Duisburg. Auch die Norweger schätzen die deutsche „Wasserstoff-Hauptstadt“: Warum der Elektrolyseur-Bauer Hydrogen Pro große Pläne für Duisburg hat.
Im frisch renovierten Bürotrakt auf dem Haniel-Campus in Ruhrort ist noch Platz. „Die Möbel sind noch nicht da“, sagt Marc Jedamzik. Gestartet ist der Niederlassungsleiter von Hydrogen Pro allein mit Isa Nitka (Marketing). Der norwegische Elektrolyseur-Hersteller hat seine erste europäische Niederlassung außerhalb Skandinaviens in Duisburg eröffnet – und Großes vor.
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Das vor zehn Jahren aus dem staatlich-norwegischen Energiekonzern Statoil gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer für den Bau von alkalischen Hochdruck-Elektrolyseuren zur Produktion von Wasserstoff für industrielle Anwendungen. Wettbewerber in Deutschland ist der Dresdner Hersteller Sunfire.
Niederlassungsleiter zur Standortfrage: „Duisburg hat alles“
„Sonst kann das niemand“, sagt Jedamzik. Der Vorteil: Weil die Aggregate das Gas mit einem Druck von 30 bar erzeugen und direkt ins Netz einspeisen können, ist keine zusätzliche Investition in einen nachgeschalteten Kompressor mehr nötig. „Das setzt eine Dichtigkeit der Anlage über einen großen Zeitraum voraus“, erläutert der Duisburger, studierter Schiffbau-Ingenieur der Uni Duisburg-Essen und wie seine Kollegin Isa Nitka vormals bei Mitsubishi Power Europa am Innenhafen tätig.
Kein Zufall, dass die Norweger ausgerechnet Duisburg wählten, um von dort aus den Markt in Deutschland und den Nachbarländern zu erschließen. „Duisburg hat alles“, sagt der Niederlassungsleiter mit Blick auf das bereits existente Wasserstoff-Netzwerk, auf viele potenzielle Industrie-Kunden für die Aggregate in der Region und große Abnehmer für Wasserstoff wie Thyssenkrupp Steel.
Hydrogen Pro plant in den USA die weltgrößte Wasserstoff-Fabrik
Ein weiterer Standortvorteil sind die Wasserstraßen: „Ideal für den Transport, jede Anlage wiegt 80 Tonnen“, erklärt Jedamzik. Hydrogen Pro lässt derzeit in China über ein Joint-Venture mit Tianjin Mainland Hydrogen Equipment (THE) produzieren – nicht der Preise wegen: „Dort gab es in der Nähe von Peking einen Anlagenbauer mit der nötigen Kompetenz.“ Ein weiteres Werk bauen die Norweger gerade in Houston/Texas – millionenschwer gefördert durch den „Inflation Reduction Act“ der USA.
40 der dort hergestellten Elektrolyseure sollen sich zur größten Wasserstoff-Fabrik der Welt im Bundesstaat Utah reihen – das mit 220 Megawatt elektrischer Leistung produzierte Gas soll in einer natürlichen Kaverne gespeichert werden und bei Dunkelflauten zur Sicherung der Energieversorgung kalifornischer Metropolen dienen.
Wasserstoff-Wirtschaft braucht konkurrenzfähigen Preis für grünen Strom
Auch in Duisburg soll das kleine Büro schnell wachsen. „Wir suchen einen Projektleiter, um von hier aus komplette Projekte abwickeln zu können“, sagt Marc Jedamzik. Auch Fertigung und Endmontage könnten mittelfristig ein Thema für die Duisburg werden: „Schon deshalb, weil die Anlage regelmäßig gewartet werden müssen und es wenig Sinn macht, sie für Instandsetzungen über riesige Strecken zu transportieren.“
In Europa müsse sich allerdings für einen schnellen Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft noch einiges bewegen, sagt auch Jedamzik: „Die Verfügbarkeit von grünem Strom ist der Trichter.“ Der müsse außerdem zu einem Industriestrom-Preis zur Verfügung stehen, der Bau und Betrieb von Elektrolyseuren wirtschaftlich macht: „Vom Wasserstoff-Preis entfallen 75 Prozent auf den Strom.“
>> STICHWORT: HYDROGEN PRO
- Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz im südnorwegischen Porsgrunn wurde 2013 gegründet mit dem Ziel, mit globalen Partnern und Lieferanten grüne Wasserstoff-Technologien und -Systeme zu entwickeln.
- Die Entwicklung alkalischer Hochdruckelektrolyseure nennen die Norweger „unsere stolzeste Errungenschaft, die uns einschließlich unserer Elektrodentechnologie im Vergleich zu Mitbewerbern auf der ganzen Welt hinsichtlich der Kosten äußerst wettbewerbsfähig macht“.
- Hydrogen Pro ist neben seinem norwegischen Hauptsitz in Herøya (Porsgrunn) wo sich auch die Testanlage befindet, in Dänemark, China, den USA und nun auch in Deutschland vertreten. Ziel sei es, die „globale Präsenz in den kommenden Jahren weiter auszubauen“.