Duisburg. Mit Ulrich Heuke verlässt der Chef der Schutzpolizei die Duisburger Behörde. Ein Blick in sein Büro zeigt, was seinen Weg besonders macht.

Die Duisburger Polizei verliert Ende Juli eines ihrer bekanntesten und anerkanntesten Gesichter: Ulrich Heuke, Chef der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz, verabschiedet sich nach 46 Dienstjahren in den Ruhestand.

Wie außergewöhnlich der berufliche Weg des 62-Jährigen ist, zeigt ein Blick in sein Büro im Polizeipräsidium: Dort finden sich neben Einsatzplänen, Aktenbergen und originellen Stahl-Devotionalien zwei weiße Helme. Der Eine gehört Heuke selber. Er trug ihn, als er 1980 seinen Dienst bei der Einsatzhundertschaft antrat. Der zweite Helm ist ein Erbstück seines Vaters, einem Kruppianer, der 45 Jahre auf der Rheinhauser Hütte „malochte“.

Seine Laufbahn startete Ulrich Heuke bei der Einsatzhundertschaft. Seinen ersten Helm hat er als Erinnerungsstück auf seinen Stationen mitgenommen.
Seine Laufbahn startete Ulrich Heuke bei der Einsatzhundertschaft. Seinen ersten Helm hat er als Erinnerungsstück auf seinen Stationen mitgenommen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Heuke ist in Duisburg geboren, aufgewachsen – und hat bei der hiesigen Polizei eine absolute Führungsrolle eingenommen. „Ungewöhnlich, aber charmant“, beschreibt Heuke diesen Fakt. Er hat es immer als Vorteil gesehen, die Orte und ihre Besonderheiten zu kennen. „Hilfreiche Detailkenntnisse“, nennt der erfahrene Polizist das. Über die Herausforderungen in der 500.000-Einwohner-Stadt sagt er: „Die Polizeiarbeit muss hier alles abdecken.“

Ulrich Heuke kehrte 2019 zur Duisburger Polizei zurück

Etwa die Hälfte seiner Karriere hat er in seiner Heimatstadt gearbeitet, zum Beispiel bei der Einsatzhundertschaft sowie in den Wachen Rheinhausen und Präsidium. Aber auch Stationen in Köln, Kleve und beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) gehören zu seinem Werdegang, der ihn bis in den höheren Dienst brachte – zum Leitenden Polizeidirektor.

2019 kehrte Heuke dann als Leiter der Polizeiinspektion 2-Süd zur Duisburger Behörde zurück. Im Sommer 2021 wurde er Leiter der Schutzpolizei. Somit übernahm er die Verantwortung über die größte Direktion in der Behörde: Der Wach- und Wechseldienst, die Bereitschaftspolizei-Hundertschaft, der Lagedienst, die Einsatzleitstelle, die Bezirksbeamtinnen und -beamten, der Gewahrsamsdienst, die Diensthundeführerstaffel – rund 750 Einsatzkräfte gehören dazu.

Der Chef der Schutzpolizei im langen Gang des Direktionsbüros.
Der Chef der Schutzpolizei im langen Gang des Direktionsbüros. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dementsprechend strategisch muss der Leiter der Direktion denken: Personalführung, Controlling, Strukturentwicklung und vieles mehr. Die Fäden laufen bei Heuke zusammen. Außerdem: „Wenn etwas von besonderer Bedeutung ansteht, landet es vorher auf meinem Tisch“, berichtet Heuke und meint damit unter anderem Hochrisikospiele im Fußball, Großdemonstrationen oder Veranstaltungen mit überregionaler Bedeutung auf Duisburger Terrain.

So handelte er nach der Messerattacke im John-Reed-Fitnesscenter

Dass der bald 62-Jährige aber nicht nur vom Schreibtisch wirkt, belegt diese Beobachtung: Am späten Abend des 18. April, einige Stunden nach der Messerattacke im John-Reed-Fitnesscenter, tauchten nicht nur Teams der Spurensicherung am Tatort in der Altstadt auf, sondern auch Ulrich Heuke. In Zivil und nach seinem Feierabend. „Es macht Sinn, auch vor Ort zu sein“, sagt er.

Es ist aber eine Szene, die den scheidenden Direktionsleiter charakterisiert: Er gilt als sehr engagiert und auf allen Ebenen akzeptiert. Sein Wort hat Gewicht. „Ich identifiziere mich zu 200 Prozent mit meiner Aufgabe“, beschreibt es Heuke.

Minuten nach der Messerattacke handelte er bereits. Auch wenn die Polizei Essen wegen des Amokverdachts die Einsatzleitung übernahm, beorderte er sämtliche verfügbaren Einsatzkräfte auf die Dienststelle. „Es war klar, dass wir vor einer herausragenden Lage standen, die mehrere Verläufe hätte nehmen können. Wir mussten mit Mann und Maus bereit sein“, fasst Heuke es Monate später zusammen.

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Noch bis zum 31. Juli ist der Direktionsleiter für die Polizei im Dienst. Einen freien Tag wird er sich bis dahin wohl nicht genehmigen. Zahlreiche Beurteilungen stehen noch auf seiner To-do-Liste. Und danach? Heuke schaut vage voraus: „Ich habe keinen Wahnsinnsplan und lasse erst mal alles auf mich zukommen.“

>>Nachfolger steht fest

  • Ein Nachfolger für Ulrich Heuke steht bereits fest: Jörg Hansmeyer von der Polizei Essen wird die Aufgabe übernehmen. Kommissarisch wird Polizeidirektor Christian Draeger, Leiter der Polizeiinspektion 1-Nord, im Übergang die Direktion führen.
  • Ulrich Heuke war im Juni 2021 als Nachfolger von Peter Schreckenberg vorgestellt worden.