Düsseldorf. .

Für die Polizei war das ein großer Fahndungserfolg: Nur drei Tage nach der Veröffentlichung des Phantombildes wussten die Ermittler, wer sich an einem sechsjährigen Mädchen im Volksgarten Düsseldorf vergangen haben soll: ein 14 Jahre alter Junge.

Freitagfrüh holten Beamte den verdächtigen Jugendlichen, der Anfang Juni eine Sechsjährige im Volksgarten in Düsseldorf missbraucht haben soll, von seinem derzeitigen Aufenthaltsort in einer Jugendeinrichtung ab und brachten ihn ins Präsidium. Wenig später war es offiziell: Der 14 Jahre alte Junge hat die Tat gestanden. Er wird nun wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes dem Haftrichter vorgeführt.

Das Präsidium und die Staatsanwaltschaft bitten um Verständnis dafür, dass sie weder zum missbrauchten Mädchen noch zum Täter genauere Angaben machen wollen. Schon aufgrund des Alters des Kindes und der besonderen Tatumstände stehe der Opferschutz an oberster Stelle, betont Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Und der Verdächtige ist selbst fast noch ein Kind. Er ist erst seit zwei Monaten im strafmündigen Alter - und sieht deutlich jünger als auf dem Phantombild aus.

In Obhut des Jugendamts

Ein Kind. Ein unauffällig wirkender Teenie. Dass er sich seit geraumer Zeit in der Obhut des Jugendamts befindet, wird mit den „problematischen Familienverhältnissen“ begründet. Im Präsidium war er ein ungeschriebenes Blatt. Polizeilich trat er bisher noch nie „in Erscheinung“, was die Suche nach ihm erschwerte.

Als der Täter am späten Nachmittag des 4. Juni den großen Spielplatz nahe der Emmastraße im Volksgarten aufsuchte, war es dort brechend voll. Bei der Hitze sind die Wasser-Spielgeräte besonders begehrt: die Fontänen, die kleinen Brunnen, die Spritzkanonen. Der Verdächtige kannte sich gut aus - er war schon öfters dort. Er sprach ein sechsjähriges Mädchen an, lockte es in ein nahe gelegenes Gebüsch und verging sich an dem Kind. Anschließend entfernte er sich.

Eine Zeugin prägte sich das Gesicht des Jungen so gut ein, dass die Experten im Präsidium ein exaktes Phantombild von ihm erstellen konnten. Anfangs hofften die Fahnder den Gesuchten durch Observationen im Park ausfindig zu machen. Doch das schlechte Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Der Jugendliche wurde nicht mehr gesehen. Deshalb ging die Polizei am Montag mit dem Fahndungsfoto an die Öffentlichkeit. Das Echo war enorm: Innerhalb kurzer Zeit meldeten sich 45 Personen. Einige Hinweise bezogen sich auf den später Festgenommenen, die Angaben eines Zeugen waren laut Heusgen, „so gut“, dass sie zur Festnahme des Jungen führten.

Gutachter eingeschaltet

Auch nach dem Geständnis gehen die Ermittlungen unvermindert weiter, werden Zeugen gehört und sichergestellte Spuren abgeglichen. Die Staatsanwaltschaft beantragte zwar Haftbefehl. Ob der 14-Jährige später strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, muss erst ein Experte klären. „Wir fordern ein psychologisches Gutachten an“, betont Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. Der Gutachter muss auch herausfinden, ob der Geständige in der Vergangenheit möglicherweise selbst „Missbrauchserlebnisse“ hatte, so Herrenbrück.