Duisburg. Mit Geldern des Vereins ZOF soll der ehemalige Vorsitzende teure Reisen und Luxuskleidung bezahlt haben. Nun äußerte er sich vor Gericht.
Deniz A. gibt zu, dass er etwas falsch gemacht hat. „Der Erfolg ist mir zu Kopf gestiegen“, so der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Duisburger Vereins „Zukunftsorientierte Förderung“, der wegen 752 Fällen der gewerbsmäßigen Untreue vor dem Landgericht steht (wir berichteten). In einer in Ich-Form ausformulierten Einlassung, die der 41-Jährige am zweiten Verhandlungstag durch seinen Anwalt vortragen ließ, räumte er die Anklageschrift weitestgehend ein. Doch Reue zeigte er wenig.
Zunächst einmal hob der in Düsseldorf lebende Angeklagte die Erfolge seiner Tätigkeit für den Verein hervor, der sich vor allem als Träger von Integrationshilfe verstand. „Ich wollte Jugendliche von der Straße holen, um ihnen zu zeigen, dass man auch ohne Straftaten leben kann.“ Nachdem er 2011 in die Führungsspitze von ZOF vorrückte, habe er die Tätigkeit auf 24 Standorte ausgeweitet und sei weit über die Grenzen Duisburgs hinaus erfolgreich gewesen. Spitzenpolitiker hätten seinen Rat zu schätzen gewusst, so Deniz A., insbesondere bei der Flüchtlingswelle 2015.
Reisen nach Abu Dhabi und Hollywood auf Kosten des Duisburger Vereins
Mehr als 150.000 Euro gab der Angeklagte auf Kosten von ZOF für Flugreisen aus. „Doch egal wo ich auf der Welt war, habe ich immer für den Verein gearbeitet.“ Ob in Abu Dahbi oder in Hollywood: Stets habe er an seinem Netzwerk gestrickt, so der Mann der mindestens 688.000 Euro veruntreut haben soll. „Ich habe geahnt, dass das irgendwie eher Urlaub war.“
Doch irgendwann habe er alle entsprechenden Bedenken einfach über Bord geworfen.„Der Verein war ich und ich war der Verein, das war damals jedenfalls meine Ansicht. Ich habe mich unangreifbar gefühlt.“ Im Rahmen seiner Tätigkeit habe er wichtige Leute kennen gelernt und bewirtet. Und natürlich habe er auch angemessen gekleidet sein wollen. Das soll wohl die Kosten von mehr als 40.000 Euro für Bar- und Restaurantbesuche und die 126.000 Euro für teure Luxusmode erklären, die er mit Vereinsgeldern bezahlte. Aber: „Jeden Euro, den ich ausgab, habe ich doppelt wieder reingeholt.“
„Ich habe wohl die falschen Maßstäbe angewandt.“
„Ich komme aus einfachen Verhältnissen“, erklärt der Mann mit dem Fachabitur. „Ich habe wohl die falschen Maßstäbe angewandt. Die Grenzen zwischen meiner beruflichen Tätigkeit und meinem privaten Leben verschwammen.“ Wobei unklar bleibt, was er mit „beruflicher Tätigkeit“ meint. Die Anklage stützt sich auf die Vereinssatzung, die die Funktionen, die Deniz A. bei ZOF ausübte, ausdrücklich als Ehrenamt definiert.
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Zu bedauern scheint der 41-Jährige vor allem die persönlichen Folgen. 625.000 Euro habe er bereits bezahlen müssen. Hohe Forderungen des Finanzamtes seien derzeit gestundet. „Meine Ehe ist zerstört, ich habe kein Verhältnis mehr zu meinen Geschwistern.“ Für das Verfahren sind bis zum 1. August noch zwei Sitzungstage angesetzt.