Düsseldorf. Bei einer europaweiten Razzia gegen illegale Schleuser haben Spezialkräfte ein Haus in Düsseldorf-Unterrath durchsucht. Das ist bisher bekannt.

Von dem, was sich am Mittwochmorgen am Mintarder Weg in Düsseldorf-Unterrath abgespielt hat, ist am Nachmittag nichts mehr zu sehen: Keine Absperrungen, keine Ermittler, keine Schaulustigen sind mehr vor Ort. Einsatzkräfte der Bundespolizei und der GSG9 haben hier einige Stunden zuvor ein Mehrparteienhaus bei einer Großrazzia gegen eine mutmaßliche Schleuserbande durchsucht und mehrere Wohnungstüren gesprengt.

Nicht nur in Düsseldorf schlugen die Ermittler bei der europaweiten Razzia zu: Insgesamt wurden Objekte in vier Bundesländern durchsucht. Schwerpunkt des Einsatzes war Nordrhein-Westfalen. In 20 NRW-Städten, darunter eben Düsseldorf, Köln und Detmold hat es Durchsuchungen gegeben. Zahlreiche Personen seien dabei festgenommen worden. Es seien Haftbefehle im zweistelligen Bereich vollstreckt worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in NRW der Nachrichtenagentur dpa. Allein in NRW sind etwa 700 Einsatzkräfte, darunter auch schwer bewaffnete Spezialkräfte der GSG9, an den Razzien beteiligt gewesen.

Düsseldorfer Anwohnerin über Polizeieinsatz: „Wusste gar nicht, was los ist“

Am Mintarder Weg, nur wenige Meter vom Unterrather S-Bahnhof entfernt, haben die Spezialkräfte am Mittwoch gegen sechs Uhr zugeschlagen und Wohnungstüren gesprengt. Von der Straße aus ist davon nichts mehr zu sehen: Keine zersprungenen Scheiben, keine demolierte Eingangstür. Doch der Schreck bei einigen Nachbarn sitzt tief. „Ich hatte richtig Angst und wusste gar nicht, was los ist“, erzählt eine ältere Anwohnerin im Gespräch mit der NRZ. Von ihrer Wohnung aus habe sie den Polizeieinsatz nicht gesehen, aber gehört. „Erst hörte ich ein Zischen, dann einen lauten Knall.“

Am Mittwochnachmittag ist von dem Polizeizugriff, den es am Morgen am Mintarder Weg gegeben hat, nichts mehr zu sehen.
Am Mittwochnachmittag ist von dem Polizeizugriff, den es am Morgen am Mintarder Weg gegeben hat, nichts mehr zu sehen. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Bei der Razzia in NRW, Hessen, Bayern und Schleswig-Holstein ging es um die Vollstreckung mehrerer europäischer Haftbefehle. Auch die Polizeibehörden in Frankreich und Belgien seien beteiligt gewesen. Die Verdächtigen sollen an Schleusungen über den Ärmelkanal beteiligt gewesen sein. Nach dpa-Informationen geht es bei diesem mutmaßlichen Schleuser-Netzwerk unter anderem um die Beschaffung von Booten zur Überquerung des Ärmelkanals.

Im Norden Frankreichs muss man beim Kauf bestimmter Boote und Bootsmotoren seit einigen Jahren einen Ausweis vorlegen und eine Telefonnummer angegeben. Diese Vorschrift war als Maßnahme gegen die Schleusungen nach Großbritannien erlassen worden. Der Sprecher der Bundespolizei NRW berichtete im Zusammenhang mit der Großrazzia am Mittwoch auch von Durchsuchungsbeschlüssen, mit denen Beweismittel sichergestellt werden sollen.

Nicht der erste Einsatz gegen Schleuserbanden in Deutschland

Europol - die Polizeibehörde der Europäischen Union - bestätigte zunächst nur, dass es um einen Einsatz in mehreren europäischen Ländern gehe. Einzelheiten zu der Operation würden erst am Mittwochnachmittag bekannt gegeben werden, sagte eine Sprecherin in Den Haag. Bis zum Mittwochabend gab es allerdings keine weiteren Informationen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei in Deutschland in Zusammenhang mit Schleusungen nach Großbritannien aktiv wird. Mit einem grenzüberschreitenden Großeinsatz hatten Ermittler in fünf Ländern nach Angaben von Europol 2022 eine der größten Schleuserbanden Europas ausgehoben. Die Bande, die damals im Fokus der Ermittlungen stand, soll Tausende Menschen in Schlauchbooten über den Ärmelkanal nach Großbritannien geschmuggelt haben. Damals waren bei Durchsuchungen in Deutschland neben zahlreichen Schlauchbooten und Motoren große Mengen Bargeld sowie Schusswaffen entdeckt worden. (mit dpa)