Duisburg. Der Weißfleckige Oktopus wird in Tierparks selten gehalten. Stadttochter Octeo spendete dem Zoo Duisburg ein neues Aquarium und den Kraken dazu.

Die Nachricht wird Fußballfreunde vielleicht enttäuschen, aber es wird künftig kein Kraken-Orakel am Kaiserberg vor wichtigen Rasenspielen der National-Elf geben. „Das ist doch etwas abgegriffen“, meint Astrid Stewin. Wie der zoologische Leiter Johannes Pfleiderer ist die Zoo-Chefin auch ohne Orakel-Brimborium stolz darauf, dass die Kaiserbergarche nun einen Bewohner präsentieren kann, den Zoo-Besucher auch andernorts nicht allzu oft zu Gesicht bekommen. „Tierparks haben eher Säugetiere und Vögel im Fokus. Fische und Wirbellose weniger. Zudem werden diese Kraken selten in Zoos gehalten“, sagt Pfleiderer. „Wir wollen mit den ganzen Kopffüßlern etwas aufbauen.“

17 neue Sepien für den Zoo Duisburg

Gleichzeitig mit Teo, der am 27. Februar aus den Niederlanden in den Zoo Duisburg umgezogen ist, hat der Tierpark aus Bochum 17 neue Sepien bekommen. Mit diesen Tintenfischen hat die Kaiserberg-Arche bereits Zuchterfolge vorzuweisen. Pfleiderer hofft, dass dies auch mit Kraken gelingt. Aber die Zucht ist nicht das einzige Ziel. Wie Pfleiderer betont, habe Teo auch eine „edukative Aufgabe“, denn Oktopoden sind staunenswerte Wesen.

So können sie etwa ihre Hautfarbe verändern, um sich zur Tarnung an die Umgebung anzupassen. Mit den Fangarmen können sie sogar Schraubverschlüsse öffnen, und in freier Wildbahn wurde beobachtet, dass sie gemeinsam mit Zackenbarschen auf Jagd gehen. Pfleiderer: „Das setzt kognitive Fähigkeiten voraus. Auch deshalb gelten Oktopoden als ungewöhnlich intelligent.“ Zudem hat Teo drei Herzen, ein Hirn, acht Arme und ist ein wahrer Ausbruchskünstler, denn die wirbellosen Kraken können selbst durch schmale Schlitze schlüpfen.

15 Spezialisten bauten Teos Eigenheim

Für die offizielle Einweihung des neuen Krakenbeckens haben die Tierpfleger des Aquarium extra einen Oktopus-Kuchen gebacken, den Octeo-Geschäftsführer Oliver Hallscheidt und Zoo-Chefin Astrid Stewin präsentierten.
Für die offizielle Einweihung des neuen Krakenbeckens haben die Tierpfleger des Aquarium extra einen Oktopus-Kuchen gebacken, den Octeo-Geschäftsführer Oliver Hallscheidt und Zoo-Chefin Astrid Stewin präsentierten. © Lars Fröhlich

Das war beim Bau des deckenhohen runden Meerwasserbeckens unbedingt zu berücksichtigen. Das 2500 Liter fassende Prunkstück im Mittelgang des Aquariums stammt aus der Schmiede von Florian Schuran, der schon seit langem mit dem Zoo Duisburg zusammenarbeitet. Erst als Geschäftsführer der väterlichen Firma, nun als Chef seines 2018 gegründeten eigenen Unternehmens „New Wave“. Der Aquarienplaner und -Designer aus Heinsberg bei Aachen, baut mit seinen Mitarbeitern individuelle und nachhaltige Aquarien. Mit 15 Leuten hat er gut sechs Monate an Teos neuem Eigenheim geplant und gebaut.

Quarantäne-Becken hinter den Kulissen

Weißfleckige Oktopoden wie Teo sind vor der Nordwestküste Afrikas beheimatet.
Weißfleckige Oktopoden wie Teo sind vor der Nordwestküste Afrikas beheimatet. © Zoo Duisburg/Johannes Pfleiderer

Damit der Weißgefleckte Oktopus, der vor Nordwest-Afrika beheimatet ist, sich wohlfühlt, wurde der künstliche Felsen mit Rückzugsmöglichkeiten versehen sowie das Becken mit unechten, aber verträglichen Pflanzen und echten Seeanemonen aus zooeigener Zucht bestückt – und sicher verschlossen, damit Teo sich nicht abseilen kann und womöglich noch vor dem Ende seiner ohnehin nicht langen Lebenszeit auf dem Trockenen verendet. Denn der Kopffüßler, der ein halbes Jahr alt ist, hat nur eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren. Die kann sich rapide verkürzen, wenn sich Teo tatsächlich einmal fortpflanzen sollte, weil die männlichen Tiere kurz nach der Begattung sterben.

Sollte Teo einmal kränkeln, kann er in ein Quarantäne-Becken hinter den Kulissen des Aquariums umziehen. Auch das war im Auftrag inbegriffen, für den Octeo dem Vernehmen nach einen satten fünfstelligen Betrag an den Zoo gespendet hat.

Ein Wunsch der Zoo-Chefin

Die Idee, Oktopoden im Zoo Duisburg zu halten, stammt von Zoo-Chefin Astrid Stewin: „Ich habe selbst früher bei Octeo gearbeitet und fand die Idee ganz passend.“ Der Ansicht ist auch Octeo-Geschäftsführer Oliver Hallscheidt: „Der Krake ist unser Maskottchen.Wir haben auch acht Geschäftsbereiche. Zudem steht der Oktopus für Vielseitigkeit, Intelligenz und Flexibilität. Das passt zu uns.“