Düsseldorf. . Im Prozess gegen die mutmaßlichen Verursacher einer tödlichen Hetzjagd auf der Düsseldorfer Königsallee ist es am Montag zu Tumulten gekommen. Die Geschwister des getöteten 24-Jährigen rasteten am zweiten Verhandlungstag aus. Auch Zuschauer waren gerieten in Rage.

Tumultartige Szenen am Montagmorgen im Prozess um die tödliche Hetzjagd an der Königsallee: Während ein enger Freund des Opfers als Zeuge aussagte, rastete der Bruder des Getöteten völlig aus. Als Aufnahmen der Überwachungskameras im Kö-Center gezeigt wurden, schlug er mit voller Wucht mit beiden Fäusten auf den Tisch, sprang auf, schrie den Zeugen und einen der Angeklagten an und bedrohte beide.

Gleich mehrere Justizbeamte waren nötig, um den Mann, der im Prozess als Nebenkläger auftritt, festzuhalten und zu beruhigen. Schon zum Auftakt am vergangenen Freitag war er in ähnlicher Weise aufgefallen und musste von Beamten aus dem Saal gedrängt werden.

Doch damit nicht genug: Nachdem er lautstark den Saal verlassen hatte, verlor auch die Schwester des Opfers die Nerven, schrie den Zeugen an und versuchte ihn zu treten, bevor auch sie aus dem Saal geführt wurde.

Die Geschwister wurden zumindest für den gestrigen Montag von der Verhandlung ausgeschlossen, das weitere Vorgehen wird noch beraten. Dolmetscher sollen nun für das Gericht klären, was genau gesagt wurde.

Beamte sichern Prozess

Nach einer Verhandlungspause versuchten bis zu sechs Justizbeamte im Saal und gleich vier Polizeibeamte im mit zentimeterdicken Glasscheiben abgetrennten Zuschauerraum, für einen geordneten Ablauf zu sorgen.

Der Prozess blieb auch ohne die Geschwister des getöteten Ömer H. emotional. Besonders Mutter und Vater des 24-jährigen Opfers, der eine Frau und zwei einjährige Zwillingsmädchen hinterlassen hat, hatten immer wieder mit den Tränen zu kämpfen, wenn Videoaufnahmen gezeigt wurden. Die Zuschauer fielen durch häufige Zwischenrufe auf.

Ömer H. soll in der Nacht des 5. November 2011 nach einem Streit in der Disco „Checker’s“ von den Angeklagten Mohamed T. (23) und Ibrahim S. (24) geschlagen, getreten und in eine Schaufensterscheibe gestoßen worden sein. Dort sollen sie nachgetreten und seinen Kopf tiefer in die Scherben gedrückt haben. Ömer H. habe sich „ein paar Meter zurück Richtung Disco geschleppt“, wie eine Zeugin, die ihm damals als erste zu helfen versuchte, sagte. Dort brach er zusammen und verstarb wenige Stunden später im Düsseldorfer Uniklinikum.

Doch das Motiv und der genaue Ablauf vor der Tat bleiben weiter unklar. Gleich mehrere Zeugen machten im Vergleich zu ihren Aussagen bei der Polizei widersprüchliche Angaben und konnten oder wollten sich nicht mehr an den fünf Monate zurückliegenden Vorfall erinnern.

Einschüchterungsversuche

Ein Grund dafür könnten gegenseitige Drohungen und Einschüchterungsversuche der Familien der Angeklagten und des Opfers sein, wie mehrfach angedeutet wurde.

Sowohl der Hauptangeklagte Mohamed T. als auch Ömer H., die beide mit mehreren Freunden unterwegs waren, sollen in der Diskothek mehrfach aneinandergeraten sein, sich beschimpft und bedroht haben. Der Prozess wird am 23. April fortgesetzt.