Düsseldorf. Montagmittag durften die ersten Autofahrer durch den ersten Teil des neuen Kö-Bogen-Tunnel fahren. Dieser ist bundesweit der einzige mit kompletter LED-Beleuchtung. Erst im Oktober werden wohl alle Bauarbeiten beendet sein. Bis dahin gilt Tempo 30.
Nicht mal 335 Meter ist der erste Kö-Bogen-Tunnel lang, der Montag Punkt 14 Uhr für den Verkehr von der Hofgartenstraße zur Heinrich-Heine-Allee freigegeben wurde. Aber dieses kleine Stück, das heute 5000 und später sogar 11.000 Autos pro Tag verkraften muss, hat es in sich: modernste Technik, Flüsterasphalt, geräuschdämmende Alu-Lochbleche, vor allem: Keine andere unterirdische Verbindung leuchtet so hell. Der „Nord-West-Tunnel“ ist deutschlandweit der erste, der ausschließlich mit LED-Lampen ausgestattet ist.
Tunnelsperre wird bei Notfällen aktiviert
Mit oder ohne LED - Oberbürgermeister Dirk Elbers strahlte auch so. Er machte mit der Mercedes-Limousine die erste Fahrt in der Röhre und nutzte den Feierakt, um das Kö-Bogen-Projekt mit seinen Tunneln als „Jahrhundert-Bauwerk“ zu preisen. „Für die Stadt ist das eine Chance, die man nur einmal im Leben erfahren wird“, sagte er und betonte, dass der Kö-Bogen riesige Investitionen Dritter auslöse. „Das bringt Geld und Arbeitsplätze.“ Die Opposition ist da anderer Meinung - und hörte erst gar nicht hin. Zur feierlichen Einweihung kam sie nicht. „Peinlich“ sagte dazu nur CDU-Fraktionschef Friedrich G. Conzen.
Dafür kamen andere. Nicht nur geladene Gäste. Plötzlich war die Feuerwehr mit einem ganzen Löschzug da. Die Retter wollen auch mal rein, wollen wissen, wo es genau lang geht. Schließlich müssen auch sie schnell durch den Tunnel, wenn es plötzlich in der Altstadt brennt.
Die Verkehrsführung
Der 1. Bauabschnitt der unterirdischen Verkehrsführung „Kö-Bogen“ besteht aus zwei Tunnelröhren. Der aus Richtung Norden kommende Verkehr Richtung Heine-Allee wird durch die jetzt freigegebene Röhre über die Hofgartenstraße durch den Nord-West-Tunnel geführt und gelangt über eine Rampe in der Elberfelder Straße an die Oberfläche. In diesem Tunnel ist auch die Tiefgarage für die Libeskind-Bauten angeschlossen.
Frühjahr 2014 ist der Süd-Nord-Tunnel fertig, der Verkehr führt über die Rampe an der Berliner Allee (Höhe Einmündung Immermannstraße) zur Ausfahrt in Höhe des Theatermuseums. Neben der Einfahrtsrampe am Ende der Berliner Allee bleibt eine Fahrspur, über welche die Schadowstraße erreichbar ist. Der Verkehr, der von der Berliner- zur Heine-Allee fließt, wird über einen unterirdischen Abzweig aus dem Süd-Nord-Tunnel in den Nord-West-Tunnel geführt.
Fertig im Oktober diesen Jahres: Der 2. Bauabschnitt ersetzt den Tausendfüßler durch den Nord-Süd-Tunnel. Ende 2015 heißt es auch hier: Freie Fahrt.
Also herein, bitte. Schon die Einfahrtsrampe beeindruckt. Eine Tunnelsperre soll im Notfall das Schlimmste verhindern. Bei einem Feuer im Tunnel schaltet eine Ampel auf Rot, wird den Autofahrern angezeigt: „Tunnel gesperrt.“
Mit einem leichten Bogen geht es einspurig sieben Meter in die Tiefe. Die Einfahrt ist nur provisorisch, sie wird später abgerissen, wenn die Hauptrampe in Höhe des Tausendfüßler fertig ist. Aber der muss erstmal weg.
Unten stößt man auf die Tiefgaragen-Ausfahrt, dann geht es scharf nach rechts. Auf einer zweiten linken Spur werden künftig auch die Autos vom Süden kommen. Noch ist dieser Abzweig nicht fertig. Hinter einem verschlossenen Tor schuften, hämmern und bohren die Tunnel-Arbeiter weiter.
Also weiter auf der rechten Spur in die Gerade, vorbei an der Tiefgaragen-Einfahrt, direkt auf drei Spuren nach oben vor das Tor der Altstadt. Klingt eigentlich simpel. Aber den so richtigen Ansturm der Autofahrer gab es gestern Mittag noch nicht. Gut Ding will Weile haben.
Ingo Pähler vom städtischen Verkehrsmanagement ist schon richtig neugierig darauf, wie sich der neue Tunnel so macht. Die hellen Wände haben einen ganz besonderen Anstrich bekommen. Eine Schutzschicht gegen Spritzwasser, vor allem gegen Tausalze, die sonst auf Dauer „den Beton beschädigen würden“. Diese zweite Haut soll sich auch besser säubern lassen. Gut für den Verkehr. So lässt sich die Zeit der Tunnelsperrungen wegen Sanierungs- und Reinigungsarbeiten deutlich verkürzen. Das ist auch der wesentliche Vorteil der LED-Lampen. Die müssen erst nach 50 000 Betriebsstunden ersetzt werden.
Kö-Bogen-Tunnel eröffnet
Perfekt ist der Tunnel noch nicht. Die Entlüfter sind nicht angeschlossen, ebenso einige Videokameras. Auch wird es bis Oktober dauern, bis das letzte Baustellen-Schild verschwindet. Bis dahin, Geduld, liebe Autofahrer: Mehr als Tempo 30 ist derzeit nicht drin.