Düsseldorf. . Eine Service-Firma am Flughafen kümmerte sich um die Autos Reisender, putzte und reparierte die Wagen. Was die Kunden nicht wussten: Das Unternehmen soll Mitarbeitern erlaubt haben, die im Parkhaus abgestellten Fahrzeuge der Kunden zu benutzen. Ein Mitarbeiter verunglückte mit einem Audi quattro.

Ein Service, den Flugreisende gern nutzten: Während sie unterwegs waren, kümmerte sich die Firma in Flughafen-Nähe um ihren Wagen: Sie fuhr ihn in ihr bewachtes Parkhaus, auf Wunsch wurde das Auto auch geputzt und sogar repariert. Doch einen anderen „Service“ wollten die Kunden nicht: Mitarbeiter sollen mit den teils hochwertigen Autos Spritztouren gemacht haben – ohne Wissen der Besitzer. Am Dienstag sollte der Prozess gegen die Inhaberin (40) der Firma und drei Mitarbeiter beginnen, doch er wurde vertagt.

Angeklagt sind neun Fälle unerlaubter Fahrten. Ein Mitarbeiter (43) soll die Schlüssel der geparkten Autos so nachlässig in einer Schublade aufbewahrt haben, dass alle Kollegen Zugang hatten. Dabei habe er in mindestens neun Fällen auch gestattet, dass Mitarbeiter die Autos nutzten. Auch die Chefin soll einverstanden gewesen sein.

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Zwei der Ausleihe-Fälle sind besonders krass: Mit einem länger abgestellten VW Phaeton soll ein 46-jähriger Mitarbeiter insgesamt fast 2000 Kilometer gefahren sein. Und einen Audi quattro soll ein jüngerer Kollege (24) im Juli 2011 noch einmal weiter verliehen haben. Der Fahrer soll dann seine Fahrkünste überschätzt haben, auf die Gegenfahrbahn geraten sein und mehrere Poller umgefahren haben. Sachschaden an dem Wagen, den sein Besitzer wohlverwahrt glaubte: 20 000 Euro.

Der Chef reservierte sich immer den besten Wagen

Spätestens dieser Unfall hätte die Ermittler auf den Plan gebracht. Aber zu dem Zeitpunkt ermittelte die Staatsanwaltschaft bereits. Denn mehrere Kunden hatten sich gemeldet, weil sie nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub einen höheren Kilometerstand feststellten. Einigen waren auch leichte Beschädigungen an ihrem Wagen aufgefallen, für die die Park-Firma aber nicht verantwortlich sein wollte. Als dann auch noch der WDR über die verdächtigen Vorfälle berichtete, meldeten sich weitere frustrierte Kunden, am Ende gab es rund zwanzig Anzeigen.

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Ein ehemaliger Mitarbeiter soll den Ermittlern schließlich von dem lässigen Umgang mit den Schlüsseln erzählt haben. Sie seien mit den Autos zur Bank und zum Brötchenholen gefahren. Der Chef habe sich immer den besten Wagen reserviert.

Bevor am Dienstag der Prozess beginnen konnte, führten Anwälte, Richterin und Staatsanwältin ein langes Rechtsgespräch. Das führte zu keiner schnellen Lösung. Jetzt soll der Prozess am 15. April erneut starten, dann sollen alle Zeugen gehört werden.