Düsseldorf. .
Bei einer Bluttat im Düsseldorfer Stadtteil Hassels wurden am Donnerstag zwei Menschen niedergeschossen. Sie erlagen ihren schweren Verletzungen. Die Hintergründe des Verbrechens sind noch völlig unklar. Die Großfahndung läuft.
Als die Polizei am frühen Morgen von der schwer schockierten 81-jährigen Ehefrau zum zweieinhalbgeschossigen Mehrfamilienhaus an der Altenbrückstraße 43 in Düsseldorf-Hassels alarmiert wurde, fanden die Polizisten den 82-jährigen Ehemann und seine 39-jährige Tochter angeschossen und bewusstlos auf dem Boden der Wohnung der ersten Etage liegen. Der Mann konnte nicht mehr reanimiert werden, die Tochter erlag wenige Stunden in der Klinik ihren schweren Verletzungen. Das Motiv ist noch völlig unklar. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Staatsanwalt Andreas Stüve.
„Wirklich außergewöhnlicher Fall“
„Es handelt sich um einen wirklich außergewöhnlichen Fall“, berichtete am Donnerstagnachmittag der Leiter der 20-köpfigen Mordkommission, Udo Moll, in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz. Er vermutet, dass sich Täter und Opfer kannten. Es sei unwahrschweinlich, dass irgendwelche Räuber in ein „wildfremdes Haus“ in einem Stadtteil eindringen, in dem kein Vermögen zu erwarten ist, um die Opfer auszurauben und anschließend zu erschießen.
Bisher stützen sich die Ermittler vor allem auf Aussagen von zwei Zeugen. Eine Anwohnerin des Hauses will zwischen 7.30 und 7.45 Uhr das Summen des Türöffners gehört haben. Das ist vermutlich der Zeitpunkt, als die bisher unbekannten Männer in das Haus gingen. Sie drängten die 81-jährige Ehefrau und Mutter der Opfer in ein Zimmer der gemeinschaftlichen Wohnung und sperrten die Tür ab. Als die 81-jährige sich später endlich befreien konnte, sah sie die Bewusstlosen, sah sie das Blut - und alarmierte über den Notruf um 8.49 Uhr die Polizei.
Der Polizei sagte sie noch, dass die beiden offensichtlich unmaskierten Männer bewaffnet waren, dass sie 30 bis 40 Jahre alt, 1,70 bis 1,80 Meter groß sind, eine normale Figur und dunkle Haare haben. Mehr brachte sie nicht aus sich heraus. Die völlig Verzweifelte musste mit einem schweren Schock zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. „Es geht ihr schlecht“, sagte Kriminalhauptkommissar Udo Moll. Die Hauptzeugin wird in der Klinik von Kriminalbeamten betreut, war aber bisher nicht zu einer weiteren Aussage fähig.
Notfallseelsorger für Streifenpolizisten
Um die ersten Streifenpolizisten, die am Tatort eintrafen und Erste Hilfe leisteten, musste sich ein Notfallseelsorger kümmern. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Präsidium bereits Großalarm ausgelöst. Alle verfügbaren Streifenwagen rasten nach Hassels, postierten sich im Viertel an den Ausfallstraßen, um die Autofahrer zu kontrollieren. Doch die Täter waren wie vom Erdboden verschwunden.
Die Altenbrückstraße blieb gesperrt. Vor den Absperrbändern versammelten sich im Laufe des Tages immer mehr Schaulustige. Einige zeigten sich besorgt. „Ich fühle mich hier nicht sicher, bis die Täter gefasst sind“, meinte ein Anwohner. Die meisten gingen schließlich weiter. Vor Ort erfuhren sie ja doch nichts. Die Polizei hüllte sich aus ermittlungstechnichen Gründen erstmal in Schweigen.
Am Mittag rückte eine Einsatzhundertschaft an, um die umliegenden Grundstücke und Gärten nach möglichen Spuren oder gar einer Tatwaffe zu durchkämmen. Die Ermittler haben nur wenig in Hand. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, gab Cheffahnder Moll zu bedenken.
Obwohl Beamte sofort mit den Befragungen der Anwohner, darunter sind viele Immigranten, begannen - und obwohl direkt gegenüber dem Tatort ein großer Wohnblock steht, fanden die Polizisten noch keinen, der die Täter gesehen oder gar Schüsse gehört hatte. Es kann daher bisher nicht ausgeschlossen werden, dass die Gesuchten Waffen mit Schalldämpfern benutzt hatten. Was für ein Waffentyp benutzt wurde, wird die Untersuchung der Projektile beim Landeskriminalamt zeigen.
Vermutungen, dass ein Migrationshintergrund mit der Tat im Zusammenhang stehen könnte, wurde zurückgewiesen. Bei den Opfern handelte es sich um deutsche Staatsbürger. Mehr wolle man nicht sagen, weil noch nicht alle Familienangehörigen erreicht und benachrichtigt wurden.
Bevölkerung soll helfen
Die Fahnder sind jetzt auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Sie fragen, ob heute und in den vergangenen Tagen verdächtige Personen oder fremde Fahrzeuge rund um den Tatort beobachtet wurden. Auch wisse man zurzeit zu wenig über die Familie.
Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, setzte die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 1500 Euro aus. Die Mordkommission „Altenbrück“ ist unter der Rufnummer 0211/8700 erreichbar.