Düsseldorf. . Der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly lästert über den Kölner Wulff-Wagen: Zu fade, zu langweilig, nicht bissig genug!

Jacques Tilly blättert in seiner Künstlerhalle durch eine Mappe mit aktuellen Entwürfen und alten Wagen der rheinischen Konkurrenz. Das seit vergangenen Mittwoch bekannte Kölner Karnevalsmotiv des „Etappenhasen Christian Wulff“ geht ihm gegen den Strich. „Der Bundespräsident Wulff sieht aus wie der Verteidigungsminister de Maizière“, sagt der Wagenbaumeister des Düsseldorfer Rosenmontagszugs. „Und wieso nehmen die einen Hasen, wenn sie doch eigentlich das von einer Medienmeute gejagte Unschuldslamm Wulff meinen? Das Bild ist nicht stimmig.“

Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte geschrieben „Eine Karikatur ohne Sinn“ und satirische Raffinesse bemängelt. Tilly baut seit 29 Jahren Wagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Der 48-Jährige sieht sich als Bildhauer und Satiriker und ist als einer der gefragtesten Wagenbauer Deutschlands besonders kritisch mit der Konkurrenz.

Thema kritischer behandeln

Für Tilly, der bereits vor Wochen in der NRZ einen Wulff-Wagen angekündigt hatte, ist jedenfalls klar: „Das Unschuldslamm Wulff wird es bei uns gewiss nicht geben.“ Er werde das Thema kritischer behandeln. Zwar könne er beim Komitee aus Geschäftsführer, Präsident und Zugleiter nur Vorschläge einreichen, aber erfahrungsgemäß nehme das Komitee immer die frechsten. „Da bin ich stolz drauf.“ In der Domstadt sei die Rücksichtnahme größer, weil zu viele Personen mitreden. „Während es in Köln heißt: Friede, Freude, Eierkuchen, heißt es in Düsseldorf: Immer feste druff.“

Der Düsseldorfer Zugleiter Hermann Schmitz, der in der großen Halle neben Tillys kreativer Künstlerhalle in Bilk an einem Wagen bastelt, bestätigt Tilly. „Wir sind brutaler, direkter und frecher als die Kölner.“ Während die Jecken in „Düsseldorfs südlichem Vorort“ raten müssten, wer mit dem Wagen gemeint sei, könnten die Narren in Düsseldorf die Figuren noch mit 1,5 Promille Alkohol im Blut erkennen.

An Karneval gehe es darum, die Obrigkeit aufs Korn zu nehmen. Da herrsche Narrenfreiheit. Und wenn der Bundespräsident keinen Spaß verstehe und mit einer Anzeige drohe, dann würde Schmitz sich darüber sogar freuen.