Düsseldorf. Langzeituntersuchung der Heinrich-Heine-Universität zeigt, dass Beschäftigte im Büro weniger Stress empfinden. DGB fordert schnelle Umsetzung.
Worauf bei der Arbeit im Homeoffice zu achten sei, darüber klärt eine Langzeitstudie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf. Die Studie von Betriebswirt Prof. Dr. Stefan Süß und seinem Team erklärt, wie die Umsetzung ohne Produktivitätsverluste und zu starkes Stressempfinden gelingen könne.
Studienleiter Süß erklärt zu den Ergebnissen: „Die Produktivität im Homeoffice ist zunächst zurückgegangen, hat dann aber fast das Vorkrisen-Niveau erreicht. Allerdings zeigt sich auch, dass Befragte, die im Büro arbeiten, weniger Stress empfinden als jene, die überwiegend von zu Hause aus tätig sind.” Hinzu komme, dass Mitarbeiter im Homeoffice nicht selten soziale Isolation und Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben verspüren. Süß leitet daraus ab, „dass sich Unternehmen Gedanken zu einer produktiven und für alle Beteiligten zufriedenstellenden Gestaltung der Heimarbeit machen müssen.“
Wahrnehmung von Stress hängt von persönlicher Situation ab
Allgemeine Aussagen seien aber schwierig, so Süß weiter, denn die Frage, wie Beschäftigte Stress wahrnehmen, hänge von der persönlichen Situation ab. Dabei spielen die Arbeitsbedingungen eine ebenso große Rolle wie die Frage, ob Kinder zu Hause sind. Der Wunsch, Arbeit und Privatleben voneinander abzugrenzen, sei von großer Bedeutung: „Ich rate Unternehmen dringend, diesen so gut wie möglich zu unterstützen. Das geht auch darüber, dass sich Beschäftigte darauf verlassen können, außerhalb regulärer Arbeitszeiten in Ruhe gelassen zu werden”, betont Süß.
Entscheidend sei aber auch, dass unproblematisch auf Daten zurückgegriffen werden kann und es Hilfe bei technischen Problemen gibt, erklärt der Professor. „Das gilt aber auch für die Benennung von Ansprechpartnern, an die man sich wenden kann, wenn Mitarbeiter sich überfordert fühlen. Denn wir wissen, dass dauerhafte Unzufriedenheit genauso wie Stress zu geringerer Produktivität und letztlich sogar zu gesundheitlichen Problemen führen kann“, so Professor Süß. Unabhängig davon sei es den Unternehmen zu empfehlen, für Austausch zwischen den Beschäftigten zu sorgen. Damit sei besonders die Möglichkeit gemeint, sich mit Kollegen digital zu unterhalten. „Wir wissen, dass dies Unzufriedenheit verringern und die Motivation erhöhen kann, da viele auch bei der Arbeit nach sozialen Kontakten streben. Ich empfehle hier nicht nur regelmäßige Meetings, sondern auch digitale Pausenräume, in denen ein informeller Austausch in kleinen Gruppen spontan möglich ist”, meint Stefan Süß. Technisch sei dies kein Problem.
Öffentlicher Dienst in Studie stärker vertreten
Studienteilnehmer wurden in zwei Zeiträumen befragt. Zwischen dem 7. April und dem 9. Mai 2020 befragte das Studienteam 1027 Personen. Vom 10. September bis 12. Oktober nahmen 641 Befragte teil. 302 Personen nahmen an beiden Befragungen teil. Der öffentliche Dienst sei dabei stärker vertreten als Privatunternehmen, so die Universität. Die Probanden seien gebeten worden, Einschätzungen über ihre gegenwärtige, pandemiebedingte Arbeitssituation abzugeben und Fragen zu aktuellen Empfindungen zu beantworten.
Der DGB Düsseldorf fordert derweil Arbeitgeber auf, das Homeoffice-Gebot konsequent und unverzüglich umzusetzen. „Alles andere ist angesichts der Gefahren der Corona-Pandemie unverantwortlich”, so die Düsseldorfer DGB-Vorsitzende Sigrid Wolf. „Die Arbeitgeber sind auch verpflichtet, die technischen Voraussetzungen für Homeoffice zu schaffen, sodass die Arbeitnehmer ihr Recht auf Homeoffice auch tatsächlich wahrnehmen können.” Wenn Homeoffice nicht möglich sei, müsse der Arbeitgeber zudem für die Einhaltung der Hygieneregeln sorgen und Schutzmasken zur Verfügung stellen und finanzieren, so der DGB weiter.