Düsseldorf. . Der Bordellbesitzer Bert Wollersheim, der am Dienstag in Düsseldorf bei einer Großrazzia festgenommen wurde, muss in Untersuchungshaft. Der Haftrichter sieht Flucht- und Verdunklungsgefahr. Wollersheim soll - wie kolportiert - angewiesen haben, Freier mit K.o.-Tropfen und Drogen zu betäuben und ihre Kreditkarten zu plündern.

Am Tag danach gab es Zuspruch. Auf der Facebook-Präsenz des am Dienstag verhafteten Rotlicht-Königs Bert Wollersheim meldeten sich Fans zu Wort, die die im Raum stehenden Vorwürfe gegen den 61-Jährigen nicht glauben mögen. Der Haftrichter sah es am Mittwoch anders. Sowohl bei Wollersheim als auch beim zweiten Hauptverdächtigen Thomas M. bestehe Flucht- und Verdunklungsgefahr. Neben den beiden Protagonisten bleiben acht weitere Beschuldigte in Untersuchungshaft.

Am Dienstag hatten Polizei, Steuerfahnder und Staatsanwälte bei einer Razzia 46 Objekte in mehreren Städten durchsucht. Im Fokus standen dabei die von der PRD GmbH betriebenen Edel-Bordelle an der Rethelstraße 73, 75 und 77. Deren Gesellschafter sind Thomas M. und Bert Wollersheim.

Sicher gestellt wurden Amphetamine, Kokain, Anabolika, Medikamente und weitere noch nicht identifizierte Substanzen. Auch 230.000 Euro in bar fanden die Ermittler, dazu „erlaubnisfreie“ Waffen. Die Auswertung aller Beweise, vor allem der Geschäftsunterlagen, der Laptops und Smartphones, wird mehrere Wochen dauern.

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Als "Rotlichtkönig von Düsseldorf" ist Bert Wollersheim bekannt geworden. Nun wurde er von der Polizei festgenommen und sitzt in U-Haft. © Getty

Schwerer Raub, Erpressung, Betrug, Computerbetrug, schwerer Bandendiebstahl und gefährliche Körperverletzung lauten die Vorwürfe.

Gezielt bewusstlos gemacht

Gezielt sollen in den Etablissements Freier mit K.o.-Tropfen und Drogen betäubt, ihre Kreditkarten geplündert worden sein. Mehrere Hunderttausend Euro seien dabei erbeutet worden, die Opfer durch kompromittierende Fotos von Anzeigen abgehalten worden sein.

Wollersheim soll davon nicht nur gewusst haben, so wie Dienstag kolportiert. Sondern aktiv entsprechende Anweisungen an Prostituierte und Servicekräfte gegeben haben, hieß es aus der Staatsanwaltschaft. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll dies in Aussagen über die beiden Hauptverdächtigen bestätigt haben, teilte Staatsanwalt Christoph Kumpa mit. 17 Fälle boten die Grundlage für die Durchsuchungen, bei der geschalteten Hotline (870-5701) meldeten sich über ein Dutzend weitere Opfer, darunter ein Mann aus den USA.

„Auch Prostituierte der entsprechenden Etablissements, die Opfer von Straftaten wurden, sind aufgefordert, die Hotline zu nutzen“, so Chef-Ermittler Roland Wolff. Zu Hochzeiten, etwa während einer Messe, sollen bis zu 130 Frauen in den Bordellen tätig gewesen sein. Die Prostituierten mieteten dort ein Zimmer, mussten die Hälfte ihrer Einnahmen abgeben.

Bordelle vorerst geschlossen

Die Bordelle an der Rethelstraße sind vorerst geschlossen, das Ordnungsamt prüft derzeit, „ob gewerberechtlich etwas zu tun ist“, wie Leiter Michael Zimmern sagte. „Theoretisch sind Gewerbeuntersagungen denkbar.“ Eigentümer der Gebäude ist eine Gesellschaft in Liechtenstein, Thomas M. soll an dieser Firma beteiligt sein.

Dessen Verteidiger Benedikt Pauka gab sich kämpferisch: „Wir halten die Vorwürfe im Wesentlichen für nicht plausibel. Wir werden sehen, ob sich die Polizei nicht doch übernommen hat.“