaft EDUS.