Duisburg. Am Freitag ist der letzte Arbeitstag für HKM-Finanzvorstand Dr. Gerhard Erdmann. Wie der Stahlmanager die Zukunft der Hütte in Duisburg sieht.
Die Bilder im Büro von Dr. Gerhard Erdmann stecken noch nicht in den Umzugskisten. So kann noch das Foto mit Jörg Grzella vor dem Kunstwerk mit dem „Geld“-Kunstwerk entstehen. Treffend für den Stabwechsel, den der scheidende und der neue Finanzvorstand (CFO) der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) in Duisburg gemeinsam vollziehen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Am Freitag ist sein letzter Arbeitstag nach acht Jahren. Seinen auslaufenden Vertrag hat der 63-Jährige nicht verlängert. Gerhard Erdmann wechselt als Hauptgeschäftsführer zum Arbeitgeberverband Stahl nach Düsseldorf, im Ehrenamt war er dort bislang als geschäftsführender Vorstand tätig.
HMK in Duisburg: Stahlmanager kennt seinen Nachfolger seit 30 Jahren
Der 63-Jährige scheidet auch mit Blick auf die Transformation der Hütte im Duisburger Süden aus, die Gespräche über die Finanzierung der klimafreundlichen Hochofen-Nachfolgetechnologie überlässt er seinem Nachfolger. „Ich möchte keine Entscheidungen treffen, die er dann umsetzen muss.“
Auch interessant
Mit Jörg Grzella, bisher in gleicher Funktion bei der Salzgitter-Mannesmann Handel (Mülheim), übergibt er an einen erfahrenen Stahlmanager und alten Bekannten: „Wir kennen uns seit 30 Jahren.“ Nicht nur Ehrensache, dass er den 59-Jährigen in den letzten Wochen seiner Amtszeit unterstützt. „Wir bei HKM“, das Unternehmensmotto, „ist mehr als weiterer Spruch“, sagt Erdmann. „Er trifft die Mentalität, das habe ich schnell gemerkt, als ich hier anfing.“
„Die Herausforderungen und Krisen haben wir bei HKM gemeinsam bewältigt“
„Teil des Erfolges der HKM zu sein, das bleibt“, sagt der scheidende CFO. Die Umsetzung des Konzepts „HKM 25“ zählt er dazu, auch die Bewältigung der Krisen, die den zweiten Teil seiner Amtszeit prägten: Das Niedrigwasser im Rhein, die Pandemie und die Entscheidung, einen Hochofen für eine Reparatur vorzeitig aus dem Betrieb zu nehmen, als Reaktion auf den Absatz-Einbruch. „Wir haben das gemeinsam gelöst“, erinnert Erdmann. Dass Vorstand und Belegschaft im schwerem Fahrwasser gemeinsam nach der besten Lösung für die Hütte suchten, „das ist das Besondere hier“.
Nun stellt die technische Zeitenwende die Hütte erneut vor die Zukunftsfrage. Gerard Erdmann kann die Unruhe bei Belegschaft und Betriebsräten verstehen, die ein zeitnahes Bekenntnis zum Bau einer Direktreduktionsanlage (DRI) einfordern. Die HKM ist dabei abhängig von ihren Gesellschaftern Thyssenkrupp und Salzgitter, mit Vallourec steht der dritte Teilhaber vor dem Ausstieg. Bei der Investition, die sich wohl zwischen zwei und drei Milliarden Euro bewegt, „wird es ohne öffentliche Mittel nicht gehen“, sagt Erdmann.
„In meinen 33 Jahren in der Industrie war es nie langweilig“
Er wirbt dennoch um Zuversicht. Am technischen Konzept wird schon lange intern gearbeitet. „Das Genehmigungsengineering haben die Gesellschafter genehmigt, das kostet bereits viel Geld.“ Es sei deshalb ein positives Signal. „Die Puzzlesteine werden sich zu einem Bild formen.“
Noch mehr als bisher wird sich Gerhard Erdmann beim Arbeitgeberverband Stahl mit Tarifverträgen und deren Verhandlung beschäftigen. „Ich habe Freude an guten Kompromissen.“ Schon der letzten Runde saß er der IG Metall gegenüber, die letztlich ihrer Forderung nach Lohnerhöhung durchsetzte, während die Arbeitgeber zunächst nur eine Einmalzahlung angeboten hatte. „Im Nachhinein bin ich froh, dass wir es so gemacht haben“, sagt er.
Das Fazit nach 33 Jahren in der Industrie? „Es war nie langweilig“, sagt Gerhard Erdmann. Auf das Geschick der Hütte blickt er mit Zuversicht: „Die HKM macht, was andere nicht können oder nicht wollen. Sie hat deshalb eine Funktion im Markt und deshalb auch eine Zukunft.“
>> ANSPRACHE BEI DER BARBARAFEIER IN DUISBURG
- Die Duisburger Öffentlichkeit kennt Dr. Gerhard Erdmann von seinen Begrüßungen bei der Barbarafeier des Hüttenwerkes. Am 2. Adventssonntag begrüßte er in den vergangenen Jahren im Namen des Vorstands die Gäste und ordnete dabei den größten ökumenischen Gottesdienst in die aktuelle Lage ein.
- Die Aufgabe übernahm er vom ehemaligen Arbeitsdirektor und Initiator der Barabarafeier, Peter Gasse, nach dessen Abschied. Künftig wird Carsten Laakmann, Arbeitsdirektor der HKM, die Ansprache übernehmen.