Düsseldorf. Verspätungen, volle Bahnen, Chaos - eine Woche nach Start des neuen Rheintaktes ist der Frust bei Fahrgästen groß. So reagiert die Rheinbahn.
Ein bisschen über eine Woche ist er nun alt, der Rheintakt – und sorgt nicht nur für Euphorie. Aber mit Startschwierigkeiten kennt man sich bei der Rheinbahn aus, schließlich musste der Start des Rheintakts bereits verschoben werden: Ursprünglich war geplant, den Takt bereits im August 2023 starten zu lassen. Wie läuft der zweite Versuch an?
Fahrgäste erleben den gerade angelaufenen Takt teilweise etwas anders als erhofft. Gerade außerhalb der Innenstadt beklagen viele eher Verschlechterungen. Insbesondere die U72 scheint dabei ein Sorgenkind zu sein. Beklagt wird vor allem, dass diese Linie oft nur noch mit einem Wagen befahren werde. Gerade zum Schulbeginn sei der Wagen dann bereits nach wenigen Haltestellen voll. Ein Grund könnte die Umlegung der U71 sein. Diese fährt nun nicht mehr nach Benrath, sondern in Richtung Volmerswerth. Das führt auch dazu, dass die Heinrich-Heine-Universität eine Linie weniger abbekommt. Ein Problem, dass der Allgemeine Studierendenausschuss (AstA) bereits eine Woche nach dem Ratsbeschluss Ende 2022 adressiert hatte.
Bauernproteste störten den Rheintakt-Start
Es komme es zu vielen Verspätungen im Stadtgebiet: Insbesondere Strecken mit vielen Umstiegen seien davon betroffen, wie Fahrgäste mitteilten. Allerdings startete der Rheintakt auch unter keinem guten Stern. Am Montag, dem 8. Januar, hatten die Bauernproteste für ein vorübergehendes Verkehrschaos gesorgt. Anfang dieser Woche kamen Schnee und Eis dazu. Außerdem habe die geplante Netzoptimierung natürlich auch eine „große organisatorische Aufgabe“ bedeutet, wie die Rheinbahn mitteilt. Man habe „die Fahrpläne von 17 Bahnlinien und etwa jeder zweiten Buslinie bearbeitet“. An allen 1805 Bus- und Bahnsteige seien die Aushänge und „etwa vierte Haltestellenschild“ geändert worden. Zudem mussten „zwei Drittel aller Weichen sowie 90 Lichtsignalanlagen neu programmiert werden“. Nicht zu vergessen sei indes auch der Aufwand für die Personalplanung. Demnach seien „rund 3000 Dienste pro Woche für die Mitarbeitenden im Fahrdienst sowie Arbeitsschichten in den Fahrzeugwerkstätten neu geplant worden“. Ein ambitioniertes Projekt ist der Rheintakt allemal, der aus Sicht der Rheinbahn den ÖPNV-Anteil am Stadtverkehr von 21 Prozent auf 24 Prozent in 2030 anheben solle.
Eine Ausnahmesituation
Martin Volkenrath (SPD), Mitglied des Aufsichtsrats der Rheinbahn, kann den Ärger gut nachvollziehen, allerdings weist er auch darauf hin, dass der „Wagenpark im Moment arg eingeschränkt ist“. Genau dies sei auch der Grund, warum die U72 nur mit einem Wagen unterwegs sei: „Da gibt es zwei Gründe. Das eine ist das Problem mit den Lieferanten.“ Wenigstens die Lieferengpässe von Bombardier-Nachfolger Alstom sind seit Dezember 2023 behoben. „Aber jetzt kommt noch das Problem mit dem Vandalismus dazu.“ Über den Jahreswechsel wurden zehn Bahnen und zwei Busse teilweise erheblich beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich auf 25.000 Euro. „Das ist eine Ausnahmesituation“, so Volkenrath, und die müsse natürlich auch berücksichtigt werden. „Grundsätzlich läuft der Rheintakt gut an.“ Aber: „Jedes neue System braucht eine gewisse Zeit, um zu funktionieren.“ Die Rheinbahn sei indes gut aufgestellt: „In den Werkstätten wird mit Hochdruck daran gearbeitet, die Wagen wieder auf die Strecke zu bekommen.“
Tatsächlich wurde der Rheintakt bereits im Dezember 2022 vom Stadtrat beschlossen. Dass das nicht ganz billig werden würde, war schon damals klar. Mit Mehrkosten in Höhe von über vier bzw. über fünf Millionen Euro im ersten und zweiten Jahr wurde gerechnet. Dass der öffentliche Nahverkehr ohnehin kein gewinnbringendes Geschäft ist, ist bekannt. Laut Rheinbahn-Lagebericht fiel das operative Ergebnis 2022 mit einem Verlust von 106,8 Millionen Euro aber unerwartet schlecht aus. Ein Grund sei dabei auch das 9-Euro-Ticket gewesen, das für Verluste in Höhe von ungefähr 41 Millionen Euro verantwortlich sei. Außerdem seien die Energiekosten um etwa 9 Millionen Euro gestiegen. Zum Vergleich: 2021 hatte das operative Ergebnis noch bei einem Verlust von 81 Millionen Euro gelegen.
Eine Möglichkeit, Kosten zu sparen, ist der Rheintakt also nicht. Doch das Ziel ist auch ein anderes. So sagt Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz, der Rheintakt diene vornehmlich dazu, das ÖPNV-Angebot in Düsseldorf zu verbessern. Linienverläufe sollten optimiert, das Angebot insgesamt „verständlicher und zuverlässiger“ gestaltet werden. Auch solle verhindert werden, dass es „bei Fahrten auf gemeinsamen Streckenabschnitten“ dazu komme, dass die Bahnen sich an den Steigen stauen. Vielmehr sollten „die unterschiedlichen Linien einen regelmäßigen Takt bilden“. So solle es im Streckenabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee zu einem 2,5-Minuten-Takt kommen. Auf Strecken, die von zwei Linien befahren werden „setzen wir durch die Veränderung des Taktschemas einen Fünf-Minuten-Takt um“, so Richarz.