Düsseldorf. Neue Straßennamen verbinden Düsseldorf jetzt mit den Partnerstädten. Bei der Einweihung fand Oberbürgermeister Stephan Keller ernste Worte.
Das Grand Central-Gelände in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs machte in den vergangenen Jahren vor allem Negativschlagzeilen: Wegen der riesigen Langzeit-Brachfläche und zuletzt wegen des in der Baugrube entstandenen Camps von obdachlosen Menschen. Optimismus für die Zukunft des Quartiers wollte die Stadtspitze dagegen mit einer Zeremonie ausdrücken, die im Beisein von Anwohnern und internationalen Delegationen abgehalten wurde: Feierlich enthüllte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) gemeinsam mit den Generalkonsuln von Japan und der Ukraine sowie Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf in Vertretung von Generalkonsul Nick Russell (Vereinigtes Königreich) die Straßenschilder der Chibastraße, der Czernowitzstraße der Readinger Straße und des Phoebe Cusden Platzes ein.
Straßen nach Frauen benennen
Benannt sind die neuen Straßen auf dem fertigen Teil des Geländes nach Düsseldorfs japanischer Partnerpräfektur Chiba, sowie den Partnerstädten Czernowitz (Ukraine) und Reading (England). Namensgeberin des Platzes ist dabei die frühere Bürgermeisterin von Reading, Phoebe Cusden. Beschlossen wurden die Namen in der Bezirksvertretung 3: „Wir haben uns in der Bezirksvertretung sehr für die Benennung nach den Partnerstädten eingesetzt“, berichtete Bezirksbürgermeister Wolf (Grüne). Gleichzeitig sei es schon länger ein Anliegen, mehr Straßen in Düsseldorf nach Frauen zu benennen – bisher sind das nämlich nur fünf Prozent im Stadtgebiet, betonte er.
Dabei war sofort die Idee aufgekommen, Phoebe Cusden als Namenspatin zu wählen: „Sie hat in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg eine ganze Menge getan für die Kinder in Düsseldorf“, erklärte Wolf. Nach einem Besuch 1946 in Düsseldorf hatte die Engländerin eine Unterstützung der Einwohner mit wichtigen Gütern initiiert und einen Jugendaustausch zwischen beiden Städten ins Leben gerufen. Damit begann auch die Städtefreundschaft. Die Benennung sei „ein richtig gutes Zeichen“, so Dietmar Wolf.
„Besonders in herausfordernden Zeiten wie diesen ist es wichtig, sich über Stadt- und Staatsgrenzen hinaus auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen“, sagte OB Keller zum feierlichen Ereignis. „Damit würdigen wir einerseits die britische Stadt, mit der wir bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine freundschaftliche Beziehung aufbauten; andererseits setzen wir auch ein Zeichen für unsere jüngste Partnerstadt Czernowitz, die seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine unsere Unterstützung benötigt.“ Die nun so benannte Chibastraße solle außerdem künftig mehr Sichtbarkeit für die zweitgrößte japanische Community in Kontinentaleuropa bewirken, die in Düsseldorf lebt.
Sogar ein Maskottchen kam zum Pressetermin
Die Delegation aus Chiba, deren Mitglieder für ihr Foto mit Stephan Keller begeistert Fortuna-Schals hochhielten, hatte einen besonders auffälligen Gast mitgebracht: „Chiba-Kun“, das Maskottchen der Präfektur Chiba, das wie ein strahlend roter, knuffiger Hund aussieht, ließ sich ebenfalls ablichten. „Als Vertreterin Japans freue ich mich sehr, dass eine neue Straße ‘Chibastraße’ genannt wird“, erklärte Setsuko Kawahara, Generalkonsulin von Japan. „Seit 2019 pflegt die Präfektur Chiba eine Partnerschaft mit Düsseldorf. Die Benennung ist auch für die gesamte japanische Gemeinde in Düsseldorf ein historisches Ereignis.“
Auch die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum freute sich: „Die Benennung einer Straße in Düsseldorf nach der Partnerstadt Czernowitz ist eine schöne Geste und ein starkes Zeichen der Solidarität.“ Sogar als Sehenswürdigkeit könne dieses neue Schild eine Rolle spielen, mutmaßte sie: „Sicherlich werden wir die Czernowitzstraße zukünftig als Hinweis in ukrainischen Reiseführern über die wunderbare Stadt Düsseldorf finden.“
Schilderbaum ist ein Hingucker
Die Stadt Reading kann sogar zwei Benennungen feiern: „Ich bin heute besonders froh, dass wir Phoebe Cusden ehren können, eine Frau aus Reading, die sich schon früher in der Frauen- und Gewerkschaftsbewegung engagiert hat und als ‘Mutter’ der Städtepartnerschaften gilt“, ließ der nicht anwesende Nick Russell, Generalkonsul des Vereinigten Königreichs, einen Gruß ausrichten. In diesen Zeiten sei es nicht schwierig zu sehen, warum gute Beziehungen zwischen Ländern von sehr großer Bedeutung sind, stellte er fest.
Der neue, international bestückte Schilderbaum kann als Hingucker gelten, doch wer sich für ein Foto darunter stellt, hat aktuell auch einen Blick auf eine andere Seite der Landeshauptstadt: Die Obdachlosensiedlung in der Baugrube, die besonders beim aktuell feucht-kalten Wetter einen desolaten Eindruck macht. So verzichtete auch Oberbürgermeister Stephan Keller nicht darauf, einige Worte dazu zu sagen: „Wir werden dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die auf dem Gelände aktuell unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, eine Unterbringung erhalten“, versprach der Rathauschef. Dies solle noch vor dem Wintereinbruch geschehen.