Duisburg. . Bei der achten Auflage der Duisburger Mercator-Matinéen im Stadthistorischen Museum stehen Abenteurer und Entdecker im Mittelpunkt der Vorträge.

Wie Menschen die Welt sehen, hängt von den Bildern und den Berichten ab, die ihnen von dieser Welt geliefert werden. Von alters her sind es Reisende, die diese Aufgabe erfüllen. Auch Kartographen wie Gerhard Mercator, der selbst dem Reisen wenig zugetan war, stützten oft ihre Arbeit auf Erfahrungen und Berichte anderer aus fernen Ländern. Zum 450-jährigen Jubiläum der Mercator-Projektion, die der Gelehrte erstmals 1569 auf seiner in Duisburg geprägten Weltkarte einsetzt, stehen deshalb neben Kartographen auch Reisende, Abenteurer und Entdecker im Mittelpunkt der sonntäglichen Mercator Matinéen im Kultur- und Stadthistorischen Museum.

Forscher und Revolutionär

Georg Forster, ein Universalgenie und glühender Anhänger der Französischen Revolution, segelte mit James Cook und gilt als Begründer der Völkerkunde.
Georg Forster, ein Universalgenie und glühender Anhänger der Französischen Revolution, segelte mit James Cook und gilt als Begründer der Völkerkunde.

Direkt zum Auftakt gilt es, einen Entdecker wiederzuentdecken: Georg Forster. Der begnadete Zeichner, Naturforscher, Schriftsteller und spätere glühende Anhänger der Französischen Revolution, der 1793 die „Mainzer Republik“ ausrief, begleitete als Zeichner mit gerade mal 17 Jahren James Cook an Bord der „Resolution“ bei dessen zweiter Forschungsreise um die Welt, die drei Jahre und 18 Tage dauerte. Forster, der heute auch als Begründer der Völkerkunde gilt, geriet nach seinem Tod 1794 bald in Vergessenheit, ebenso wie seine Forschungen. Am Sonntag, 3. März, stellt Prof. Dr. Jürgen Goldstein von der Uni Koblenz-Landau Forster und sein Werk vor.

War Marco Polo wirklich in China?

Der Schauspieler, Regisseur und Autor Hanns Zischler stellt am 24. November den unbekannten Entdecker Friedrich Sellow vor, der im 19. Jahrhundert Brasilien bereiste.
Der Schauspieler, Regisseur und Autor Hanns Zischler stellt am 24. November den unbekannten Entdecker Friedrich Sellow vor, der im 19. Jahrhundert Brasilien bereiste. © Julia Baier

Ähnlich unbekannt ist Friedrich Sellow, der im 19. Jahrhundert Brasilien bereiste, um sich dort auf die Suche nach bis dato nicht entdeckten Völkern, Tieren und Pflanzen zu machen. Der Schauspieler und Regisseur Hanns Zischler widmet sich am 24. November der Erkundung Brasiliens durch Sellow, der auch von Alexander von Humboldt unterstützt wurde. Zischler liest aus den unveröffentlichten Tagebüchern des Freiherrn von Langsdorff, der Sellow nach Brasilien geholt und gefördert hatte.

Berühmt als Reisender ist bis heute der Venezianer Marco Polo, dessen Berichte die Gelehrten darüber streiten lassen, ob er jemals tatsächlich in China gewesen ist. Prof. Dr. Hans Ulrich Vogel von der Uni Tübingen zweifelt nicht daran . Am 27. Oktober will er bei seinem Vortrag, der in Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut an der Uni Duisburg-Essen zustande kommt, seine Ansicht belegen.

Abenteurer kennt auch die Welt von heute. Dennis Gastmann ist ein solcher. Piratennester, verbotene Berge, versinkende Inseln – Gastmann treibt es immer wieder dazu, unentdeckte Plätze dieser Erde aufzusuchen und zu erkunden. Am Sonntag, 5. Mai, stellt er seinen Atlas der unentdeckten Länder vor.

Der Tempel der magischen Tiere

In den Tempel der magischen Tiere entführt am 2. Juni Carl von Siemens. Den Berliner Autor und Journalisten führte die Suche nach Antworten auf die Frage des eigenen Lebens zu indigenen Völkern in Australien, Peru und auf Mangaia, der ältesten der Cookinseln. Dabei schreckte er weder vor dem magischem Denken der Aborigines noch vor halluzinogener Pflanzenmedizin der Amazonasindios zurück, was er in seinem Vortrag mit Selbstironie schildert.

Vor 450 Jahren setzte der Kartograph Gerhard Mercator seine Projektion erstmals auf seiner 1569 in Duisburg geprägten Weltkarte ein.
Vor 450 Jahren setzte der Kartograph Gerhard Mercator seine Projektion erstmals auf seiner 1569 in Duisburg geprägten Weltkarte ein. © KSM

Natürlich widmet sich der Matinéen-Reigen auch dem 450-jährigen Jubiläum der Mercator-Projektion. Sie ist Thema des Podiumsgesprächs am 29. September mit Prof. Dr. Peter Mesenburg von der Uni DUE, Dr. David Kuchenbuch von der Uni Giessen und Christoph Homann aus Freiburg. Moderieren wird Ulf von Rauchhaupt von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das Problem der Längengradbestimmung behandelt der Duisburger Uhrensammler und Autor Klaus Dinger am 7. April. Dabei spielen die Uhren, die der Engländer John Harrison im 18. Jahrhundert erfand, eine wichtige Rolle. Denn sie ermöglichten erstmals präzise mechanische Zeitmessungen und damit die genaue Bestimmung des Längengrades auf See.

Immer wieder sonntags – die Mercator Matinéen

Die Mercator-Matinéen 2019 werden unterstützt von der Mercator-Gesellschaft, der VHS, der Sparkasse Duisburg und der Bürgerstiftung Duisburg. Erfinder, Organisator, Kurator und Programmplaner der Matinéen ist Wilfried Schaus-Sahm. 2019 finden die Matinéen zum achten Mal statt. Die Vorträge beginnen jeweils um 11.15 Uhr im Stadthistorischen Museum. Der Eintritt kostet 6 €, erm. 4. Das komplette Programm liegt im Stadthistorischen Museum aus. Im Internet zu finden unter: www.stadtmuseum-duisburg.de

Am 7. Juli und 27. Oktober findet jeweils um 10 Uhr in der Salvatorkirche ein Gottesdienst zum angekündigten Thema statt. Die Predigt hält Pfarrer Winterberg.