Düsseldorf. . Er gilt als Düsseldorfs Rotlicht-König und als Meister der Selbstinszenierung. Doch vorerst muss Bert Wollersheim auf Glanz und Glitzer verzichten. Am Dienstag wurde der 61-Jährige festgenommen.

Er ist die schillernde Figur des zwielichtigen Milieus in Düsseldorf, inszeniert sich gerne vor Kameras mit langer blonder Mähne, Tattoos und Klunkern. Bert Wollersheim, häufig mit der Stretch-Limousine unterwegs und Gast am Boxring bei WM-Kämpfen, hat seinen nächsten öffentlichen Auftritt wohl vor Gericht. Bei einer Großrazzia in der Rotlichtszene wurde der 61-jährige Bordellbetreiber am Dienstagmorgen mit zehn weiteren Beschuldigten festgenommen. Sie müssen sich wegen einer ganzen Latte von Delikten verantworten, an der Spitze stehen schwerer Raub, Erpressung, Körperverletzung und Steuerhinterziehung.

Eine ganze Armada mit 379 Polizisten, 63 Steuerfahndern, elf Staatsanwälten und 40 Spürhunden rückte gegen sechs Uhr früh aus. Sie durchsuchten 46 Objekte, darunter auch Bars, Table-Dance-Etablissements, Steuerberaterbüros und Privatwohnungen in Bonn, Wuppertal, Voerde, Monheim, Meerbusch und Boppard. Im Blickpunkt standen aber fünf Bordelle in Düsseldorf, im Zooviertel und am Hauptbahnhof.

Druckmittel gegen Kunden

„Wir ermitteln in dieser Sache schon seit zehn Monaten. Einige geprellte und abgezockte Freier hatten sich bei uns gemeldet, und ein ehemaliger Bordell-Mitarbeiter hat die erhobenen Vorwürfe bestätigt“, sagte Roland Wolff, Einsatzleiter der Polizei.

Die Masche: Die Freier wurden von den Prostituierten mit K.o.-Tropfen, Kokain oder Amphetaminen in Getränken vorübergehend außer Gefecht gesetzt. Dann nahmen sich andere Mitarbeiter die Kreditkarten der Opfer, zogen sie durch die Lesegeräte und belasteten sie bis zum Anschlag, teilweise mit Beträgen von mehr als 10.000 Euro. Anschließend wurden die Kunden in eindeutigen Posen fotografiert, um ein Druckmittel gegen sie in der Hand zu haben.

Konkret sind die Fahnder 17 Fällen mit einer Schadenssumme im sechsstelligen Bereich auf der Spur. „Die Dunkelziffer liegt aber garantiert um ein Vielfaches höher“, ist sich Wolff sicher.

Teilweise wurde die Freier bis zu 20 Stunden lang unter Betäubung gehalten. Auch am Dienstag fanden die Beamten in einem Zimmer an der Rethelstraße einen Kunden, „der in keiner Weise ansprechbar war. Wir haben ihn sofort in ein Krankenhaus bringen lassen. Das ist extrem gefährlich. Ein Wunder, dass noch nicht mehr passiert ist“, betonte der Einsatzleiter.

Hotline für Opfer

Bei der Razzia beschlagnahmten die Fahnder zahlreiches Beweismaterial, darunter Abrechnungen, Kokain, Amphetamine, Computer, iPads, wertvolle Uhren und 150 000 Euro Bargeld. Elf Beschuldigte, Geschäftsführer, „Service-Mitarbeiter“ und Prostituierte nahmen die Beamten fest. Sie leisteten keinen Widerstand.

Nach sechs anderen Verdächtigen wird weiter gefahndet, insgesamt sind 80 Personen im Visier der Fahnder. „Der harte Kern der Bande ist uns aber ins Netz gegangen“, versicherte Wolff.

Hauptverdächtiger ist der 47-jährige Thomas M., Chef der Betriebsgesellschaft, der vier der fünf Düsseldorfer Etablissements gehören. Der gelernte Frisör Wollersheim, der im Fernsehen bei „Das perfekte Promi-Dinner“ auftrat, mit dem der Krawallsender RTL 2 eine mehrteilige Doku-Soap drehte und der immer wieder in Klatschblättern auftaucht, gilt nur als die Nummer zwei. „Er gehört zwar auch zur Geschäftsführung, fungierte jedoch eher als Repräsentant, sollte mit seiner Bekanntheit die Kunden anlocken“, erklärte Wolff.

Heute werden alle elf Festgenommenen dem Haftrichter vorgeführt, die Ermittlungen dauern an. Die Polizei hofft, dass sich jetzt mehr Opfer der perfiden Masche melden, um Anzeige zu erstatten. Das Präsidium hat deshalb eine Hotline für sie geschaltet: 0211/8705701.