Düsseldorf. .
Sie sind hierzulande nur geduldet, für drei Wochen oder zwei Monate. 90 Flüchtlingskinder leben in Düsseldorf ohne Eltern, mit der Angst vor ihrer Abschiebung. Die Initiative „Stay-unite“ bringt sie mit deutschen Kindern und Sportvereinen zusammen.
Er ist 18 Jahre alt, dreisprachig mit Englisch, etwas Französisch und Deutsch. Er hat gerade seinen Hauptschulabschluss als Jahrgangsbester geschafft, sogar eine Urkunde dafür bekommen. Doch der 18-jährige Ibou Diouf kann rein juristisch jederzeit abgeschoben werden. Er ist aus dem Süden des Senegal geflohen, nachdem Rebellen ihn und seinen Bruder als Kindersoldaten entführen wollten. Die neue Initiative „Stay united“ des Düsseldorfer Flüchtlingsvereins „Stay!“ will nun Jugendlichen wie ihm sowie illegalen Kindern helfen.
Rebellen töteten Dioufs Bruder
Diouf schaut auf den Boden, erzählt leise, warum er aus Afrika geflohen ist. Die Rebellen hatten ihn und seinen Bruder in einen Wald verschleppt, sein Bruder wehrte sich und wurde getötet. „Eine Woche später bin ich abgehauen“, erzählt er. Er kam in einem Hafen nach Europa, dessen Namen er nicht weiß. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof traf er im September 2008 einen Afrikaner, der ihn zur Düsseldorfer Flüchtlingsinitiative „Stay!“ nach Oberbilk brachte. Der Verein versorgt illegale Flüchtlingskinder medizinisch und hilft illegalen Flüchtlingskindern, Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen.
Voriges Jahr waren es noch 45, jetzt sind rund 90 ausländische Jugendliche und Kinder in Düsseldorf, allein, ohne Eltern, „oft mit einem harten Schicksal, durch ihre Erfahrungen traumatisiert. Wenn sie 18 Jahre alt sind, können sie abgeschoben werden“, erläutert Sozialarbeiter Oliver Ongaro von Stay.
Und Flüchtlingskinder funktionieren genau so wie gleichaltrige Deutsche: Ohne Perspektive, ohne Zukunft strengen sie sich nicht an, einige werden kriminell. Die Aktion „Vision:teilen“ der Franziskaner und die Düsseldorfer Schmitz-Stiftung helfen nun im Rahmen der Stay-Initiative „Stay-united“, den jungen Geflüchteten eine Zukunft zu geben. „Wir wollten keinen kurzfristigen Aktionismus und sorgen auf fünf Jahre für die Stelle von Sozialarbeiter Michael Lukas“, so Michael Dirkx von der Stiftung.
Freunde bei Fortuna gewonnen
Lukas etwa, der zuvor beim Jugendamt angestellt war, kümmert sich um die wachsende Zahl der Flüchtlingskinder aus Afrika, aus dem Irak, aus Afghanistan. Sie bekommen vom Ausländeramt eine Duldung für Wochen oder auch zwei Monate. Lukas organisiert Deutschunterricht, oder auch Treffen mit Fußballclubs, oder mit Sportvereinen. „Ich gehe zu jedem Heimspiel von Fortuna“, sagt der schwarze Ibou grinsend. Er hat beim Fanprojekt und im Sportverein, in dem er kickt, Freunde gewonnen. Aber „eine Woche bevor ich zum Ausländeramt muss, habe ich Bauchschmerzen, schlafe schlecht“, sagt er auch.
Es sind nicht nur Einzelne, die hier einen unsicheren Status und wenig Perspektive haben, macht Sozialarbeiter Lukas von „Stay-unite“ klar: „Kinder aus Familien, deren Vater abgeschoben wurde, gehen nicht zu Schule, weil sie Angst haben. Sie verstecken sich. Wir wollen den Schulbesuch ermöglichen, wie bei Ibou, unterstützen Jugendliche bei Behördengängen und organisieren Kontakte zur besseren Integration.“
Die Initiative „Stay-unite“, die sich wie der Verein „Stay“ nur aus Spenden finanziert, sucht ehrenamtliche Helfer, die nachmittags eine Stunde Deutschunterricht geben oder bei Hausaufgaben helfen. Kontakt über Michael Lukas. Er ist erreichbar unter der Telefonnummer 0152 53 627 249 oder per E-Mail an info@stay-duesseldorf.de .