Düsseldorf. .
Harald Glööckler ist extravagent, exentrisch, schmuckbehangen: Regelmäßig präsentiert der Designer beim Düsseldorfer Verkaufssender QVC Mode seiner Kollektion „Pompöös“. Der NRZ gab er ein exklusives Interview.
Model Moni zupft am Kostüm. Es sitzt. „Glamour & Style“ heißt es im Teleshopping-Sender QVC im Medienhafen, für den der exentrische Modemacher Harald Glööckler, geborener Glöckler, seit Anfang des Jahres mit jedes Mal eine, seine Schau abzieht. Zuvor hat er das sechs Jahre lang beim Mitbewerber HSE 24 gemacht. Doch jetzt kommt er beim Marktführer der Branche ganz groß raus, verleiht schlichten T-Shirts Engelsflügel und krönt sie mit Paillettenkrönchen.
Glööckler schnallt den Gürtel nicht enger, sondern prägt ihn in Kroko-Optik, besetzt ihn mit Strass und der Schnalle noch’n Krönchen auf. Seine Blazer haben Schößchen, die RöckeVolants (Tagesangebot: Blazer 79,16 Euro statt 96,75). O-Ton Glööckler: „Da ist Musik drin.“ Umgeniert fummelt er an Monis Oberteil, bis jedes vermeintliche Röllchen sexy Animal-Druck verschwunden ist. Fürs NRZ-Foto ruft er nach mehr Schmuck: „Wo sind denn die Perlen hingekommen? Sieht ja aus, als ob der Gerichtsvollzieher hier gewesen wäre...“ So kennen, so lieben sie ihn, ihren „Prince of Fashion“.
Mode wollte Glööckler schon immer machen und damit bekannter werden als sein Geburtsort Zaisersweiher/Maulbronn, wo er Mitte der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zur Welt kam. Die Eltern hatten eine Gastwirtschaft. Ihr Sohn hat keine Hemmungen, die traurige Geschichte zu erzählen, wie sein Vater seine Mutter verprügelte, wie sie an den Folgen eines Treppensturzes starb. Vielleicht eine Erklärung für die Überdosis Glamour, die er auch durch sein Äußeres zur Schau trägt, vielleicht auch, um damit blendend über seine „gestohlene Jugend“ hinwegzukommen.
Schwäbisches Kaff
Das schwäbische Kaff, in dem er als Verkäufer in der Herrenabteilung arbeitete, Mühlacker, war auch noch nicht die große Welt. Stuttgart schon eher. Dort eröffnete er 1987 sein erstes Modegeschäft mit seinem Lebenspartner und Manager Dieter Schroth. Der gelernte Herrenausstatter Schroth nannte den Laden Jeans-Garten. Das war Harald nicht pompös genug, wie auch pompös ihm nicht genug war. Er gönnte ihm und sich ein zweites Ö, was sicher zu einer ersten Verdoppelung seines Bekanntheitsgrades beigetragen haben dürfte: „Laut einer gestützten Befragung 80 Prozent“.
Schnappatmung
1994 folgte die erste eigene Modenschau in Stuttgart. Die Schwaben kriegten ebenso die Schnappatmung angesichts wie drei Jahre später die Hongkong-Chinesen, als die Glööckler und Schroth die letzten Tage der Kronkolonie mit einer dort nie da gewesenen schrillen Schau krönten. Bei der kürzlichen Eröffnung des riesigen, sprich pompöösen Showrooms in Berlin guckte keiner mehr komisch.
In Düsseldorf lief 1999 Brigitte Nielsen auf der damals noch bedeutenden Düsseldorfer Modemesse Igedo für die extravagante Marke. Inzwischen gehört der große Star (1,84 Meter) zu Glööcklers Musen, ebenso wie Alt-Star Gina Lollobridgida.
Frauen mit Format
Glööckler liebt Frauen von Format: „Ich habe mich immer stark gemacht für die kräftigen Frauen, deshalb lieben sie mich.“ Vollweiber, pompööse Frauen, findet er einfach toll: „Schließlich habe ich Mode gemacht für Amanda Lear, die Weather Girls oder die Prinzessin von Sachsen, da war die schon 80 und trug Größe 46.“
Bei der Bezeichnung vollschlank schüttelt er sich: „Furchtbar. Viel lieber habe ich das Wort drall.“ Deshalb begrüßt er auch das aktuelle Casting von QVC und NRZ und ruft seinen Fans via Bildschirm zu: „Melden Sie sich! Melden sie sich!“ Auch deshalb: „Jede Frau ist schön. Schönheit gibt’s in allen Größen. Das ist jetzt eine Möglichkeit, es auch zu beweisen.“