Duisburg. . Über die Hälfte der Helfer- und Fachkräfteberufe könnten durch die Digitalisierung entfallen, heißt es beim Business-Talk der Agentur für Arbeit.
Eines ist unbestritten: Die Berufswelt wird sich durch die Digitalisierung massiv ändern. Schon heute könnten in NRW über 70 Prozent der Tätigkeiten durch die Digitalisierung ersetzt werden. „Gerade das für Duisburg wichtige Berufssegment der Verkehrs- und Logistikberufe weist einen in den letzten Jahren gestiegenen Anteil ersetzbarer Tätigkeiten auf“, erklärt Astrid Neese, Chefin der Duisburger Agentur für Arbeit.
Allerdings würden viele Firmen der Entwicklung hinterherhinken. Eine bundesweite Befragung habe ergeben, dass erst etwas mehr als die Hälfte aller Betriebe moderne digitale Technologien nutzt, ein Drittel hat sich noch gar nicht damit beschäftigt, darunter vor allem kleinere Betriebe. In Duisburg sieht das nicht viel anders aus.
Steigender Beratungsbedarf
Zwar gebe es Arbeitgeber, die sich für die Zukunft aufstellten. Es gebe auch Ansätze, mögliche Innovationen umzusetzen: So biete ein namhafter Logistiker ein „Supply-Chain-Lab“ zur Umsetzung digitaler Lösungen im Bereich Lieferketten an. Und: „Mit dem Gründerlabor „startport“ haben wir in Duisburg eine Plattform für Startups mit Fokus auf Logistik und Lieferketten“, sagt Astrid Neese.
Allerdings gebe es auch Firmen, die die Entwicklungen eher verdrängen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssten sich damit noch auseinandersetzen. Betriebe, die volle Auftragsbücher haben, „konnten sich vielleicht noch gar nicht oder nur ansatzweise mit den Folgen der Digitalisierung in der Arbeitswelt beschäftigen“, erklärt Astrid Neese.
„Der Beratungsbedarf der Menschen steigt“
Und genau diese Betriebe lädt die Agentur für Arbeit am kommenden Mittwoch zu einem Business-Talk ein. Die Diskussionsrunde soll deutlich machen, wie viele neue Tätigkeiten und Berufe durch die Digitalisierung entstehen und was schon heute mit Drohnen, 3-D-Druckern und virtuellen Realitäts-Brillen möglich ist. Auch die Agentur für Arbeit passt ihr Beratungs,- und Schulungsprogramm den neuen Anforderungen an, beispielsweise in 2019 mit einer „Basisqualifizierung Arbeitswelt 4.0“. Diese richtet sich an Teilnehmer, die eine Ausbildung oder Berufserfahrung haben. „Der Beratungsbedarf der Menschen steigt“, sagt Astrid Neese. Und dies nicht nur bei Jugendlichen. Bewerbungen liefen immer mehr über digitale Plattformen und soziale Medien. Berufliche Lebenswege seien weniger kontinuierlich als in der Vergangenheit. Es entstehen neue Berufsbilder, wie das des Kaufmanns/der Kauffrau E-Commerce, das in diesem Jahr als Ausbildungsberuf neu eingeführt wurde.
„Die Digitalisierung muss kein Jobkiller“
Die Digitalisierung erfordere ein Umdenken von allen Beschäftigten – unabhängig von Tätigkeit und Qualifikation. Laut einer Untersuchung des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnten in Duisburg rund 56 Prozent der Helfer- und Fachkräfteberufe durch den Einsatz von Computern ersetzt werden. Die Anforderungen an die Arbeitnehmer änderten „sich mit einer hohen Dynamik.“ Kaufleute müssten sich mit dem Onlinehandel befassen, Anlagenmechaniker lernten schon heute in der Ausbildung die Nutzung von 3-D-Druckern.
Auf dem Business-Talk, so Neese, „wollen wir zeigen, dass die Digitalisierung kein Jobkiller sein muss, sondern eine Chance für Betriebe und deren Mitarbeiter sein kann, die Möglichkeiten der Digitalisierung gewinnbringend zu nutzen.“
Business-Talk am 14. November
Der Business-Talk der Duisburger Agentur für Arbeit am Mittwoch, 14. November, um 15.30 Uhr, zum Thema „Digitalisierung“ richtet sich vorrangig an kleine und mittelständische Unternehmen. Welche Änderungen können sich für Betriebe ergeben? Wie bleiben sie konkurrenzfähig? Wie können die Veränderungen in den Firmen umgesetzt, wie Mitarbeiter qualifiziert werden?
Es referieren u.a. Katharina Dengler, Wissenschaftlerin beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Robert Reichert von der Hochschule Ruhr West.
Anmeldung: Duisburg.Businesstalk@arbeitsagentur.de