Düsseldorf. Wegen des Lockdowns stehen viele Friseure vor dem finanziellen Ruin. „Uns stehen die Haare zu Berge vor lauter Angst“, sagt Stefan Lupp.

Viele Branchen sind durch die Lockdowns in den vergangenen Monaten schwer angeschlagen. Auch zahlreiche Düsseldorfer Friseure stehen wegen der pandemiebedingten Schließung vor dem finanziellen Ruin. Die von der Politik versprochenen Soforthilfen bewirkten dagegen wenig.

„Uns Friseuren stehen die Haare zu Berge - vor lauter Angst, wie das alles weitergehen wird“, sagt Friseurmeister Stefan Lupp, in seiner Branche bekannt als Lupo. Er selbst hat sich vor 17 Jahren, mit 24, selbstständig gemacht und betreibt zwei Läden in Oberkassel und Carlstadt. Mit insgesamt 16 Teamkollegen, inklusive fünf Assistenten in Ausbildung, arbeitet er für gewöhnlich. Auch sie wissen nicht, wie es mit der Branche weitergeht.

Ansturm nach Lockdown wurde in Hilfen eingerechnet

„Im ersten Lockdown hatten wir für sechs Wochen zu“, berichtet Lupo. „Dann, als wir wieder öffnen durften, haben uns die Leute anfangs die Läden eingerannt.“ Danach habe sich die Lage wieder etwas beruhigt. „Für die Soforthilfen wurden diese drei Monate aber zusammengerechnet. Da wir nach dem ersten Lockdown wegen dem Ansturm mehr verdient haben, hatten wir am Ende keinen Cent Gewinn“, erklärt der Friseurmeister. Denn wer mehr einnehme als für die Betriebskosten nötig ist, habe keinen Anspruch auf die Soforthilfen.

„Meine Betriebskosten belaufen sich auf mehrere Zehntausend Euro im Monat. Wenn ich nur ein- oder zweitausend Euro mehr als das einnehme, bekomme ich keine Hilfen.“ Zum Leben bleibe so kaum etwas. Auch die Mitarbeiter stehen unter großem finanziellem Druck. Denn das Kurzarbeitergeld müssen sie versteuern, sagt Lupo. „Ich habe mit 20 Friseuren in Düsseldorf und 40 in ganz Deutschland gesprochen. 50 Prozent davon können das Kurzarbeitergeld nicht aufstocken, da sie nicht liquide sind“, so Lupo weiter. Das liege daran, dass einige gerade erst ihren Laden eröffnet haben oder alleinerziehend sind.

Kurzarbeitergeld aufstocken geht nur aus eigener Tasche

„Ich selbst konnte bis diesen Monat das Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufstocken. Damit habe ich drei Monate lang aus eigener Tasche aufgestockt“, erklärt er. Für die Zukunft sei das aber nicht gesichert. Die neue Überbrückungshilfe für den zweiten Lockdown helfe ebenfalls nicht, berichtet René Krombholz, Friseurmeister und Sprecher der Düsseldorfer Friseurinnung.

Friseur Stefan Lupp, genannt Lupo.
Friseur Stefan Lupp, genannt Lupo. © Tim Hillemacher-Forsyth

„Ab 30 Prozent Umsatzverlust hat man Anspruch auf die Hilfe. Wir haben aber im Dezember versucht, so viele Kunden wie möglich zu bedienen. Daher habe ich nun 28,9 Prozent Umsatzverlust und somit keinen Anspruch auf Hilfen“, so Krombholz. „Wer schwarz gearbeitet oder die Hände in den Schoß gelegt hat, bekommt Hilfe.“

Friseure verschulden sich

Auch bekomme man nur 90 Prozent der Fixkosten erstattet, erklärt der Innungssprecher. „Im Januar habe ich keine Einnahmen. Davon kann ich meine Miete nicht zahlen, geschweige denn die Ladenmiete. Viele Friseure verschulden sich jetzt.“ Die Januarhilfe werden alle bekommen. „Allerdings können wir die immer noch nicht beantragen“, kritisiert der Friseurmeister. Auch Friseure, die kurz vor der Rente stehen, seien gezwungen, aus ihrer Rentenkasse Geld zu nehmen, sagt Lupo. „Kredite von Banken bekommt man wegen Corona gerade nicht mehr. Da fragt man sich: Wie lange geht das noch so weiter?“