Düsseldorf. Viele S-Bahnhaltestellen in Düsseldorf sind für Menschen mit Behinderungen nur schwer zu erreichen. Das sorgt für Kritik von Experten.
Nach einem Konzert in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle schnell und bequem eine S-Bahn an den nahe gelegenen Bahnhöfen „Oberbilk S“ oder „Volksgarten S“ nehmen, um nach Hause zu fahren oder weiter zu feiern, ist für viele Besuchende eine Selbstverständlichkeit.
Für bewegungseingeschränkte Personen oder Rollstuhlfahrende ist sowohl die An- als auch die Abreise von dort mit Komplikationen verbunden.
S-Bahnhöfe am Düsseldorfer Volksgarten nicht barrierefrei
Denn: Beide S-Bahnhöfe sind nicht barrierefrei erreichbar. Lediglich eine Treppe führt an beiden Haltestellen hoch aufs Plateau. Für Sabine Humbert-Kamp, Vorsitzende des Behindertenrates Düsseldorf ein unhaltbarer Zustand: „Viele S-Bahnstationen in Düsseldorf sind eine Katastrophe und schlecht zu erreichen. Ich als sehbehinderte Person komme zumindest noch die Treppe runter, aber Menschen im Rollstuhl haben keine Chance.“
Dennoch meidet sie es, mit der S-Bahn durch Düsseldorf zu fahren. Aus hygienischen Gründen: „Ich kann mich ja immerhin an den Geländern festhalten, wenn ich die Treppen benutze, aber meistens sind dort Kaugummis angeklebt, oder andere Sachen. Das ist sehr eklig.“
Vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gab es im Stationsbericht 2021 für die Zustände an beiden Haltestellen das Prädikat „nicht tolerierbar“. Weil die S-Bahnhöfe der Deutschen Bahn gehören, habe die Stadt wenig Handlungsspielraum. Versuche, die Bundesbahn zu konsultieren, liefen in den vergangenen Jahren immer wieder ins Leere: „Als Behindertenrat steht dieses Thema seit zehn Jahren bei uns immer wieder auf der Tagesordnung. Dennoch ist es schwer, bei der Bahn einen geeigneten Ansprechpartner zu finden“, berichtet Humbert-Kalb.
Viele Einstiege in Düsseldorf auf der Straße
Bei den Straßenbahnstationen im Stadtgebiet habe sich die Situation hingegen gebessert, räumt sie ein. „Im Öffentlichen Nahverkehr in Düsseldorf wird einiges gemacht. Viele Stationen sind mittlerweile barrierefrei.“
Aber es gibt auch Haltestellen, die dafür sorgen, dass Straßenbahnen schwer zu erreichen sind, wie an der Flurstraße in Flingern oder in Bilk: „Es gibt auch weiterhin noch viele Haltestellen, die sich auf den Straßen befinden, wie beispielsweise der Karolingerplatz. Menschen, die mit Rollator unterwegs sind und im Rollstuhl sitzen, haben dann Probleme von der Straße aus einzusteigen. Viele müssen dann eine Station weiter, um dort ebenerdig einsteigen zu können“, kritisiert die Vorsitzende des Behindertenrates der Stadt.
Auch Julia Marmulla, Fraktionsvorsitzende der Düsseldorfer Linke und Fachplanerin für barrierefreies Bauen, sieht enormen Handlungsbedarf: „Viele Stationen sind immer noch nur über Stufen zu erreichen. Der barrierefreie Ausbau geht leider nur sehr langsam und mühselig voran.“
Linken-Politikerin Marmulla: „Barrierefreiheit steht hinten an“
Dabei sei Mobilität auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, betont Marmulla. Dennoch sei die Situation auch in ganz Deutschland prekär. „Das ist kein Düsseldorf-spezifisches Problem. Bei einzelnen Bauprojekten kann man mittlerweile das Gefühl bekommen, dass die Barrierefreiheit hinten ansteht.“