Düsseldorf. Elvira Krause aus Garath war von der Schufa-Auskunft eines von ihr betreuten Geflüchteten sehr negativ überrascht. Welche Dinge sie ärgern.
Elvira Krause hat einen Brief mit etlichen Seiten vor sich liegen und ist erstaunt. „Das sind sechs Seiten mit Forderungen für sechs oder sieben verschiedene Kontonummern. Da kann doch etwas nicht stimmen.“ Krause betreut mit Unterstützung ihres Mannes seit einigen Jahren Geflüchtete aus verschiedenen Ländern und kümmert sich aktuell unter anderem um einen jungen Mann aus Guinea, der vor Kurzem seine Ausbildung zum Maler und Lackierer beendet hat und nun eine eigene Wohnung sucht. „Dafür wollte er sich bewerben und musste eine Schufa-Auskunft einholen. Wir gingen davon aus, dass da keine Einträge sind, weil er sehr vernünftig mit seinem Geld umgeht, und dann bekommen wir nach etwa drei bis vier Wochen eine Auskunft, die uns mehr als überrascht hat.“
Widerspruch an die Inkasso-Büros
Im Januar seien bereits zwei Briefe von einem Bad Homburger Inkasso-Büro gekommen, bei dem die angegebene Konto-Nummer nicht stimmte. Krause habe sowohl bei der Sparkasse als auch beim Inkasso-Büro angerufen, doch beide konnten ihr keine zufriedenstellende Antwort geben. „Wir haben dem dann widersprochen. Ich habe dem Inkasso-Büro noch geschrieben, dass sie bitte vorsichtig sein sollen, welche Forderungen sie einziehen, weil das zu Schufa-Einträgen führt, für die die Leute nichts können.“ Dabei sei ein großes Problem die Namensgleichheit, in diesem Fall trägt der Betroffene den Familiennamen Diallo, in afrikanischen Ländern ähnlich oder sogar noch geläufiger als in Deutschland Müller oder Schmitz.
Schuldsuche bei der Schufa
Krause merkt an, sie habe von dem Inkasso-Büro die Antwort bekommen, dass sie aktuell von einem Cyberangriff betroffen seien und keinen uneingeschränkten Zugriff auf ihre Daten hätten. Sie würden sich unaufgefordert wieder melden. Ein weiteres Inkasso-Unternehmen aus Bayern teilte Krause mit, dass die von ihr benannten Anschriften von Herrn Diallo dort nicht bekannt seien. „Gegebenenfalls liegt eine Falschzuordnung seitens der Schufa Holding AG vor“, schrieb das Unternehmen.
Unzutreffende Kontonummern und intransparente Forderungen
Von den etlichen Abschnitten, die die Schufa-Auskunft hergebe, beträfe nur einer die richtige Kontonummer und dabei ginge es noch nicht einmal um eine Forderung, sagt Krause. Die Forderungen seien komplett intransparent, man könne nicht nachvollziehen, woher die Beträge kommen. Sie erstrecken sich über mehrere Jahre, dazu ist eine Kontoeröffnung aus dem Jahr 2015 aufgeführt, als der Betroffene noch gar nicht in Deutschland war. Nun heißt es, die weitere Entwicklung abzuwarten. „Viele Geflüchtete bekommen solche Schreiben und wissen sich gar nicht zu wehren. Teilweise fordern Vermieter Schufa-Auskünfte direkt an, in diesem Fall bin ich noch dazwischen.“
Schufa kann die Ursache nicht erklären
Eine Sprecherin der Schufa sagt, sie arbeite bereits seit 19 Jahren in dem Unternehmen und ein solcher Fall sei ihr noch nicht untergekommen. Sie könne sich nicht erklären, was die Ursache sei. Volker Schleede, Pressesprecher der Stadtsparkasse Düsseldorf, betont: „In der Tat melden wir, mit Zustimmung des Kunden, z. B. Kontoeröffnungen, der Schufa. Da diese mit Namen, Vornamen, Adresse und Geburtsdatum gemeldet werden, sind Verwechslungen de facto weitestgehend auszuschließen.“
Verbraucherzentrale warnt vor der Schufa
Sebastian Dreyer, Leiter der Verbraucherzentrale in Düsseldorf, merkt allerdings an: „Immer wieder einmal kommt es zu Namensverwechslungen oder Falschrecherchen bei Vertragspartnern der Schufa, die dazu führen, dass Verbraucher einen negativen Schufa-Score bekommen.“ Der Experte warnt: „Künftig möchte die Schufa von Ihnen noch mehr Daten haben. Denn jetzt bietet sie über eine Tochtergesellschaft die „Bonify-App“ an, mit der man selbst kostenlos den eigenen Schufa-Score abrufen kann. Zur Identifikation fragt die App nach dem Personalausweis oder einem Kontozugang. Nutzen Sie den Kontozugang zur Identifikation, gewähren Sie dabei dauerhaft die Einsicht in die Umsätze der letzten 90 Tage.“
Zwar dürfe die Schufa diese Daten noch nicht zur Bewertung der Kreditwürdigkeit nutzen, jedoch sei die größte Hürde durch die Hinterlegung der Kontodaten bereits genommen, sagt Dreyer. Die Zeitspanne von 90 Tagen wirke zwar gering, aber „diese Zeitspanne ist ausreichend, um entscheidende Daten über Ihre Einnahmen und Ausgaben zu sammeln.“
Flüchtlingshelfer: Umgang mit den Behörden meist schwierig
Zur Betreuung der Flüchtlinge ist Elvira Krause über ihr Engagement in der Kirchengemeinde „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ gekommen. „Als die vielen Geflüchteten 2015 gekommen sind, haben wir uns überlegt, was wir machen können, um zu helfen. Wir haben ein Angebot gemacht, dass wir Räumlichkeiten und Lehrer für Deutschunterricht anbieten können.“
In Zusammenarbeit mit den Maltesern, die sich um die Geflüchteten in der Traglufthalle an der St. Franziskus-Straße gekümmert haben, habe die Kirchengemeinde Deutschunterricht angeboten. Danach wurde die Traglufthalle aufgelöst und die Geflüchteten seien in feste Unterkünfte gekommen, „aber es sind etliche Kontakte geblieben. Man konnte sich als Integrationsbetreuer melden und viele haben sich uns dann auch ausgesucht“, erzählt Krause schmunzelnd. Aktuell betreut Krause rund ein halbes Dutzend Geflüchtete.
„Die gehören schon fast zur Familie. Wir helfen denen und die helfen uns.“ Allerdings, betont Krause, war die Flüchtlingsbetreuung in den vergangenen sieben Jahren „fast ein Vollzeitjob. Es war so viel zu tun mit der Ausländerbehörde, dem Amt für Migration und Integration, dem Sozial-und Arbeitsamt, der Lehrstellen- und Arbeitsplatzsuche, das war wirklich viel Arbeit.“ Mit den Geflüchteten sei alles super, aber die Umgang mit den Behörden sei schwierig, meint Krause und lacht.